"Ich kann mich gut an den 30. April erinnern. Wir kamen an und sind da zum ersten Mal mit diesem Elite-Begriff konfrontiert worden und haben das weit von uns gewiesen."
30. April 1983: der Saalbau der westfälischen Kleinstadt Witten in proppenvoll, und die 22-jährige Gabriele Lutz ist eine der Hauptpersonen.
Drei Jahre zuvor hatten Ärzte am anthroposophischen Krankenhaus Herdecke einen Universitätsverein gegründet. Sie suchten Mitstreiter und sammelten ein Startkapital. Ihr Ziel: eine öffentlich anerkannte Universität in privater Trägerschaft. Das roch für die SPD-Landesregierung nach "Elite", und das war nicht der einzige Vorbehalt auf den einer der Uni-Gründer, Konrad Schily, traf:
"Sie müssen sich vorstellen, wenn ich im Ministerium war und sagte, wir wollen eigentlich keine Vorlesungsverzeichnisse haben, wir wollen Abenteuerentwürfe haben. Weil ein Studium ist immer ein Abenteuer. Das spricht gar nicht gegen die Beamten: Was sollen die mit einem Abenteuerplan machen?"
Schließlich bekam Schily die Zulassung unter zwei Auflagen: erstens, keine staatliche Förderung; zweitens, keine Studiengebühren. 350.000 D-Mark war das Budget des ersten Jahres. Ein Gebäude oder eine Bibliothek gab es dafür nicht, erinnert sich Gabriele Lutz.
"Es gab einen Professor vor Ort, den Anatom. Der hatte ein kleines Zimmer. Das war wie so eine Besenkammer. Die anderen Dozenten wurden eingeflogen am Wochenende teilweise oder abends. Aber das Ideelle oder das Inhaltliche war sehr, sehr intensiv."
Mit Medizin ging es los; ein Jahr danach folgten die Wirtschaftswissenschaften, später Zahnmedizin, Pflegekunde und Biowissenschaften. Zahlreiche Firmen- und Privatspender gaben Geld. Doch was bis heute fehlt, ist die Nachhaltigkeit, die Konstanz, so Konrad Schily:
"Es ist uns nicht gelungen, ein Vermögen aufzubauen von sagen wir: 200, 300, 400 Millionen Euro. Man sagt immer: so 30 Prozent brauchst Du entweder Zuschuss vom Staat oder musst es aus dem Vermögen machen, um eine Sicherheit zu haben. "
Das Ziel, finanziell völlig unabhängig zu sein, wurde bis heute nicht erreicht. Seit 1995 gibt das Land Geld dazu - zuletzt 4,5 Millionen Euro. Im gleichen Jahr wurden auch die Studiengebühren eingeführt. Ein Medizinstudium kostet rund 30.000 Euro; Zahnmedizin sogar 40.000 Euro.
Vor drei Jahren erlebte die Privat-Uni ihre schwerste Prüfung. Der Wissenschaftsrat kritisierte die mangelhafte Forschungstätigkeit und drohte damit, die Lehrerlaubnis zu entziehen. Der heutige Präsident, der Ökonom Birger Priddat, sieht es sportlich:
"Mehr Studenten, das bedeutet, dass wir über fünf Jahren von jetzt ungefähr 1000 auf 1600 Studenten kommen. Viel mehr soll's nicht werden, weil die Qualität der Universität mit ihren kleinen Gruppen erhalten bleibt. Das bedeutet natürlich auch, dass wir das Lehrpersonal ausweiten müssen. Wir haben ungefähr eine Aufstockung der Lehrstühle um ca. 15 bis 18 vor die nächsten zwei, drei Jahre - vielleicht sogar einen Tick mehr."
Erhöht werden auch die Studiengebühren, was von den Studierenden weitgehend akzeptiert wird. Gabriele Lutz, die Studentin der ersten Generation, ist heute Neurologin am Krankenhaus Herdecke. Dort bildet sie jetzt Studenten aus.
"Ich habe den Eindruck, die jetzigen Studenten, die sind viel pragmatischer, viel weniger idealistisch verbrämt. Sondern: die gehen ganz pragmatisch vor, haben einen klaren Blick auf Karriereplanung - was will ich? - haben ein gutes Selbstmanagement. Also: sind tolle Studenten."
