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Energiewendeprojekte in Rheinland-Pfalz

Windräder, Solarparks oder auch Biogasanlagen - verglichen mit herkömmlichen Kraftwerken haben erneuerbare Energiequellen ein Problem: Sie brauchen viel Platz. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz will deshalb ungenutzte Flächen in ehemaligen Liegenschaften des Militärs nutzen.

Von Ludger Fittkau |
    Photovoltaik und Windkraft in Westerwald, die Errichtung eines Energiespeichers für regenerative Energien in einem ehemaligen Tanklager der französischen Armee in der Eifel oder Energiesparkonzepte in Gewerbegebieten auf ehemaligen Militärflughäfen im Hunsrück: Geografisch und inhaltlich weit reicht das Spektrum der zehn Energieprojekte auf Militärarealen, die nun in Mainz vorgestellt wurden. Federführend ist das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung unter der grünen Ministerin Eveline Lemke. Sie will Investoren überzeugen, mit ihren Energieprojekten auch auf Flächen zu gehen, die ein gewisses Altlastenrisiko durch die ehemalige Militärnutzung mit sich bringen: Etwa Munition oder Altöl im Boden oder große Betonflächen, die schwer zu beseitigen sind. Eveline Lemke:

    "In der Regel ist es so, dass sich Investoren nicht an so schwierige Grundstücke rantrauen. Weil sie sagen, das birgt ein Risiko und an dieses Risiko gehen wir nicht ran. Wir wollen dann lieber eine Fläche, die unbelastet ist, wo wir nicht erwarten müssen, dass da noch Folgeschäden von der Nutzung vorher später bei uns aufschlagen. Und das wollen wir aufräumen, da kommt es uns drauf an, dass wir die notwendige Planungssicherheit, den notwendigen Hintergrund bieten. Das Verständnis dieses Landesregierung, der Genehmigungsbehörden und aller beteiligten Partner ist, das wir diesen Punkt gemeinsam auch überwinden."

    Binnen zwei Jahren sollen auf den zehn jetzt ausgewählten Liegenschaften Energiewendeprojekte entstehen. Die Planungshoheit liegt vor Ort bei den jeweiligen Kommunen, doch das Land Rheinland-Pfalz will die ersten Planungsschritte mit 600.000 Euro unterstützen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – kurz BIMA – will als Eigentümerin der meisten Grundstücke mit Know How helfen, so Sabine Lorscheid, BIMA-Abteilungsleiterin in Bonn:

    "Wir machen zum Teil auch Machbarkeitsstudien oder in Einzelfällen, je nachdem, wie wirtschaftlich das dann ist, gibt es auch die Möglichkeit, sich an den Erschließungskosten zu beteiligen, das ist dann immer eine Einzelfallfrage."

    Die Erfahrungen, die die BIMA bei der Begleitung der rheinland-pfälzischen Konversionsprojekte sammelt, sollen auch für Projekte in anderen Bundesländern verwendet werden. Ein besonders experimentelles Projekt wird in der Verbandsgemeinde Arzfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm gefördert – der sogenannte Energiespeicher Lichtenborn. Dort geht es darum, ehemalige Militärtanklager aus Stahlbeton so umzurüsten, dass dort regenerative Energien gespeichert werden können. Beteiligen will sich bei diesem Projekt auch der Energieriese RWE. Erhard Schaefer vom Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel betreut die Liegenschaft, die bis jetzt dem Bund gehört:

    "Es ist eine Tankanlage aus den 50er-Jahren, die wurde überwiegend von den französischen Streitkräften genutzt und war an die Pipeline-Anlage, die die ganze Bundesrepublik überzieht, angehängt und dann stillgelegt und hat ein Volumen von rund 30.000 Kubikmetern, also richtig groß."

    In Gas umgewandelte Solar- und Windenergie könnte hier künftig für längere Zeiträume gespeichert werden, so hoffen die Projektpartner. Doch auch die Erzeugung von Strom durch Photovoltaik und Windkraft ist auf alten Militärarealen sinnvoll, glaubt Sabine Lorscheid von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Denn bei Kasernen oder Flughäfen gäbe es in der Regel keine Leitungsprobleme, Stromeinspeisung ins Netz sei vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen, so Lorscheid:

    "Das ist im Grunde auch der Vorteil dieser Konversionsliegenschaften. Sie haben gute Zuwegungen, sie haben die Leitungen da, Einspeisepunkte befinden sich in der Nähe. Also im Gegensatz zu anderen Flächen im Außenbereich ist das der Vorteil gerade dieser Flächen."