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Energie aus dem Garten

Dezentralisierung heißt das Schlagwort auf der diesjährigen, der Jubiläums-Renexpo von Augsburg. Nicht erst seit der alternative Energielieferant Lichtblick gemeinsam mit VW die Möglichkeit eines autonomen Miniblockheizkraftwerkes aufgezeigt hat, ist das Interesse bei den Verbrauchern groß, unabhängig und dezentral die eigene Energie zu beziehen. Renexpo-Gründer Johann-Georg Röhm hielt heute morgen bei der Eröffnung dem Publikum die Bioenergiedörfer Deutschlands vor Augen:

Von Susanne Lettenbauer | 24.09.2009
    "Es gibt Bioenergiedörfer, aber nicht nur in Deutschland. Ich komme gerade aus Portugal zurück. Ich war sehr erstaunt, dass wir dort dezentrale Strukturen schon haben. Wir haben hier zum Beispiel auch ein Cluster aus Unga Richtung Ukraine sitzen, die sich sehr stark bemühen, dezentrale Energiestrukturen aufzubauen."

    Eine Möglichkeit bietet die erstmals präsentierte Kleinwindanlage Whisper der amerikanischen Firma Skystream Energy. In den USA ein Renner unter den Ministromerzeugern müssen die mit knapp vier Meter Durchmesser großen Rotoren und einer Leistung von 2,4 kW erst den Markt in Europa erobern, sagt Oliver Gall von der Vertriebsfirma Techno Sun:

    "Wenn einer das mag und sagt, ich möchte gern autonom sein oder ich habe ein Gartenhaus, da kann man sich das ganz gut vorstellen. Oder im Schrebergarten, da machen die keinen Lärm, die produzieren Strom, wenn man die aufs Dach installiert. Dann haben sie Licht und Radio und fürs Fernsehschauen genug Energie, um sich da das Leben ein bisschen angenehmer zu machen."

    Obwohl schon seit Jahren präsent, wird erst in diesem Jahr den Kaminöfen eine Sonderstellung auf der Messe eingeräumt. Kamine, die bei einigen Herstellern nur noch Brennzellen heißen, leisten heute nicht mehr nur eine romantische Atmosphäre auf der Wohncouch, sondern müssen auch das gesamte Haus heizen können, sagt Peter Knörzer von der Augsburger Kachelofen GmbH:

    "Das ist kein reiner Kaminofen mehr, sondern ist eben eine Brennzelle. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen: Sie können es mit verschiedenen Wasserwäremleistungen haben. Wir sehen es hier, da gibt es 50 Prozent, 68 Prozent oder 72 Prozent, dann auch mit separater Luftsteuerung."

    Ganz oben auf der Liste der Heizmittel stehen unanfechtbar Holz und Pellets in allen Größen. Ganz angenehm wäre Michael Ehrlein, dem Vertreter der KWB-Biomasseheizungen, wenn er auf der Messe Alternativen zu den Pellets hätte anbieten können. Seit Jahren forschen seine Kollegen an der Verwendung von Grünpflanzen für ihre Blockheizkraftwerke. Doch man ist erst am Anfang, sagt Ehrlein:

    "Nein, da sind wir von abgekommen. Wir haben lange genug Versuche gefahren mit Miscanthus und anderen Energiepflanzen. Wir haben in unserem Stammwerk wirklich jahrelang geforscht in unserer Versuchsstation in Österreich. Wir sind aber davon abgekommen. Wir gehen jetzt auf schnellwachsende Hölzer, das heißt auf Weiden und Pappeln, die kann man schon nach zwei Jahren ernten. Die sind mit dem Mähdrescher häckselbar und haben auch das Dreifache an Ertrag wie die Grünpflanzen."

    Noch sei man ganz am Anfang der Forschung, auch wenn futuristische Wärmepumpenformen und bunte Heizkörper vermitteln könnten, dass hier weniger Inhalte als das Äußere präsentiert würden.

    Die seit April 2009 geltende EU-Richtlinie für erneuerbare Energien müsse als ein Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft begriffen werden, so Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. In der Forderung, bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Prozent der Energien aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen, stecke eine nicht zu vernachlässigende Chance bei dem Weg aus der Wirtschaftskrise. Das solle auch nach dem Wahlsonntag noch verbindlich sein, so der Minister mit Blick auf die Diskussionen um Atom- und Kohlekraft:

    "Diese verbindlichen nationalen Ziele dienen gemäß Richtlinientext in erster Linie dazu, Investitionssicherheit zu schaffen. Und das betone ich gerade in Richtung der Bundestagsabgeordneten sehr deutlich. Sie wissen schon, was ich meine."

    Um den Wettbewerb noch ein wenig anzukurbeln, verleiht die Jubiläumsmesse erstmals den "Design meets Efficiency"-Award. Der Preis geht an Architekten, die neuartige und innovative Raumkonzepte entwickelt haben.