So singt Belial, im Alten Testament der ranghöchste Engel der Finsternis, der sich als erfolgreicher Menschenverderbers erwies. Noch durch die Apokryphen des Neuen Testaments geistert dieser Dämon als Garant des Prinzips Bosheit.
Belial singt in der gastronomisch bestens bespielten Amsterdamer Stadsschouwburg mit frisch gepresstem Tenor. Er stützt sich auf eine dem "Volkslied" abgeschauten Weise. Jeroen de Vaals Partie wurde ein Orchesterarrangement untergezogen, als müsse eine Liebesintrige im "Braunen Bären" am Wolfgangsee illustriert werden. So also – aber hallo! – soll Verführung heute klingen!? Lebenspraktisch kommt sie bevorzugt wohl eher kalorienarm des Wegs, nicht wie in Buttercreme gebettet.
Betulich-operettig also erfolgt der menschheitsgeschichtlich nachhaltig wirksame Hinweis des Schlangerichs an Eva auf den Baum der Erkenntnis. Doch auch hinten in der Höhe: die guten Engel sungen mit feinen Zungen in Formeln einer nicht minder wohlklingenden Neotonalität.
Rob Zuidam schrieb vor einiger Zeit bereits im kleinen Format das Kammerstück "Der Hund". Nun verhandelte er im großen Format eines der größten Menschheitsthemen. Dies ist zunächst durch das zweite und dritte Kapitel der Genesis auf uns gekommen (und bekannt heute vor allem noch durch mittelalterliche und frühneuzeitliche Tafelbilder in den einschlägigen Museen).
Der Komponist griff auf ein Drama aus der Amsterdamer Lokalgeschichte zurück – auf ein protestantisches LehrDrama von Joost van der Vondel, das wohl um 1664 auch aufklärerische Funktionen wahrgenommen hat. Denn es verhandelt unterm legendären Apfelbaum im Garten des Hofguts Eden den Konflikt zwischen Lust und Pflicht, das Spannungsverhältnis von religiösem Gehorsam und menschlichem Selbstbewusstsein. Interessant an der Versuchsanordnung ist da, dass Eva bereits in den Apfel gebissen und Erkenntnis gehabt hat, während sich Adam noch langwierig mit Gewissensbissen herumplagt. Überhaupt wird Eva – die exotische Sopranistin Claron McFadden – besser bedient als ihr Partner. Ihre Partie ist mit großen Ariosi und Koloraturen ausgelegt (wie zuletzt die der "Proserpina" von Wolfgang Rihm in Schwetzingen). Sie wird aber auch in ansprechende Ensemble-Szenen eingefügt.
Würde sich der Anlass ästhetisch lohnen, dann ließe sich erörtern, ob Prof. Zuidam den Vondel-Text verstanden hat. Von einer aufklärerischen Funktion jedenfalls vermittelte sich bei der Uraufführung nichts. Guy Cassiers, der zuletzt in Brüssel die Kinderschänder-Oper "House of the Sleeping Beauties" beschönigte, ließ einen hohen breiten Rücken auf die Bühne packen, der ebenso wie der Rest des leeren Raums von Arjen Klerkx mit raffinierten Video-Projektionen bespielt wird: da glaubt man zwischenzeitlich, auf der Haut- und Knochenfläche die steinernen Torsos von Adam und Eva zu erblicken, die sich an einen Baumstumpf der Erkenntnis lehnen. Personenführung für ein Drama aber findet gar nicht statt. Da ist das Oberstufen-Schülertheater heute in der Regel bereits etwas elaborierter.
Reinbert de Leeuw, der jahrzehntelang in Amsterdam für die Neue Musik herumturnt ist, hat sich als Dirigent zu Verfügung gestellt. Er ist zurückgesprungen – und als Bettvorleger in Plüsch gelandet.
Wahrscheinlich war Gott im Goldenen Zeitalter, weil er über so kluge, aufklärerische und humanistisch gestimmte Diener wie Joost van der Vondel verfügte, ein Holländer und Amsterdam sein Garten Eden (jedenfalls fast). Aber das ist lange vorbei. Zuletzt dienten sich ihm Leute wie Rob Zuidam an. Und das hat er nun davon. Sogar, in Anlehnung an "Zar und Zimmermann", einen dilettantisch klappernden Holzschuhtanz.
