"Wir sind so wenige Leute in Island, dass wir alle zwei oder drei Rollen zugleich spielen müssen", lacht Haraldur Johnsson und lässt spontan seinen auch mit rund 60 Jahren noch wohltönenden Bassbariton erklingen. Lange Jahre hat er an der Reykjaviker Oper gesungen, und Schuberts Winterreise beherrscht er noch immer nahezu perfekt.
Auch Johnsson ist oft unterwegs. Denn im Hauptberuf arbeitet er als Geologe bei der Nationalen Energiebehörde. Doch was er bei seinen Wanderungen über das Hochland zu den Vulkanen, Geysiren und Gletschern der Insel in den letzten Jahren beobachten muss, stimmt ihn mehr als besorgt: Die Temperaturen steigen, und die Eismassen ziehen sich zurück. In zwei Jahrhunderten, so seine Prognose, werden alle Gletscher verschwunden sein.
"Am auffälligsten wird sich natürlich die Szenerie verändern. Darüber hinaus aber hängt die ganze Infrastruktur des Landes von den Gletscherbewegungen ab. Der Lauf der Flüsse wird sich verändern. Während des Abschmelzprozesses werden die Wassermassen steigen und die Möglichkeiten der Energieerzeugung mit Wasserkraftwerken erhöhen."
Selbst wenn die Welt sofort von fossilen Ressourcen auf alternative saubere Energien umsteigen würde, könnte dies den Gletschern nicht helfen. Aber, so Helgasson, je früher man damit beginnt, desto eher wäre dieser Prozess wieder umzudrehen. Island geht dabei mit gutem Beispiel voran: Schon jetzt deckt das Land seinen Energiebedarf zu 70 Prozent aus Geothermik und Wasserkraft. Fast alle Haushalte werden durch die heißen Quellen unter der Erde gewärmt, die Kraftwerke an den reißenden Strömen produzieren mehr Energie, als der heimische Markt benötigt. Öl und Benzin brauchen noch die Fischereiflotte und die 200.000 Autos, welche die Straßen der Hauptstadt verstopfen. Doch auch dies soll sich ändern. Deutsche und isländische Wissenschaftler und Ingenieure tüfteln an einem Projekt, das die Schiffsmotoren von Diesel auf Wasserstoff umrüsten soll.
Direkt kann Island seine saubere Energie nicht exportieren. Dazu sind die Entfernungen an die Küsten der USA und Europas zu weit. Stattdessen hat man einen anderen Weg eingeschlagen: Mit internationalem Kapital wird nun schon das dritte Werk für die Aluminiumproduktion – diesmal im Osten der Insel gebaut. Die Produktion ist extrem energieintensiv, und so rechnen sich die Transportkosten für die Rohstoffe und die Fertigprodukte. Hinzu kommt, dass damit die ökologische Bilanz für die Isländer wie auch global stimmt: Würde dieses Aluminium auf dem Kontinent mit fossiler Energie hergestellt, meint Thorkel Helgasson, der Generaldirektor von Orkustofnun, der Energiebehörde, wäre die CO2-Belastung erheblich größer.
"Im Augenblick ist es so, es ist etwa im Gleichgewicht die Energiemenge, die wir exportieren, auf diese Weise und die Energiemenge, die wir auf dem Gebiet der fossilen Brennstoffe einführen. Wir meinen, wir leisten auf diese indirekte Weise einen ziemlich großen Beitrag zu dem Klimaproblem."
Das vom amerikanischen Alcoa-Konzern geplante Aluminiumwerk ist im Moment noch im Bau. Es wird mit dem Strom eines Wasserkraftwerks beliefert werden, das im Sommer nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. Dafür wurden zwei Flüsse im Karahnjukar-Gebiet gestaut, die ein weites Areal einzigartiger Hochland-Natur mit Wasser bedecken. Lange hat man in Reykjavik keine so große Protestdemonstrationen gesehen wie in diesem Sommer gegen dieses Projekt, das für Thursted Hilmarson, den Unternehmenssprecher des für den Staudamm verantwortlichen größten isländischen Energiekonzern Landsvirkjun, unter ökonomischen Gründen für Island freilich nur Vorteile bringt:
"Das Kraftwerk bringt uns Einkommen in ausländischer Währung. Die Wertschöpfung bei der Aluminiumproduktion bleibt durch die Energiepreise, Arbeitslöhne und Dienstleistungen bis zur Hälfte und mehr im eigenen Lande. Jedenfalls ist dies der bisher erfolgreichste Weg, die Einkommen in Island auf andere Weise als durch den Fischfang zu steigern."
