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Nationale Wasserstoffstrategie
Energieexperte Sterner: "Bundesregierung ist auf richtigem Weg"

Die nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung geht nach Ansicht des Energieexperten Michael Sterner in die richtige Richtung. Wenn man jetzt nichts tue, verfehle man die Klimaschutzziele, sagte der Professor für Energiespeicher und Erneuerbare Energien an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg im Deutschlandfunk.

    Ein Wasserstoff-Tank steht im Enertrag-Hybridkraftwerk in Brandenburg.
    Mit erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff soll eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen. (picture alliance / dpa / Fabian Sommer)
    Allerdings seien die Mengen, die man an grünem Wasserstoff brauche, sehr groß. Und er könne nicht so schnell hergestellt werden, wie man ihn benötige. Deshalb werde man auch blauen Wasserstoff brauchen sowie den Import von grünem Wasserstoff. Hier müsse auf wertebasierte Partnerschaften mit anderen Ländern gesetzt werden. Sterner betonte, grüner Wasserstoff könne vor allem in der Industrie und im Verkehrssektor eingesetzt werden, weniger im Bereich Wärme. Das Heizen mit Wasserstoff sei zu ineffizient.

    Kemfert: blauer Wasserstoff verursacht zu viele Emmissionen

    Die Klimaökonomin Claudia Kemfertkritisierte, dass die Bundesregierung auch auf blauen Wasserstoff setzt. Sie sagte im Klima-Podcast bei MDR AKTUELL, der mit Erdgas produzierte blaue Wasserstoff verursache zu viele Emmissionen und die Einlagerung berge Umweltrisiken. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen habe deshalb in einem Sondergutachten explizit von blauem Wasserstoff abgeraten. Nur grüner Wasserstoff sei wirklich emmissionsfrei, betonte Kemfert.
    Sie sprach sich dafür aus, auch den Import von Wasserstoff zu reglementieren. Dabei sollte die Bundesregierung Druck ausüben, dass andere Länder auf grünen Wasserstoff setzten und nicht auf blauen.

    Stark-Watzinger: Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil der Energiewende

    Nach der Vorlage des Bundeskabinetts, die heute beschlossen wurde, soll grüner Wasserstoff in der deutschen Stahl- und Chemieindustrie zunehmend klimaschädliche Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Gas ablösen.Unter anderem sollen hunderte Kilometer Wasserstoffleitungen entstehen. Forschungsministerin Stark-Watzinger, FDP, sagte in Berlin, Wasserstoff sei das noch fehlende Puzzleteil der Energiewende. Es biete die Chance, Energiesicherheit mit Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden.
    Der aktualisierten nationalen Wasserstoffstrategie zufolge ist der Einsatz des Energieträgers auch bei besonders schweren Lastkraftwagen, im Schiffsverkehr sowie bei Kurz- und Mittelstreckenflügen geplant. Die dafür nötigen Anlagen sollen in den kommenden Jahren ausgebaut werden.
    Diese Nachricht wurde am 27.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.