30. April 1983: der Saalbau der westfälischen Kleinstadt Witten in proppenvoll, und die 22-jährige Gabriele Lutz ist eine der Hauptpersonen.
Drei Jahre zuvor hatten Ärzte am anthroposophischen Krankenhaus Herdecke einen Universitätsverein gegründet. Sie suchten Mitstreiter und sammelten ein Startkapital. Ihr Ziel: eine öffentlich anerkannte Universität in privater Trägerschaft. Das roch für die SPD-Landesregierung nach "Elite", und das war nicht der einzige Vorbehalt auf den einer der Uni-Gründer, Konrad Schily, traf:
"Sie müssen sich vorstellen, wenn ich im Ministerium war und sagte, wir wollen eigentlich keine Vorlesungsverzeichnisse haben, wir wollen Abenteuerentwürfe haben. Weil ein Studium ist immer ein Abenteuer. Das spricht gar nicht gegen die Beamten: Was sollen die mit einem Abenteuerplan machen?"
Schließlich bekam Schily die Zulassung unter zwei Auflagen: erstens, keine staatliche Förderung; zweitens, keine Studiengebühren. 350.000 D-Mark war das Budget des ersten Jahres. Ein Gebäude oder eine Bibliothek gab es dafür nicht, erinnert sich Gabriele Lutz.
"Es gab einen Professor vor Ort, den Anatom. Der hatte ein kleines Zimmer. Das war wie so eine Besenkammer. Die anderen Dozenten wurden eingeflogen am Wochenende teilweise oder abends. Aber das Ideelle oder das Inhaltliche war sehr, sehr intensiv."
Mit Medizin ging es los; ein Jahr danach folgten die Wirtschaftswissenschaften, später Zahnmedizin, Pflegekunde und Biowissenschaften. Zahlreiche Firmen- und Privatspender gaben Geld. Doch was bis heute fehlt, ist die Nachhaltigkeit, die Konstanz, so Konrad Schily:
"Es ist uns nicht gelungen, ein Vermögen aufzubauen von sagen wir: 200, 300, 400 Millionen Euro. Man sagt immer: so 30 Prozent brauchst Du entweder Zuschuss vom Staat oder musst es aus dem Vermögen machen, um eine Sicherheit zu haben. "
Das Ziel, finanziell völlig unabhängig zu sein, wurde bis heute nicht erreicht. Seit 1995 gibt das Land Geld dazu - zuletzt 4,5 Millionen Euro. Im gleichen Jahr wurden auch die Studiengebühren eingeführt. Ein Medizinstudium kostet rund 30.000 Euro; Zahnmedizin sogar 40.000 Euro.
Vor drei Jahren erlebte die Privat-Uni ihre schwerste Prüfung. Der Wissenschaftsrat kritisierte die mangelhafte Forschungstätigkeit und drohte damit, die Lehrerlaubnis zu entziehen. Der heutige Präsident, der Ökonom Birger Priddat, sieht es sportlich:
"Mehr Studenten, das bedeutet, dass wir über fünf Jahren von jetzt ungefähr 1000 auf 1600 Studenten kommen. Viel mehr soll's nicht werden, weil die Qualität der Universität mit ihren kleinen Gruppen erhalten bleibt. Das bedeutet natürlich auch, dass wir das Lehrpersonal ausweiten müssen. Wir haben ungefähr eine Aufstockung der Lehrstühle um ca. 15 bis 18 vor die nächsten zwei, drei Jahre - vielleicht sogar einen Tick mehr."
Erhöht werden auch die Studiengebühren, was von den Studierenden weitgehend akzeptiert wird. Gabriele Lutz, die Studentin der ersten Generation, ist heute Neurologin am Krankenhaus Herdecke. Dort bildet sie jetzt Studenten aus.
"Ich habe den Eindruck, die jetzigen Studenten, die sind viel pragmatischer, viel weniger idealistisch verbrämt. Sondern: die gehen ganz pragmatisch vor, haben einen klaren Blick auf Karriereplanung - was will ich? - haben ein gutes Selbstmanagement. Also: sind tolle Studenten."