Monika Seynsche: Was ist gesunde Ernährung? Das ist eine simple Frage, aber über die Antwort streiten Experten seit langem. Die Europäische Gemeinschaft hat deshalb vor 15 Jahren EPIC gestartet, eine große Studie, um die Essgewohnheiten und Gesundheit der Europäer zu untersuchen. Heute wurde in Potsdam Bilanz gezogen. Volkart Wildermuth, Sie haben sich die Pressekonferenz angehört. Ernährungsstudien gibt es ja immer wider. Aber was ist denn das wirklich Besondere an EPIC?
Volkart Wildermuth: Das ist vor allem wirklich die Größe. Im Rahmen von EPIC wird die Entwicklung der Gesundheit von über einer halben Million ganz normaler Menschen beobachtet. Sie stammen aus zehn europäischen Ländern, und diese Studie wird über mehrere Jahrzehnte laufen. Sie ist jetzt ja schon 15 Jahre alt. Das ist wirklich ein Superlativ. Dieses Kürzel EPIC steht für "European prospective Investigation into Cancer and Nutrition", es geht also vor allem um Krebs und Ernährung. Anfang der Neunziger haben die Forscher begonnen, diese vielen Menschen zu fragen, was sie essen, ob sie Sport treiben, sie haben ihr Gewicht gemessen, ihren Bauchumfang und so weiter. Sie haben Blutproben eingelagert, und dann haben sie im Grunde gewartet. Jetzt, nach 15 Jahren, sind viele der EPIC-Teilnehmer krank geworden. Es gibt über 7000 Fälle von Frauen, die Brustkrebs entwickelt haben, über 3000 Fälle von Dickdarmkrebs. Und nun können die Forscher untersuchen, was unterscheidet die Menschen, die Krebs bekommen haben, von denen, die gesund geblieben sind, indem sie zurückblicken in diese alten Daten.
Seynsche: Was haben denn die Leute gegessen, die krank geworden sind? Was haben die Forscher herausgefunden?
Wildermuth: Ja, da kann man sagen: Das kann man nicht über einen Kamm scheren, weder die verschiedenen Krebsarten, noch die verschiedenen Bestandteile der Ernährung. Zum Beispiel: Wer viel Obst und Gemüse verzehrt, der hat ein deutlich niedrigeres Risiko, an einem Lungentumor zu erkranken oder einen Krebs zu bekommen im Rachenraum oder in der Speiseröhre. Aber Obst und Gemüse, die Vitaminspender, haben keinerlei Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Das ist also ganz unterschiedlich je nach Krebsart. Frauen sollten, wenn sie Brustkrebs vermeiden wollen, eher darauf achten, nicht so viel zuzunehmen. Das ist eine unendliche Fülle von Teilbefunden, die die EPIC-Forscher jetzt langsam herausbekommen. Die sind auch oft sehr interessant. Zum Beispiel bei den Ballaststoffen: Da hat eine Studie aus den USA für Furore gesorgt, die behauptet hat, wer Ballaststoffe isst, das nützt überhaupt nichts gegen Dickdarmkrebs. EPIC hat genau das Gegenteil gefunden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass man in den USA vor allem Toast verzehrt, also überhaupt keine Ballaststoffe in großen Mengen zu sich nimmt. Da kann man diesen Effekt nicht sehen. In Europa bei EPIC schon. Das zeigt wie wichtig diese Studien in Europa auch sind.
Seynsche: Sie haben den Dickdarmkrebs angesprochen, den Brustkrebs. Aber Krebs ist ja nicht die einzige Krankheit. Haben die Forscher andere Ergebnisse zu anderen Krankheiten auch gefunden?
Wildermuth: Ja. Das ist ja so: Diese Basisdaten sind so umfangreich, dass man die jetzt auch in anderer Hinsicht analysieren kann. Da gibt es viele Interessenten. In Potsdam-Rehbrücke beispielsweise, am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, da interessiert man sich für die Zuckerkrankheit. Und da wird eben geguckt, von den EPIC-Studienteilnehmern Leute verglichen, die eine Zuckerkrankheit bekommen haben, mit Leuten verglichen, die gesund geblieben sind, und hat da diese ganze Ernährungspalette durchdekliniert, hat nach Gewicht und so weiter gefragt, und am Ende konnten die Forscher speziell für Deutschland einen Test entwickeln, mit dem sich relativ sicher vorhersagen lässt, wer in den nächsten fünf Jahren eine Zuckerkrankheit entwickeln wird. Da wird nach Sachen gefragt wie Gewicht, Bauchumfang, aber auch nach dem Verzehr von Vollkornbrot. Das zeigt eben, dass es hier sich um einen spezifischen Test auch für Deutschland handelt.
