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Endgültiges Aus

Am 7.12.2012 erscheint das letzte Mal die "Financial Times Deutschland". Begründet wird das Ende vor allem mit Verlusten, die die Tageszeitung laut Gruner und Jahr seit ihrer Gründung 2000 schreibt. Auch das Monatsmagazin "Impulse" und "BörseOnline" sind bedroht, zurzeit werden für sie Käufer gesucht.

Von Verena Herb |
    "Am 7. Dezember ist Schluss. 7. Dezember ist die letzte Ausgabe."

    Maike Rademaker vom Gesamtbetriebsrat der Wirtschaftsmedien von Gruner und Jahr ist die Wut, vor allem aber die Enttäuschung anzusehen. So wie alle Kollegen trägt auch sie eine lachsfarbene Schleife am Revers ihres Mantels – der Trauerflor zum Ende der Financial Times Deutschland. Am Vormittag hatte der Vorstand um Julia Jäkel die Belegschaft auf einer Mitarbeiterversammlung über das Ende der Tageszeitung informiert – nachdem zwei Wochen lang in den Medien über das Ende spekuliert wurde.

    "Das ist auch einer der ganz, ganz großen Frustpunkte für die Belegschaft. Wir haben jetzt wochenlang jetzt eigentlich gehört, was mit uns passieren wird. Es ist extrem unwürdig, deprimierend – und das ist neben der Einstellung an sich das größte Problem für die Leute im Moment."

    Gegen 13 Uhr tritt Unternehmenssprecher Klaus Peter Schrack vor die Presse und begründet erstmals öffentlich das Ende der FTD:

    "Die 'Financial Times Deutschland' schreibt seit Ihrer Gründung im Jahr 2000 Verluste. Vor diesem Hintergrund sehen wir keinen Weg, die Financial Times Deutschland weiter zu betreiben. Gruner und Jahr hat sich bis zuletzt sehr intensiv, aber am Ende ohne Erfolg bemüht, einen Käufer für die FTD zu finden. Auch eine Fortführung als Online-Titel wurde erwogen. Doch nach ausgiebiger Prüfung haben wir dafür keine realistische Chance auf Erfolg gesehen.""

    Es ist die Rede von 250 Millionen Euro Verlust, den die Wirtschaftstitel in den vergangenen 12 Jahren erwirtschaftet haben. 15 Millionen Euro allein in diesem Jahr. Für das Monatsmagazin "Impulse" sowie für "BörseOnline" werden Käufer gesucht. Sollte niemand sich für die Titel interessieren, werden auch sie eingestellt.

    "Capital", einst das Zugpferd der Wirtschaftstitel, bleibt im Verlag. Wird jedoch künftig mit einem größeren wirtschaftspolitischen Fokus von einer kleineren Redaktion von Berlin aus bespielt. FDT-Redakteurin und Betriebsrätin Maike Rademaker:

    ""Heißt im Fazit für die Mitarbeiter: Über 300 Jobs werden abgebaut. In Hamburg, in Frankfurt und in den Außenstandorten und teilweise auch in Berlin. Und wir werden als Betriebsrat Sozialplanverhandlungen führen, Sozialauswahlgespräche führen. Und darauf dringen, dass die Leute in ihrer Jobsuche – ob im Konzern oder außerhalb des Konzerns unterstützt werden."

    Die betriebsbedingten Kündigungen sollen im nächsten Jahr ausgesprochen werden. Viele Mitarbeiter sind betroffen – manche können ihre Tränen kaum verbergen:

    "Wenn ich jetzt an die 320 Kollegen denke, die sich da unheimlich reingehängt haben, dann ist das eine aberwitzige Angelegenheit. Weil wir hier so großartigen Journalismus gemacht haben und so viel Großartiges geleistet haben... und wissen Sie: Wir waren auch ein Team. Das war auch mehr als nur 'ne Redaktion, wo man so zusammenarbeitet, sondern wir waren hier wirklich wie 'ne Familie, und deshalb tut das jetzt natürlich besonders weh, was hier passiert."

    Auch Maike Rademaker geht´s …

    "… beschissen. Aber wir lassen uns ja nicht unterkriegen. Diese Redaktion da drinnen und diese Leute haben innerhalb von 12 Jahren 90 Preise eingeheimst. Ich hoffe mal, dass das draußen auch so gesehen wird und dass die Leute – und das ist, glaube ich, die kleine Hoffnung, die alle haben, dass wir da draußen trotzdem einen Job finden. Da draußen... "