Auch Johnsson ist oft unterwegs. Denn im Hauptberuf arbeitet er als Geologe bei der Nationalen Energiebehörde. Doch was er bei seinen Wanderungen über das Hochland zu den Vulkanen, Geysiren und Gletschern der Insel in den letzten Jahren beobachten muss, stimmt ihn mehr als besorgt: Die Temperaturen steigen, und die Eismassen ziehen sich zurück. In zwei Jahrhunderten, so seine Prognose, werden alle Gletscher verschwunden sein.
"Am auffälligsten wird sich natürlich die Szenerie verändern. Darüber hinaus aber hängt die ganze Infrastruktur des Landes von den Gletscherbewegungen ab. Der Lauf der Flüsse wird sich verändern. Während des Abschmelzprozesses werden die Wassermassen steigen und die Möglichkeiten der Energieerzeugung mit Wasserkraftwerken erhöhen."
Selbst wenn die Welt sofort von fossilen Ressourcen auf alternative saubere Energien umsteigen würde, könnte dies den Gletschern nicht helfen. Aber, so Helgasson, je früher man damit beginnt, desto eher wäre dieser Prozess wieder umzudrehen. Island geht dabei mit gutem Beispiel voran: Schon jetzt deckt das Land seinen Energiebedarf zu 70 Prozent aus Geothermik und Wasserkraft. Fast alle Haushalte werden durch die heißen Quellen unter der Erde gewärmt, die Kraftwerke an den reißenden Strömen produzieren mehr Energie, als der heimische Markt benötigt. Öl und Benzin brauchen noch die Fischereiflotte und die 200.000 Autos, welche die Straßen der Hauptstadt verstopfen. Doch auch dies soll sich ändern. Deutsche und isländische Wissenschaftler und Ingenieure tüfteln an einem Projekt, das die Schiffsmotoren von Diesel auf Wasserstoff umrüsten soll.
Direkt kann Island seine saubere Energie nicht exportieren. Dazu sind die Entfernungen an die Küsten der USA und Europas zu weit. Stattdessen hat man einen anderen Weg eingeschlagen: Mit internationalem Kapital wird nun schon das dritte Werk für die Aluminiumproduktion – diesmal im Osten der Insel gebaut. Die Produktion ist extrem energieintensiv, und so rechnen sich die Transportkosten für die Rohstoffe und die Fertigprodukte. Hinzu kommt, dass damit die ökologische Bilanz für die Isländer wie auch global stimmt: Würde dieses Aluminium auf dem Kontinent mit fossiler Energie hergestellt, meint Thorkel Helgasson, der Generaldirektor von Orkustofnun, der Energiebehörde, wäre die CO2-Belastung erheblich größer.
"Im Augenblick ist es so, es ist etwa im Gleichgewicht die Energiemenge, die wir exportieren, auf diese Weise und die Energiemenge, die wir auf dem Gebiet der fossilen Brennstoffe einführen. Wir meinen, wir leisten auf diese indirekte Weise einen ziemlich großen Beitrag zu dem Klimaproblem."
Das vom amerikanischen Alcoa-Konzern geplante Aluminiumwerk ist im Moment noch im Bau. Es wird mit dem Strom eines Wasserkraftwerks beliefert werden, das im Sommer nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. Dafür wurden zwei Flüsse im Karahnjukar-Gebiet gestaut, die ein weites Areal einzigartiger Hochland-Natur mit Wasser bedecken. Lange hat man in Reykjavik keine so große Protestdemonstrationen gesehen wie in diesem Sommer gegen dieses Projekt, das für Thursted Hilmarson, den Unternehmenssprecher des für den Staudamm verantwortlichen größten isländischen Energiekonzern Landsvirkjun, unter ökonomischen Gründen für Island freilich nur Vorteile bringt:
"Das Kraftwerk bringt uns Einkommen in ausländischer Währung. Die Wertschöpfung bei der Aluminiumproduktion bleibt durch die Energiepreise, Arbeitslöhne und Dienstleistungen bis zur Hälfte und mehr im eigenen Lande. Jedenfalls ist dies der bisher erfolgreichste Weg, die Einkommen in Island auf andere Weise als durch den Fischfang zu steigern."