Vor einigen Jahren sorgten Russell Gray und Quentin Atkinson von der Universität Auckland in Neuseeland für einiges Aufsehen. Sie publizierten eine Studie über die Ursprünge der indo-europäischen Sprachen. Und stellten darin die These auf, dass der Vorläufer des Indo-Europäischen schon sehr viel früher gesprochen wurde als bis dato angenommen. Nämlich schon vor rund 8000 Jahren in Anatolien. In dieser Studie verglichen sie die Entwicklung von Wörtern über Raum und Zeit.
Quentin Atkinson geht jetzt noch einen entscheidenden Schritt weiter. Er vergleicht die Verteilung der kleinsten Lauteinheiten in heute gesprochenen Sprachen, der Phoneme, und versucht so zu ergründen, wo denn wohl die ersten Sprachen überhaupt gesprochen wurden:
"Stellen Sie sich einen richtigen Baum vor mit Blättern. Sie können sehen, wo diese Blätter alle sind und können dann eine begründete Voraussage machen, wo die Wurzeln des Baumes sind, wo der Stamm ist. Und zwar auch dann, wenn Sie unter all den Blättern nicht jeden einzelnen Ast erkennen können."
Quentin Atkinson, der heute am psychologischen Institut der Universität Auckland arbeitet hat ursprünglich Biologie studiert. Und aus der Biologie, genauer der Populationsgenetik, stammt ja der bis heute stärkste Beweis für die Herkunft aller modernen Menschen aus Afrika.
"Die genetische Vielfalt nimmt ab, je weiter man sich von Afrika entfernt. Populationsgenetiker nennen das den Gründereffekt. Wenn eine früherer Population beginnt, sich über ihre engen Grenzen auszubreiten, ist sie anfangs genetisch sehr vielfältig, denn sie hat sich ja über eine lange Zeit gebildet. Aber während der Ausbreitung lösen sich kleinere Gruppen von der Hauptgruppe und das führt zu einem gewissen Verlust an Vielfalt. Schon bei der ersten Abspaltung."
Dieser Effekt setzt sich mit jeder weiteren Abspaltung fort. Lässt sich ein solcher Gründereffekt vielleicht auch bei der Evolution der Sprachen beobachten? Um diese Frage zu beantworten, machte sich Quentin Atkinson ein mächtiges Hilfsmittel zu eigen: den Weltatlas linguistischer Strukturen. Entwickelt am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig steht der seit einigen Jahren Wissenschaftlern aus aller Welt online für ihre Forschungen zur Verfügung. Atkinson hat 504 heute gesprochene Sprachen aus aller Welt aus diesem Atlas untersucht. Dabei verglich er die Häufung sogenannter Phoneme in all diesen Sprachen.
"Phoneme sind definiert als die kleinste, bedeutungsunterscheidende Lauteinheit einer Sprache. Das Wort Katze unterscheidet sich von dem Wort Tatze in den Anfangskonsonanten. Auch Vokale können den Unterschied machen wie in Hund und Hand. Und manchmal sind es auch Tonhöhenunterschiede wie zum Beispiel im Chinesischen."
Um all diese Phoneme in über fünfhundert Sprachen zu analysieren braucht es natürlich statistische Methoden und ausgefeilte Computerprogramme. Doch ausgerüstet mit beidem konnte der Wissenschaftler aus Neuseeland seine Ursprungsvermutung bestätigen.
"Ich habe mir also die Anzahl der Phoneme in diesen Sprachen überall auf der Welt angeschaut und geguckt, ob sich daraus eine geografische Verteilung ableiten lässt wie beim genetischen Gründereffekt. Und das kann man und man sieht deutlich, dass die Sprachen mit den meisten Phonemen in Afrika gesprochen werden."
Die meisten Phoneme gibt es tatsächlich in den Sprachen des subsaharischen Afrika, die wenigsten in Süd-Amerika und auf tropischen Inseln im Pazifik, wie beispielsweise Hawaii. Für Atkinson sieht das sehr nach einer Parallele zum genetischen Gründereffekt aus und er schließt daraus, dass die menschliche Sprache in Afrika entstanden ist, wie auch der moderne Mensch selbst. Eines wird man allerdings auch mit dieser Methode nicht rekonstruieren können – wie unsere ersten Vorfahren in Afrika tatsächlich vor 50 oder 100.000 Jahren gesprochen haben.
