Von Dagmar Röhrlich
Es war ein prähistorisches Schlachtfest: Neben einem fossilen Nilpferdschädel lagen noch die Steinklingen, mit denen vor 160.000 Jahren das Tier zerlegt worden war. Die Werkzeuge erregten die Neugier der Forscher. Aber der Sandstein in der Nähe des Dorfes Herto in der Afar-Provinz barg noch etwas viel Sensationelleres als viele Werkzeugen und die mit ihnen bearbeiteten Tierknochen: Elf Tage später entdeckten die Forscher die ersten Fragmente von drei mehr oder weniger gut erhaltenen Schädeln, die einmal zu zwei Erwachsenen und einem Kind gehört hatten. Die Rekonstruktion der Knochen ergab: Bei diesen 160.000 Jahre alten Fossilien handelt es sich um moderne Menschen, erklärt Tim White von der University of California in Berkeley:
Wenn wir uns das Gesicht ansehen, erkennen wir eine Reihe von Merkmalen, die jene Menschen mit den heute lebenden teilen, etwa die ausgeprägten Wangenknochen und ein verglichen mit dem Neandertalern reduziertes Gesicht. Die Stirn ist gerade und hoch, ganz anders als bei den früheren Hominiden. Er sieht aus wie ein Mensch heute. Deshalb haben wir ihn auch in unsere Art platziert. Und weil er noch einige primitivere Merkmale trägt, haben wir in homo sapiens Unterart Idàltu genannt, was in der Afar-Sprache den älteren Mann bezeichnet.
Die Gehinrmasse von homo sapiens idàltu war ähnlich wie die unsere. Allerdings war der Schädel noch etwas größer als der der heutiger Menschen und auch seine Brauen waren noch etwas ausgeprägter. Trotzdem würde er in keiner Einkaufsstraße der Welt auffallen. An den Fossilien entdeckten die Forscher ungewöhnliche Male. Zudem scheinen einige der 200 Fragmente des Kinderschädels an den Rändern poliert worden zu sein. White:
Der Schädel des sechs Jahre alten Kindes hatte an der Basis der Hirnschale, wo das meiste Gewebe am Schädel ansetzt, feine Schnittmarken. Nachdem das Kind tot war, ist dort, wo das Rückgrat in den Schädel eintritt, geöffnet worden. Wir haben drei verschiedene Fälle und die Marken an diesen drei Schädeln sind alle unterschiedlich. Beim Kind ist der Schädel wohl geöffnet worden, um das Gehirn zu entfernen.
Wahrscheinlich handelte es sich um ein Toten-Ritual, ähnlich denen, wie sie heute noch in Papua Neuguinea ausgeführt werden. An Kannibalismus wollen die Forscher nicht glauben. homo sapiens idàltu schließt eine Lücke im Mosaik zwischen den alten, archaischen Homo-Formen und den 100.000 Jahre alten Fossilien von vollkommen modernen Menschen. Und er fügt sich perfekt in die Theorie von "Out-of-Africa" ein. White:
Wichtig ist, dass damals vor 160.000 Jahren, als diese frühen Menschen, die im tropischen Afrika lebten, im Norden, in Europa, die Neanderthaler am Rand der Gletscher lebten.
Denn wie sollen die modernen Menschen von den Neanderthalern oder anderen Gruppen außerhalb Afrikas abstammen, wenn sie sich schon 160.000 Jahren in Afrika entwickelt haben? So das Argument. homo sapiens idàltu passt auch wunderbar zu genetischen Studien, nach denen der letzte gemeinsame Vorfahr aller heutigen Menschen vor rund 172.000 Jahren in Afrika lebte und sich von dort über die Welt ausbreitete. White:
Das Problem war bislang, dass wir in Afrika keine guten Fossilien hatten. Mit diesen neuen Stücken können wir nicht nur die Verwandtschaft nachzeichnen, sondern wir lernen auch sehr viel über die Anatomie, das Verhalten und die Umwelt, in der die frühen Menschen lebten.
Und das war eine tropische Landschaft, mit einem See, in dem sich Nilpferde und Welse tummelten - und an den Ufern gab es reichlich Wild. Die Metzger- Spuren an den Tierknochen beweisen, dass unsere Vorfahren diese Gaben der Natur durchaus zu nutzen wussten. Sie waren anscheinend ausgeprägte Fleischfresser.
