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Energiehunger wächst weltweit

Die Nachfrage nach Energie wird stetig größer. Das macht der neue Weltenergiebericht unmissverständlich klar. Insbesondere in den Schwellenländern steigt der Energiebedarf - bis 2035 wird beispielsweise China ein Fünftel des weltweiten Energieangebotes verbrauchen.

Von Günter Hetzke |
    Die Fachleute der Internationalen Energieagentur haben diesen Blick in die Zukunft geworfen und heute einen Ausblick bis zum Jahr 2035 veröffentlicht, eine Prognose also, die bei aller Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung zu einem ganz eindeutigen Ergebnis kommt. Der Energieverbrauch weltweit wird weiter zunehmen, auch wenn der Anstieg vielleicht nicht mehr ganz so stark sein wird, wie in der Vergangenheit.

    In früheren Weltenergieberichten war von einem durchschnittlichen Verbrauchsanstieg von 1,4 Prozent pro Jahr die Rede, jetzt gehen die Fachleute von einem Anstieg um 1,2 Prozent aus. Der Grund für diese Annahme des gebremsten Anstiegs ist, dass vor allem die Industriestaaten ihren Verpflichtungen zum Klimaschutz nachkommen werden und deshalb künftig effektiver mit Energie umgehen als bisher. Nichtsdestotrotz: Unter dem Strich bleibt die klare Erkenntnis: Weltweit betrachtet steigt der Energieverbrauch. Es werden also immer mehr Ressourcen benötigt.

    Und hier geht die Nachfrage quer durch die Bank, was ja auch nicht verwundert. Wenn der Weltenergieverbrauch steigt, dann wird auch weiterhin jede Ressource genutzt.

    Öl bleibt nach Ansicht der Experten der dominierende Treib- oder Brennstoff, auch wenn der Verbrauch bis zum Jahr 2035 leicht zurückgehen könnte, zum einen, weil Erdöl – laut der Prognose – immer teurer werden wird – das also auch eine schlechte Nachricht für die Verbraucher, die den Tank im Heizungskeller oder im Auto füllen müssen; die erschwinglichen Zeiten sind wohl, bis auf immer mal wieder kleinere Schwankungen, endgültig vorbei. Zum anderen wird der Ölverbrauch eben genau wegen der steigenden Preise etwas sinken, denn natürlich sind Unternehmen bemüht Kosten zu senken, werden effektive Motoren und Maschinen entwickeln, aber eben auch verstärkt andere Energiequellen nutzen.

    Bei Kohle ist die Entwicklung ähnlich. Auch hier wird der Verbrauch dieses Energieträgers zunächst zunehmen, laut Prognose bis zum Jahr 2020, und dann auf diesem Niveau verharren.

    Der Anteil der Atomenergie zur Deckung des weltweiten Energiehungers wird – nach Ansicht der Experten – leicht steigen. Er liegt derzeit bei sechs Prozent und wird bis zum Jahr 2035 auf acht Prozent klettern.

    Überdurchschnittlich wird wohl die Gasnutzung zunehmen, denn dieser Energieträger gilt als klimafreundlich. Hier also eine rosige Zukunft. Und sollte es der Kohleindustrie nicht gelingen, den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Energieerzeugung zu verringern, woran ja derzeit mit der sogenannten CCS-Technologie gearbeitet wird, dann könnte das noch einen zusätzlich Schub für die Nutzung von Erdgas geben.

    Und dann noch der Blick auf die erneuerbaren Energien, also Strom aus Wasser-, Wind- oder Sonnenkraft zum Beispiel, aber auch Erdwärme oder Biomasse. Der Anteil dieser Energieträger wird sich nach der Prognose in den kommenden 25 Jahren verdoppeln – von derzeit sieben auf dann 14 Prozent. Hier weisen die Experten aber darauf hin, dass das Potenzial dieser Energieträger ohne Frage groß und weiter ausbaufähig ist. Da könnte also viel mehr passieren, wenn denn die einzelnen Länder die Entwicklung mehr als bisher fördern, damit erneuerbare Energien wettbewerbsfähig gegenüber den anderen Energieträgern werden und damit am Ende auch preiswert. In diesem Bereich wäre also durchaus mehr drin. Der große Konkurrent ist das ebenfalls als umweltfreundlich geltende – bereits angesprochene - Erdgas. Niedrige Erdgaspreise würden den Ausbau wohl bremsen.

    Und wo ist der Energiehunger besonders groß?

    Es sind natürlich die Länder, in denen sowohl die Wirtschaft als auch die Bevölkerung deutlich wachsen wird. Das liegt selbst für einen Laien auf der Hand. Insofern, was die Gesamtmenge bei den Energieträgern betrifft, wird China die Nummer Eins bleiben. Laut Schätzung nutzt China bis 2035 ein Fünftel des weltweiten Energieangebotes. Zweitgrößter Energieverbraucher bleiben die USA, die einfach zu verschwenderisch mit Energie umgehen. Und auf Platz drei, dann aber – sportlich gesprochen, mit weitem Abstand - ein weiteres industrielles Schwellenland, nämlich Indien.