Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Entwicklungshelfer auf Probe

Um eine Stelle in der Entwicklungszusammenarbeit zu bekommen, muss man in der Regel Berufserfahrung vorweisen können. Das "ASA"-Programm bietet deshalb einen Schnupperkurs für künftige Entwicklungshelfer. "ASA" steht für "Arbeits- und Studienaufenthalte in Afrika, Lateinamerika, Asien und Südosteuropa".

Von Julia Tzschätzsch | 08.08.2005
    "Ich geh nach Barillas, im Hochland von Guatemala, und das ist ein Projekt zur Gewinnung von Indigo aus der Pflanze - also Indigo kann man auch synthetisch herstellen, da wird es halt aus der Pflanze gewonnen und es geht halt darum, dass das Produkt natürlich nicht rein ist und die keine Methode haben bis jetzt irgendwie den genauen Gehalt an reinem Indigo in dem Endprodukt zu bestimmen."

    Die kommenden drei Monate wird Chemiestudentin Anna Cypionka nicht in der Braunschweiger Universität, sondern in einem guatemaltekischen Labor den Bunsenbrenner entfachen. Dabei war die Konkurrenz bei ASA dieses Jahr besonders groß: Insgesamt 2.300 junge Erwachsene hofften auf eines der rund 130 Entwicklungsprojekte - aber nur rund jeder zehnte von ihnen darf schließlich nach Afrika, Lateinamerika, Asien oder Südosteuropa ausreisen.

    Das Nachwuchsförderungsprogramm finanziert den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter von 21 bis 30 Jahren die Reisekosten und vergibt ein Stipendium für die Dauer des Aufenthaltes. Im Vordergrund steht bei ASA der interkulturelle Austausch, so die Koordinatorin für Lateinamerika, Andrea Dornreich.

    "Unser Auftrag des Bundesministeriums ist entwicklungspolitische Bildungsarbeit im Inland, also in Deutschland zu leisten. Das heißt Gruppen, die überhaupt nicht verstehen, weshalb man die Armut also reduzieren muss auf der ganzen Welt. Den sollte man eben ganz plastisch und sehr nah, sehr persönliche Erfahrungen weitervermitteln, damit die Verständnis entwickeln und die Sensibilität steigt für diese Themen."

    ASA ist gemeinnützig, politisch unabhängig und wird von Bund, Ländern und Wirtschaft finanziert. Neben den Kosten kümmert sich das Programm um eine gründliche Vorbereitung des Projektaufenthaltes. Die Teilnahme an zwei einwöchigen Vorbereitungsseminaren ist Pflicht. Länderkunde, Sprachunterricht, Konfliktberarbeitung - bei dem straffen Programm beschleichen den einen oder anderen ASAten bereits vor der Ausreise Selbstzweifel über die eigene Belastungsgrenze:

    "Sie sollen auf ihr Projekt vorbereitet sein. Sie sollen aber auch untereinander vernetzt werden und dazu ist es sehr wichtig, dass es eine intensive Erfahrung ist, die über das Fachliche hinausgeht. Dass diese zwei Wochen zu einem Erlebnis werden, dass die Leute auch verbindet und wo man dann nachher davon ausgehen kann, dass sie sich vernetzen und auch weiter in Verbindung bleiben und an diesen Themen weiter arbeiten."

    Die meisten Projekte werden in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen im Gastland durchgeführt. Da sich diese Süd-NGOs in der Regel in weichen Politikfeldern engagieren, fällt auch ein Großteil der ASA-Aktivitäten in die Bereiche Umwelt, Menschenrechte und Soziales. Kathrin Zeiske ist ehemalige ASAtin und betreut dieses Jahr drei Teams mit Projekten in El Salvador und Costa Rica.

    "Was ist das tolle an ASA ist, ist dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Projekte von Anfang an eigentlich selbst vorbereiten und selbst planen und dann eben auch durchführen und evaluieren. Also man ist wirklich von Anfang bis Ende mit dabei und hat eben auch die Gestaltungsmacht und ja den Einfluss, dass Projekt so zu verwirklichen, wie man sich das selbst vorstellt."

    Im Idealfall hört die ASA-Erfahrung mit dem Projekt an sich noch nicht auf. Bei Kathrin Zeiske entwickelten sich mit den drei ASA-Monaten ganz neue berufliche Perspektiven. Ihr Projekt im Jahr 2002 in Mexiko beschäftigte sich mit dem Thema "Migration an Außengrenzen von Wirtschaftsblöcken".

    "Eigentlich hat es mein ganzes Leben seitdem bestimmt, eben auch weil wir noch sehr viel zu dem Projekt gearbeitet haben, Artikel veröffentlicht haben, Vorträge gemacht haben. Und auch so ist es auch ein ganz zentrales Thema für mich geworden, Migration, was ich auch gerne weiter beruflich verfolgen möchte."