Einige von ihnen scheinen die Zimmer zu säubern. So sauber wie die Zimmer sind, können das allerdings nicht viele sein. Die Einrichtung selbst hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem Film "Psycho". Ich entschließe mich sicherheitshalber nicht zu duschen.
Heute früh klingelt mein Wecker um drei. Ich packe meine Sachen, um zum Flughafen zu fahren. Yeager Airport ist klein und überschaubar, aber selbst für vier Uhr morgens macht er einen seltsam verlassenen Eindruck. Der einzige andere Mensch ist der Wachmann. Im Halbschlaf wundere ich mich über die Uhren im Terminal, bis mir klar wird, dass West Virginia heute Nacht zur Winterzeit zurückgekehrt sein muss, ohne mir bescheid zu sagen.
Dem Wachmann Michael King scheint auch langweilig zu sein. Er fragt mich aus, wo ich herkomme und was ich mache und als ich es ihm sage, fängt er selbst an zu erzählen. Drei Jahre lang habe er als Wachmann für eine Kohlemine gearbeitet, sei schwer bewaffnet mit seinem Jeep über das Gelände gefahren um sicherzustellen, dass niemand den Minen zu nahe kommt. Die Bergbaugesellschaften wollten keine Zuschauer haben, wenn sie den Wald abholzten, das Unterholz verbrennten und den Boden abtrügen, bevor sie Sprengsätze ins Gestein jagten. Sei die Kohle darunter geborgen, schütteten sie die Flächen einfach wieder zu und sprühten exotische Pflanzensetzlinge darüber.
Er habe den Job hingeschmissen, weil er es irgendwann nicht mehr mit habe ansehen wollen. Er sei leidenschaftlicher Jäger und es tue ihm in der Seele weh, zu sehen, wie der Wald und die Berge zerstört würden.
Einige Stunden später lande ich in Edmonton, Kanada. Ich übernachte in einem Bed & Breakfast, das eher an "Mary Poppins" erinnert als an "Psycho". Darüber hinaus gibt es richtiges, aus echten Nahrungsmitteln hergestelltes Essen, das nicht nach Plastik schmeckt. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich die USA verlassen habe.
Mit einem köstlichen Omelette im Magen mache ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zur Universität von Alberta. Hier bin ich mit mehreren Wissenschaftlern verabredet, die sich mit den Folgen des Abbaus von Ölsanden beschäftigen.
Im Norden Albertas liegen riesige Teervorkommen im Untergrund, aus denen sich mit gewaltigem Aufwand eine Art Rohöl gewinnen lässt. Dafür werden Wälder, Moore und Boden abgetragen bis die Ölsande freiliegen. Mit heißer Natronlauge waschen die Firmen aus ihnen das Öl heraus und trennen dann Schwefel und Schwermetalle ab. Meine Interviewpartner untersuchen alle, inwieweit sich die Flächen, aus denen das Öl herausgeholt wurde, renaturieren lassen. Ihre Ergebnisse sind ernüchternd. Die Doktorandin Rebecca Rooney zum Beispiel hat ursprüngliche Feuchtgebiete mit solchen verglichen, die auf ehemaligen Ölsandabbauflächen künstlich gestaltet wurden. Die Bedingungen seien völlig andere. Gerade die Moore, die Jahrtausende gebraucht hätten, um sich zu entwickeln, könne man nicht wieder herstellen. Und Moorgebiete stellten den Löwenanteil der ursprünglichen Landschaft dar.
Morgen fliege ich nach FortMcMurray um mir die Ölsandfelder selbst anzusehen.
Die weiteren Tagebucheinträge von Monika Seynsche finden Sie unter:
Wunden der Erde - Ein Reisetagebuch
Heute früh klingelt mein Wecker um drei. Ich packe meine Sachen, um zum Flughafen zu fahren. Yeager Airport ist klein und überschaubar, aber selbst für vier Uhr morgens macht er einen seltsam verlassenen Eindruck. Der einzige andere Mensch ist der Wachmann. Im Halbschlaf wundere ich mich über die Uhren im Terminal, bis mir klar wird, dass West Virginia heute Nacht zur Winterzeit zurückgekehrt sein muss, ohne mir bescheid zu sagen.
Dem Wachmann Michael King scheint auch langweilig zu sein. Er fragt mich aus, wo ich herkomme und was ich mache und als ich es ihm sage, fängt er selbst an zu erzählen. Drei Jahre lang habe er als Wachmann für eine Kohlemine gearbeitet, sei schwer bewaffnet mit seinem Jeep über das Gelände gefahren um sicherzustellen, dass niemand den Minen zu nahe kommt. Die Bergbaugesellschaften wollten keine Zuschauer haben, wenn sie den Wald abholzten, das Unterholz verbrennten und den Boden abtrügen, bevor sie Sprengsätze ins Gestein jagten. Sei die Kohle darunter geborgen, schütteten sie die Flächen einfach wieder zu und sprühten exotische Pflanzensetzlinge darüber.
Er habe den Job hingeschmissen, weil er es irgendwann nicht mehr mit habe ansehen wollen. Er sei leidenschaftlicher Jäger und es tue ihm in der Seele weh, zu sehen, wie der Wald und die Berge zerstört würden.
Einige Stunden später lande ich in Edmonton, Kanada. Ich übernachte in einem Bed & Breakfast, das eher an "Mary Poppins" erinnert als an "Psycho". Darüber hinaus gibt es richtiges, aus echten Nahrungsmitteln hergestelltes Essen, das nicht nach Plastik schmeckt. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich die USA verlassen habe.
Mit einem köstlichen Omelette im Magen mache ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zur Universität von Alberta. Hier bin ich mit mehreren Wissenschaftlern verabredet, die sich mit den Folgen des Abbaus von Ölsanden beschäftigen.
Im Norden Albertas liegen riesige Teervorkommen im Untergrund, aus denen sich mit gewaltigem Aufwand eine Art Rohöl gewinnen lässt. Dafür werden Wälder, Moore und Boden abgetragen bis die Ölsande freiliegen. Mit heißer Natronlauge waschen die Firmen aus ihnen das Öl heraus und trennen dann Schwefel und Schwermetalle ab. Meine Interviewpartner untersuchen alle, inwieweit sich die Flächen, aus denen das Öl herausgeholt wurde, renaturieren lassen. Ihre Ergebnisse sind ernüchternd. Die Doktorandin Rebecca Rooney zum Beispiel hat ursprüngliche Feuchtgebiete mit solchen verglichen, die auf ehemaligen Ölsandabbauflächen künstlich gestaltet wurden. Die Bedingungen seien völlig andere. Gerade die Moore, die Jahrtausende gebraucht hätten, um sich zu entwickeln, könne man nicht wieder herstellen. Und Moorgebiete stellten den Löwenanteil der ursprünglichen Landschaft dar.
Morgen fliege ich nach FortMcMurray um mir die Ölsandfelder selbst anzusehen.
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Wunden der Erde - Ein Reisetagebuch