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Energieverbrauch in Schwellenländern

Trotz des schlechten Vorbilds der USA sind sich die Schwellenländer bewusst, dass sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen und sie sind bereit, Hilfe anzunehmen. Wie ihnen geholfen werden kann, dazu fand in Berlin eine Veranstaltung der GTZ statt, der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit.

Von Dorothea Jung | 04.10.2005
    China: Ein Land an der Schwelle zum modernen Industriestaat. Ein Land mit Wirtschaftswachstum und steigendem Wohlstand. Zahlreiche deutsche Firmen versuchen, im Chinesischen Fernsehen ihre Unternehmen bekannt zu machen. Denn das Schwellenland China ist ein Markt der Zukunft.

    Mit der Wirtschaft wächst der Energieverbrauch. China ist deswegen auch ein Land mit großen energiepolitischen Problemen, sagt Jörg Moczadlo, der in Peking die deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, GTZ, repräsentiert:

    "China verfügt über Kohlereserven und richtet seine Energiepolitik sehr stark auf die Nutzung der natürlichen Ressource Kohle aus. Die Kohle trägt zu knapp 80 Prozent zur Erzeugung elektrischer Energie bei."

    Ein Anteil, der in aller Regel aus Kraftwerken mit veralteten Technologien kommt. Das bedeutet meist nicht nur niedrige Wirkungsgrade, sondern auch hohe CO-2-Emissionen. Die Bundesrepublik hat sich deswegen entschlossen, China dabei zu helfen, seine Kraftwerke effizienter zu machen:

    "Wir entwickeln zusammen mit chinesischen Ministerien entsprechende Energiepolitiken. Dann helfen wir, konkrete Umsetzungsmaßnahmen mit den chinesischen Partnern zu entwickeln und wir unterstützen auch auf der Durchführungsebene: Durch Messungen zum Beispiel, durch Optimierungsmaßnahmen, so dass die Kraftwerke effizienter und umweltschonender betrieben werden."

    China ist kein Einzelfall. Energieprobleme haben alle so genannten Schwellenländer. Denn während Europa und Nordamerika ihre Entwicklung zu modernen Industriestaaten in einer Zeit durchlebten, als Energiesparen noch kein Thema war, befinden sich Schwellenländer wie China und Indien heute in dem Dilemma, ihr Wirtschaftswachstum nur mit steigendem Energiebedarf realisieren zu können. Und das in einer Welt, in der die Energieressourcen immer weniger und immer teurer werden, so Arno Tomowski von der GTZ:

    "Wir können es den Ländern natürlich nicht verwehren, auf einen ähnlichen Wohlstand zu kommen , den wir haben. Auf der anderen Seite, wenn wir es realistisch sehen, wird es einfach nicht möglich sein. Das heißt, wir müssen versuchen, den Ländern die Möglichkeit zu geben, einen möglichst energieeffizienten Wachstumspfad einzuschlagen. "

    Damit die Staaten voneinander lernen können, welche Ansätze zur Energie-Effizienz erfolgreich sind, hat die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit verschiedene Schwellenländer im Rahmen der zurzeit in Berlin stattfindenden Asien-Pazifik- Wochen zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Dort treffen sie zum Beispiel auf Energie-Fachleute wie Albrecht Kaupp. Kaupp berät das Energieministerium in Neu Delhi. Seiner Meinung nach ist es sinnvoll, beim Energiesparen auf verschiedensten Ebenen anzusetzen:
    "Wir haben ein Beratungsprogramm, da geht es ganz einfach darum, Indien zu unterstützen in der Umsetzung eines Energie-Einspargesetzes, das vorschreibt, dass Industrie und Haushalte, auch die Geräte-Hersteller, bestimmte Normen einhalten müssen , also Maximum-Normen, was ein Industrieprodukt an Energie verbrauchen könnte. Dann geht es auch darum, modernste Technologien in Indien einzuführen. Auch um den Technologietransfer von den besten indischen Firmen zu den schlechtesten in Indien geht es."

    Aber nicht nur die boomenden Asienstaaten haben mit Energieproblemen zu kämpfen. Selbst in den ärmsten Ländern Afrikas werden in Zukunft die Energiekosten viel höher sein, als sie es bei uns jemals waren. Davon ist Arno Tomowski überzeugt. Deswegen müsse auch in diesen Ländern ein Umdenken einsetzen:

    "Ich kann jeden Dollar nur einmal ausgeben. Und wenn der Dollar dazu benutzt werden muss, die Energierechnung eines Landes zu decken, dann steht er einfach nicht mehr für soziale Faktoren zur Verfügung. Und deswegen ist es mir wichtig, zu verstehen, dass dieses Thema Energie-Effizienz eigentlich ein soziales, gesellschaftliches ist; wo nicht nur die Energie-Leute eine Verantwortung tragen, sondern, wo die Gesellschaft als Ganzes angesprochen werden muss."