Es war ein prähistorisches Schlachtfest: Neben einem fossilen Nilpferdschädel lagen noch die Steinklingen, mit denen vor 160.000 Jahren das Tier zerlegt worden war. Die Werkzeuge erregten die Neugier der Forscher. Aber der Sandstein in der Nähe des Dorfes Herto in der Afar-Provinz barg noch etwas viel Sensationelleres als viele Werkzeugen und die mit ihnen bearbeiteten Tierknochen: Elf Tage später entdeckten die Forscher die ersten Fragmente von drei mehr oder weniger gut erhaltenen Schädeln, die einmal zu zwei Erwachsenen und einem Kind gehört hatten. Die Rekonstruktion der Knochen ergab: Bei diesen 160.000 Jahre alten Fossilien handelt es sich um moderne Menschen, erklärt Tim White von der University of California in Berkeley:
Wenn wir uns das Gesicht ansehen, erkennen wir eine Reihe von Merkmalen, die jene Menschen mit den heute lebenden teilen, etwa die ausgeprägten Wangenknochen und ein verglichen mit dem Neandertalern reduziertes Gesicht. Die Stirn ist gerade und hoch, ganz anders als bei den früheren Hominiden. Er sieht aus wie ein Mensch heute. Deshalb haben wir ihn auch in unsere Art platziert. Und weil er noch einige primitivere Merkmale trägt, haben wir in homo sapiens Unterart Idàltu genannt, was in der Afar-Sprache den älteren Mann bezeichnet.
Die Gehinrmasse von homo sapiens idàltu war ähnlich wie die unsere. Allerdings war der Schädel noch etwas größer als der der heutiger Menschen und auch seine Brauen waren noch etwas ausgeprägter. Trotzdem würde er in keiner Einkaufsstraße der Welt auffallen. An den Fossilien entdeckten die Forscher ungewöhnliche Male. Zudem scheinen einige der 200 Fragmente des Kinderschädels an den Rändern poliert worden zu sein. White:
Der Schädel des sechs Jahre alten Kindes hatte an der Basis der Hirnschale, wo das meiste Gewebe am Schädel ansetzt, feine Schnittmarken. Nachdem das Kind tot war, ist dort, wo das Rückgrat in den Schädel eintritt, geöffnet worden. Wir haben drei verschiedene Fälle und die Marken an diesen drei Schädeln sind alle unterschiedlich. Beim Kind ist der Schädel wohl geöffnet worden, um das Gehirn zu entfernen.
Wahrscheinlich handelte es sich um ein Toten-Ritual, ähnlich denen, wie sie heute noch in Papua Neuguinea ausgeführt werden. An Kannibalismus wollen die Forscher nicht glauben. homo sapiens idàltu schließt eine Lücke im Mosaik zwischen den alten, archaischen Homo-Formen und den 100.000 Jahre alten Fossilien von vollkommen modernen Menschen. Und er fügt sich perfekt in die Theorie von "Out-of-Africa" ein. White:
Wichtig ist, dass damals vor 160.000 Jahren, als diese frühen Menschen, die im tropischen Afrika lebten, im Norden, in Europa, die Neanderthaler am Rand der Gletscher lebten.
Denn wie sollen die modernen Menschen von den Neanderthalern oder anderen Gruppen außerhalb Afrikas abstammen, wenn sie sich schon 160.000 Jahren in Afrika entwickelt haben? So das Argument. homo sapiens idàltu passt auch wunderbar zu genetischen Studien, nach denen der letzte gemeinsame Vorfahr aller heutigen Menschen vor rund 172.000 Jahren in Afrika lebte und sich von dort über die Welt ausbreitete. White:
Das Problem war bislang, dass wir in Afrika keine guten Fossilien hatten. Mit diesen neuen Stücken können wir nicht nur die Verwandtschaft nachzeichnen, sondern wir lernen auch sehr viel über die Anatomie, das Verhalten und die Umwelt, in der die frühen Menschen lebten.
Und das war eine tropische Landschaft, mit einem See, in dem sich Nilpferde und Welse tummelten - und an den Ufern gab es reichlich Wild. Die Metzger- Spuren an den Tierknochen beweisen, dass unsere Vorfahren diese Gaben der Natur durchaus zu nutzen wussten. Sie waren anscheinend ausgeprägte Fleischfresser.