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Energiewende
Netzbetreiber Amprion legt Bilanz vor

Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland sollen eines der wichtigsten Projekte der Energiewende vorantreiben: die Stromautobahnen. Gegenwehr kommt von den Anwohnern. Wie kann der Ausbau der Trassen gelingen? Dazu hat heute einer der Netzbetreiber, Amprion, seine Vorstellungen vorgelegt.

Von Michael Braun | 24.06.2015
    Starkstrommasten in Bayern
    "Wenn der Netzausbau in Deutschland jetzt nicht zügig Fahrt aufnimmt, kommt die Energiewende zum Erliegen", warnt Amprion (Karl-Josef Hildenbrand, dpa picture-alliance)
    In vier Jahren wird das Kernkraftwerk Philippsburg bei Karlsruhe stillgelegt. Wo dann der Strom herkommt, ist noch nicht klar:
    "Also, Licht ausmachen ist für uns nicht die Option", sagt Klaus Kleinekorte, technischer Geschäftsführer des Höchstspannungsnetzbetreibers Amprion. Das Netz, das Windstrom aus dem Norden und Sonnenstrom aus dem Süden dorthin bringen könnte, ist noch nicht fertig. Wahrscheinlich läuft es ein Jahr auf Provisorien hinaus. Billiger werde es dadurch nicht:
    "Jedes Jahr, was der Netzausbau mehr oder weniger noch länger dauert, kostet Geld."
    Ist es fünf vor zwölf?
    Wahrscheinlich gelingt es, diese Kosten auf die Stromkunden abzuwälzen. Aber die energiepolitisch motivierte Notwendigkeit, ein neues Netz für die Zeit nach der Energiewende zu bauen, sollte nicht verblassen. Der kaufmännische Geschäftsführer des Unternehmens, Hans-Jürgen Brick, macht den Eindruck, es sei fünf vor zwölf:
    "Wenn der Netzausbau in Deutschland jetzt nicht zügig Fahrt aufnimmt, kommt die Energiewende zum Erliegen."
    Amprion weiß, dass es dazu eines gesellschaftlichen Konsenses bedarf, startet an den Baustellen und im Internet auch einen Dialog mit Kunden und Kritikern. Der Plan ist, das bislang schon 11.000 Kilometer lange Netz im westlichen Teil Deutschlands - dem früheren Einflussbereich des früheren Netzeigentümers RWE - zu verstärken, aus- und vor allem umzubauen. Es soll ein "atmendes" System entstehen, eines, das den neuen Energiequellen Wind und Sonne mit ihrer naturgemäß schwankenden Lieferfähigkeit angepasst ist: Wechselstromleitungen sammeln den Windstrom im Norden und den Sonnenstrom im Süden ein. In der Mitte werden zumindest für eine noch längere Übergangszeit konventionelle Kraftwerke eingebunden. Und das ganze System wird mit Gleichstromtrassen verbunden, die für den Ausgleich sorgen.
    Amprion: Nachbarländer warten auf Netzausbau
    Was sich wie ein nationaler Netzplan anhört, sei aber mit den europäischen Nachbarn abgestimmt. Die erwarteten das neue deutsche Netz sehnsüchtig, meinte Technikchef Kleinekorte:
    "Die europäischen Kollegen sagen natürlich: Endlich baut ihr mal die Netzstruktur, die Deutschland schon seit einem Jahrzehnt mindestens braucht, damit ihr euren Windstrom von Nord nach Süd selber transportieren könnt und ihn nicht immer durch unsere Netze schiebt."
    Amprion plant, zwischen 2015 und 2024 5,4 Milliarden Euro zu investieren. Die Eigentümer - zu gut einem Viertel immer noch RWE, dann Finanzinvestoren wie Versicherungen und Pensionskassen - machen offenbar mit. Geschäftsführer Brick:
    "Wir haben hier entsprechende Eigenkapitalzusagen auch dieser Eigentümer, sodass wir sagen können, dass komplett die 5,4 Milliarden Euro an Investitionen durchfinanziert sind."
    An einen Börsengang denke das Dortmunder Unternehmen nicht.