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Entwicklungshilfe durch Ökokakao

In Nicaragua produzieren 700 Bauern ökologischen Kakao. Seit 15 Jahren arbeitet die Kooperative "CacaoNica" in Waslala am Rande des Regenwaldes, westlich der Hauptstadt Managua. Mittlerweile gibt es sogar feste Abnahmeverträge mit einem deutschen Schokoladenhersteller.

Von Jan Fragel |
    "Wenn es die Kooperative nicht gäbe, dann wäre der Preis für den Kakao immer noch am Boden. Als das Projekt 1990 angefangen hat, war der Preis niedrig, umgerechnet so etwa 20 Cent pro Pfund. Heute erzielen wir fast viermal soviel. Dadurch geht es uns viel besser."

    Kakaobauer Nelson Vilchez ist begeistert von der Kooperative "CacaoNica" in Waslala. Sie hat die Region, 250 Kilometer östlich der Hauptstadt Managua, vorangebracht in den vergangenen 15 Jahren. Im Winter ist Haupterntezeit für den Kakao. Wie Lampions hängen die bauchigen Früchte prall an Ästen und Stämmen. Manche sind gelb, andere grün oder violett – je nach Sorte. Nelson schlägt mit einer Machete die Früchte ab. Kakaoanbau bedeutet in Nicaragua Handarbeit: vom Veredeln der Bäume bis zur Ernte.

    Hier in Waslala, wo es 2000 Liter auf den Quadratmeter regnet, jedes Jahr, wo das tropisch heiße Klima immer gleich ist, hier fühlt sich der Kakao am wohlsten; Grundlage auch für seltene Sorten, wie den edlen Creollo-Kakao:

    "Das sagen auch die Experten, die den Kakao hier kaufen. Unser Kakao aus Waslala hat beste Qualität, besser als zum Beispiel aus der Dominikanischen Republik"

    Dazu trägt auch die ökologische Produktionsweise bei. Wie die meisten der 700 anderen Kakaobauern von "CacaoNica", verwendet auch Nelson Vilchez keine Agrarchemikalien oder Kunstdünger:

    "Keine Chemie, stattdessen suchen wir Pflanzen hier im Wald, die den Kakao vor Krankheiten oder Schädlingen schützen. Dort ist zum Beispiel Papaya. Ihre Blätter wehren Insekten ab."

    Auch flüssigen Dünger braut Nelson selbst: aus Zuckerrohrmelasse, Kuhmist, Milch und Asche. Das Know-how dafür hat er von "CacaoNica" bekommen. Die Kooperative hat die Bauern in biologischer Landwirtschaft ausgebildet und zum Teil als Biobauern offiziell zertifizieren lassen. Unterstützt wurde sie dabei von der deutschen Nichtregierungsorganisation Pro Mundo Humano, der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, GTZ, und dem schwäbischen Schokoladenfabrikanten Ritter-Sport. Letzterer hat die Ausbildung der Bauern seit 1990 mit rund zweieinhalb Millionen Euro gefördert.

    Noch produzieren die Kleinbauern von "CacaoNica" jährlich nur rund 200 Tonnen Kakao, etwa ein Fünftel der gesamten Produktion in Nicaragua. Durch feste Abnahmeverträge mit deutschen Firmen, die faire Preise zahlen – etwa 30 Prozent über Weltmarktniveau – profitieren die Bauern der Kooperative, sagt der Agraringenieur Miguel Malespín. Sie könnten im Vergleich zu den meisten anderen Menschen in dieser Region Nicaraguas ein würdigeres Leben führen. Sie bewohnen Häuser aus Stein, statt aus Brettern, können einen Arzt bezahlen oder nicht nur eines, sondern alle Kinder zur Schule schicken.

    Über die Kakaobauern hinaus hat "CacaoNica" die Wirtschaft in der ganzen Region vorangebracht. Agraringenieur Miguel Malespín:

    "Im letzten Jahr hat die Kooperative allein innerhalb von drei Monaten Kakao für umgerechnet 50.000 Euro gekauft. Geld, das direkt in die Hände der Bauern gegeben wurde. Und damit kaufen sie das, was sie selbst nicht produzieren können. Die Folge: Seit zwei Jahren floriert der lokale Markt."