Diese spartenübergreifende Philosophie hatte Max Bill am Bauhaus in Dessau gelernt: der Alltagsgegenstand hatte nicht nur funktional, sondern schön zu sein, formschön. Die Kunst wollte die Welt verändern, und das hieß: auch die Kaffeetasse, der Stuhl, das Layout der Bücher, einfach alles musste besser werden. Und so erinnert der Kurator der Winterthurer Ausstellung, Dieter Schwarz, daran, dass für Bills ursprüngliche Disziplin, die Skulptur, das Interesse am Material wesentlich war:
"Max Bill beginnt als Bildhauer. Es ist wichtig, darauf zu insistieren, dass nicht als Maler, wie man ihn vielleicht eher kennt, in die Geschichte eintritt. Und das hat wohl damit zu tun, dass sein Interesse an Materialien, an neuen Verfahren und überhaupt an dem, was die Alltagswelt auch bietet, in den dreißiger Jahren sehr stark war, denn er hatte sich ja nach dem Bauhaus als Architekt und Reklamegrafiker in Zürich niedergelassen."
In Winterthur hat man eine Ausstellung für die "reine" und eine für die "angewandte" Kunst eingerichtet - und vollzieht so Max Bills innere Ordnung nach. Im Kunstmuseum kann man lernen, wie sich aus einfachen Konstruktionen immer komplexere Muster entwickeln, in Serie. Die Farbfelder in der Malerei, meist quadratische Formen, werden immer neu rhythmisiert; in den Skulpturen winden sich räumlich angeordnete Drei- oder Vierecke treppenartig empor. Dieses Ausprobieren abstrakter Handwerksmittel, die nichts "bedeuten", die Klarheit dieser Formensprache ist auch eine ästhetische Gegenposition zum gleichzeitig marschierenden Faschismus - Bill entwickelte seine geometrischen Grundformen in den 1930iger Jahren.
"Seine Kunst beruht auf inneren Gesetzmäßigkeiten, die ihre Voraussetzungen vorweist, die mit elementaren Dingen arbeitet und die alles Intuitive, Subjektive, Phantastische von sich weist."
Während die Kunstausstellung übersichtlich gehängt ist und sich zu Bills immer gelassener werdenden späten Mondrian-Formen vorarbeitet, wirkt die Ausstellung im Gewerbemuseum ein wenig überladen - aber sie muss auch wirklich viel auf engem Raum erzählen: Bill als Architekt, der unter härtesten Sparzwängen die Ulmer "Hochschule für Gestaltung" in einen Hügel baute; Bill der Produktdesigner, der den Ulmer Hocker, Uhren, Vasen oder Zigarettenspitzen zur "guten Form" brachte; Bill der Plakatentwerfer und Buch-Layouter. Während in der Kunstausstellung etwa eine surreale "Konstruktion mit schwebendem Kubus" uns betört, überrascht im Gewerbemuseum die Nonchalance, mit der Bill die Gestaltung eines Kleiderbügels oder Lichtschalters neben Großprojekten wie Brücken, Häusern oder Ausstellungs-Pavillons betrieb. Dem Ganzen wohnt bisweilen eine nahezu klösterliche Strenge inne. Aber: die Intelligenz dieser Entwürfe, die immer ein leicht nachvollziehbares formales Prinzip quasi vorzeigen, veranlasste den zweiten Ausstellungs-Kurator Claude Lichtenstein bei der Pressekonferenz zu dem Ausruf: "Die Welt wäre ärmer ohne diesen Korkenzieher!" Dem kann man nur beistimmen, zumal wir alle dieses Korkenzieher-Modell ausgiebig benutzt haben - die meisten freilich ohne zu wissen, dass es von Max Bill ist. Er war ein Spieler, ein spielerischer Mensch, der vieles neu erfand; immerhin ging es um die Verbesserung der Welt durch Schönheit, durch Form. Da kann man durchaus auch mit einem Korkenzieher anfangen.
"Max Bill beginnt als Bildhauer. Es ist wichtig, darauf zu insistieren, dass nicht als Maler, wie man ihn vielleicht eher kennt, in die Geschichte eintritt. Und das hat wohl damit zu tun, dass sein Interesse an Materialien, an neuen Verfahren und überhaupt an dem, was die Alltagswelt auch bietet, in den dreißiger Jahren sehr stark war, denn er hatte sich ja nach dem Bauhaus als Architekt und Reklamegrafiker in Zürich niedergelassen."
In Winterthur hat man eine Ausstellung für die "reine" und eine für die "angewandte" Kunst eingerichtet - und vollzieht so Max Bills innere Ordnung nach. Im Kunstmuseum kann man lernen, wie sich aus einfachen Konstruktionen immer komplexere Muster entwickeln, in Serie. Die Farbfelder in der Malerei, meist quadratische Formen, werden immer neu rhythmisiert; in den Skulpturen winden sich räumlich angeordnete Drei- oder Vierecke treppenartig empor. Dieses Ausprobieren abstrakter Handwerksmittel, die nichts "bedeuten", die Klarheit dieser Formensprache ist auch eine ästhetische Gegenposition zum gleichzeitig marschierenden Faschismus - Bill entwickelte seine geometrischen Grundformen in den 1930iger Jahren.
"Seine Kunst beruht auf inneren Gesetzmäßigkeiten, die ihre Voraussetzungen vorweist, die mit elementaren Dingen arbeitet und die alles Intuitive, Subjektive, Phantastische von sich weist."
Während die Kunstausstellung übersichtlich gehängt ist und sich zu Bills immer gelassener werdenden späten Mondrian-Formen vorarbeitet, wirkt die Ausstellung im Gewerbemuseum ein wenig überladen - aber sie muss auch wirklich viel auf engem Raum erzählen: Bill als Architekt, der unter härtesten Sparzwängen die Ulmer "Hochschule für Gestaltung" in einen Hügel baute; Bill der Produktdesigner, der den Ulmer Hocker, Uhren, Vasen oder Zigarettenspitzen zur "guten Form" brachte; Bill der Plakatentwerfer und Buch-Layouter. Während in der Kunstausstellung etwa eine surreale "Konstruktion mit schwebendem Kubus" uns betört, überrascht im Gewerbemuseum die Nonchalance, mit der Bill die Gestaltung eines Kleiderbügels oder Lichtschalters neben Großprojekten wie Brücken, Häusern oder Ausstellungs-Pavillons betrieb. Dem Ganzen wohnt bisweilen eine nahezu klösterliche Strenge inne. Aber: die Intelligenz dieser Entwürfe, die immer ein leicht nachvollziehbares formales Prinzip quasi vorzeigen, veranlasste den zweiten Ausstellungs-Kurator Claude Lichtenstein bei der Pressekonferenz zu dem Ausruf: "Die Welt wäre ärmer ohne diesen Korkenzieher!" Dem kann man nur beistimmen, zumal wir alle dieses Korkenzieher-Modell ausgiebig benutzt haben - die meisten freilich ohne zu wissen, dass es von Max Bill ist. Er war ein Spieler, ein spielerischer Mensch, der vieles neu erfand; immerhin ging es um die Verbesserung der Welt durch Schönheit, durch Form. Da kann man durchaus auch mit einem Korkenzieher anfangen.