"Die Chance, dass wir jemals wissen werden, wie diese Sprache genau aussah, ist sehr gering. Aber immerhin gibt es mehr als 6.000 Sprachen auf der Welt, also auch eine Menge Information und vielleicht können wir in Zukunft auf dieser Basis wenigstens einige Annahmen aufstellen, wie die Ursprache ausgesehen haben könnte."
Quentin Atkinson geht jetzt noch einen entscheidenden Schritt weiter. Er vergleicht die Verteilung der kleinsten Lauteinheiten in heute gesprochenen Sprachen, der Phoneme, und versucht so zu ergründen, wo denn wohl die ersten Sprachen überhaupt gesprochen wurden:
"Stellen Sie sich einen richtigen Baum vor mit Blättern. Sie können sehen, wo diese Blätter alle sind und können dann eine begründete Voraussage machen, wo die Wurzeln des Baumes sind, wo der Stamm ist. Und zwar auch dann, wenn Sie unter all den Blättern nicht jeden einzelnen Ast erkennen können."
Quentin Atkinson, der heute am psychologischen Institut der Universität Auckland arbeitet hat ursprünglich Biologie studiert. Und aus der Biologie, genauer der Populationsgenetik, stammt ja der bis heute stärkste Beweis für die Herkunft aller modernen Menschen aus Afrika.
"Die genetische Vielfalt nimmt ab, je weiter man sich von Afrika entfernt. Populationsgenetiker nennen das den Gründereffekt. Wenn eine früherer Population beginnt, sich über ihre engen Grenzen auszubreiten, ist sie anfangs genetisch sehr vielfältig, denn sie hat sich ja über eine lange Zeit gebildet. Aber während der Ausbreitung lösen sich kleinere Gruppen von der Hauptgruppe und das führt zu einem gewissen Verlust an Vielfalt. Schon bei der ersten Abspaltung."
Dieser Effekt setzt sich mit jeder weiteren Abspaltung fort. Lässt sich ein solcher Gründereffekt vielleicht auch bei der Evolution der Sprachen beobachten? Um diese Frage zu beantworten, machte sich Quentin Atkinson ein mächtiges Hilfsmittel zu eigen: den Weltatlas linguistischer Strukturen. Entwickelt am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig steht der seit einigen Jahren Wissenschaftlern aus aller Welt online für ihre Forschungen zur Verfügung. Atkinson hat 504 heute gesprochene Sprachen aus aller Welt aus diesem Atlas untersucht. Dabei verglich er die Häufung sogenannter Phoneme in all diesen Sprachen.
"Phoneme sind definiert als die kleinste, bedeutungsunterscheidende Lauteinheit einer Sprache. Das Wort Katze unterscheidet sich von dem Wort Tatze in den Anfangskonsonanten. Auch Vokale können den Unterschied machen wie in Hund und Hand. Und manchmal sind es auch Tonhöhenunterschiede wie zum Beispiel im Chinesischen."
Um all diese Phoneme in über fünfhundert Sprachen zu analysieren braucht es natürlich statistische Methoden und ausgefeilte Computerprogramme. Doch ausgerüstet mit beidem konnte der Wissenschaftler aus Neuseeland seine Ursprungsvermutung bestätigen.
"Ich habe mir also die Anzahl der Phoneme in diesen Sprachen überall auf der Welt angeschaut und geguckt, ob sich daraus eine geografische Verteilung ableiten lässt wie beim genetischen Gründereffekt. Und das kann man und man sieht deutlich, dass die Sprachen mit den meisten Phonemen in Afrika gesprochen werden."
Die meisten Phoneme gibt es tatsächlich in den Sprachen des subsaharischen Afrika, die wenigsten in Süd-Amerika und auf tropischen Inseln im Pazifik, wie beispielsweise Hawaii. Für Atkinson sieht das sehr nach einer Parallele zum genetischen Gründereffekt aus und er schließt daraus, dass die menschliche Sprache in Afrika entstanden ist, wie auch der moderne Mensch selbst. Eines wird man allerdings auch mit dieser Methode nicht rekonstruieren können – wie unsere ersten Vorfahren in Afrika tatsächlich vor 50 oder 100.000 Jahren gesprochen haben.
"Die Chance, dass wir jemals wissen werden, wie diese Sprache genau aussah, ist sehr gering. Aber immerhin gibt es mehr als 6.000 Sprachen auf der Welt, also auch eine Menge Information und vielleicht können wir in Zukunft auf dieser Basis wenigstens einige Annahmen aufstellen, wie die Ursprache ausgesehen haben könnte."