Belial singt in der gastronomisch bestens bespielten Amsterdamer Stadsschouwburg mit frisch gepresstem Tenor. Er stützt sich auf eine dem "Volkslied" abgeschauten Weise. Jeroen de Vaals Partie wurde ein Orchesterarrangement untergezogen, als müsse eine Liebesintrige im "Braunen Bären" am Wolfgangsee illustriert werden. So also – aber hallo! – soll Verführung heute klingen!? Lebenspraktisch kommt sie bevorzugt wohl eher kalorienarm des Wegs, nicht wie in Buttercreme gebettet.
Betulich-operettig also erfolgt der menschheitsgeschichtlich nachhaltig wirksame Hinweis des Schlangerichs an Eva auf den Baum der Erkenntnis. Doch auch hinten in der Höhe: die guten Engel sungen mit feinen Zungen in Formeln einer nicht minder wohlklingenden Neotonalität.
Rob Zuidam schrieb vor einiger Zeit bereits im kleinen Format das Kammerstück "Der Hund". Nun verhandelte er im großen Format eines der größten Menschheitsthemen. Dies ist zunächst durch das zweite und dritte Kapitel der Genesis auf uns gekommen (und bekannt heute vor allem noch durch mittelalterliche und frühneuzeitliche Tafelbilder in den einschlägigen Museen).
Der Komponist griff auf ein Drama aus der Amsterdamer Lokalgeschichte zurück – auf ein protestantisches LehrDrama von Joost van der Vondel, das wohl um 1664 auch aufklärerische Funktionen wahrgenommen hat. Denn es verhandelt unterm legendären Apfelbaum im Garten des Hofguts Eden den Konflikt zwischen Lust und Pflicht, das Spannungsverhältnis von religiösem Gehorsam und menschlichem Selbstbewusstsein. Interessant an der Versuchsanordnung ist da, dass Eva bereits in den Apfel gebissen und Erkenntnis gehabt hat, während sich Adam noch langwierig mit Gewissensbissen herumplagt. Überhaupt wird Eva – die exotische Sopranistin Claron McFadden – besser bedient als ihr Partner. Ihre Partie ist mit großen Ariosi und Koloraturen ausgelegt (wie zuletzt die der "Proserpina" von Wolfgang Rihm in Schwetzingen). Sie wird aber auch in ansprechende Ensemble-Szenen eingefügt.
Würde sich der Anlass ästhetisch lohnen, dann ließe sich erörtern, ob Prof. Zuidam den Vondel-Text verstanden hat. Von einer aufklärerischen Funktion jedenfalls vermittelte sich bei der Uraufführung nichts. Guy Cassiers, der zuletzt in Brüssel die Kinderschänder-Oper "House of the Sleeping Beauties" beschönigte, ließ einen hohen breiten Rücken auf die Bühne packen, der ebenso wie der Rest des leeren Raums von Arjen Klerkx mit raffinierten Video-Projektionen bespielt wird: da glaubt man zwischenzeitlich, auf der Haut- und Knochenfläche die steinernen Torsos von Adam und Eva zu erblicken, die sich an einen Baumstumpf der Erkenntnis lehnen. Personenführung für ein Drama aber findet gar nicht statt. Da ist das Oberstufen-Schülertheater heute in der Regel bereits etwas elaborierter.
Reinbert de Leeuw, der jahrzehntelang in Amsterdam für die Neue Musik herumturnt ist, hat sich als Dirigent zu Verfügung gestellt. Er ist zurückgesprungen – und als Bettvorleger in Plüsch gelandet.
Wahrscheinlich war Gott im Goldenen Zeitalter, weil er über so kluge, aufklärerische und humanistisch gestimmte Diener wie Joost van der Vondel verfügte, ein Holländer und Amsterdam sein Garten Eden (jedenfalls fast). Aber das ist lange vorbei. Zuletzt dienten sich ihm Leute wie Rob Zuidam an. Und das hat er nun davon. Sogar, in Anlehnung an "Zar und Zimmermann", einen dilettantisch klappernden Holzschuhtanz.