Seynsche: Gibt es denn jetzt eine Antwort auf die Frage: Was ist gute Ernährung?
Wildermuth: Da wollten die Forscher in Potsdam sich nicht so richtig festlegen. Es ist ja so: EPIC ist eine Beobachtungsstudie. Man hat also geguckt: Jemand, der viel Obst und Gemüse isst, der bekommt später seltener einen Lungentumor. Das heißt aber jetzt nicht umgekehrt, dass jemand, der eigentlich lieber zum Eisbein greift, dass der einen Vorteil davon hat, wenn er sich zusätzlich ordentlich Brokkoli auf den Teller packt. Das kann man so nicht sagen. Deshalb waren die Aussagen da zögerlich. Aber unterm Strich, würde ich sagen, hat EPIC wissenschaftlich bestätigt, was wir alle im Grunde schon wissen. Das heißt, man sollte darauf achten, dass man im Alter nicht zunimmt, man sollte viel Sport treiben, man sollte viel Obst und Gemüse essen, viel Ballaststoffe, und anstatt täglich ein Steak zu braten, öfter mal einen Fisch auf den Teller legen. Ich glaube, mit dieser Richtlinie kann man sowohl was für seine Gesundheit tun als auch angenehm und gesund sich ernähren.
Volkart Wildermuth: Das ist vor allem wirklich die Größe. Im Rahmen von EPIC wird die Entwicklung der Gesundheit von über einer halben Million ganz normaler Menschen beobachtet. Sie stammen aus zehn europäischen Ländern, und diese Studie wird über mehrere Jahrzehnte laufen. Sie ist jetzt ja schon 15 Jahre alt. Das ist wirklich ein Superlativ. Dieses Kürzel EPIC steht für "European prospective Investigation into Cancer and Nutrition", es geht also vor allem um Krebs und Ernährung. Anfang der Neunziger haben die Forscher begonnen, diese vielen Menschen zu fragen, was sie essen, ob sie Sport treiben, sie haben ihr Gewicht gemessen, ihren Bauchumfang und so weiter. Sie haben Blutproben eingelagert, und dann haben sie im Grunde gewartet. Jetzt, nach 15 Jahren, sind viele der EPIC-Teilnehmer krank geworden. Es gibt über 7000 Fälle von Frauen, die Brustkrebs entwickelt haben, über 3000 Fälle von Dickdarmkrebs. Und nun können die Forscher untersuchen, was unterscheidet die Menschen, die Krebs bekommen haben, von denen, die gesund geblieben sind, indem sie zurückblicken in diese alten Daten.
Seynsche: Was haben denn die Leute gegessen, die krank geworden sind? Was haben die Forscher herausgefunden?
Wildermuth: Ja, da kann man sagen: Das kann man nicht über einen Kamm scheren, weder die verschiedenen Krebsarten, noch die verschiedenen Bestandteile der Ernährung. Zum Beispiel: Wer viel Obst und Gemüse verzehrt, der hat ein deutlich niedrigeres Risiko, an einem Lungentumor zu erkranken oder einen Krebs zu bekommen im Rachenraum oder in der Speiseröhre. Aber Obst und Gemüse, die Vitaminspender, haben keinerlei Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Das ist also ganz unterschiedlich je nach Krebsart. Frauen sollten, wenn sie Brustkrebs vermeiden wollen, eher darauf achten, nicht so viel zuzunehmen. Das ist eine unendliche Fülle von Teilbefunden, die die EPIC-Forscher jetzt langsam herausbekommen. Die sind auch oft sehr interessant. Zum Beispiel bei den Ballaststoffen: Da hat eine Studie aus den USA für Furore gesorgt, die behauptet hat, wer Ballaststoffe isst, das nützt überhaupt nichts gegen Dickdarmkrebs. EPIC hat genau das Gegenteil gefunden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass man in den USA vor allem Toast verzehrt, also überhaupt keine Ballaststoffe in großen Mengen zu sich nimmt. Da kann man diesen Effekt nicht sehen. In Europa bei EPIC schon. Das zeigt wie wichtig diese Studien in Europa auch sind.
Seynsche: Sie haben den Dickdarmkrebs angesprochen, den Brustkrebs. Aber Krebs ist ja nicht die einzige Krankheit. Haben die Forscher andere Ergebnisse zu anderen Krankheiten auch gefunden?
Wildermuth: Ja. Das ist ja so: Diese Basisdaten sind so umfangreich, dass man die jetzt auch in anderer Hinsicht analysieren kann. Da gibt es viele Interessenten. In Potsdam-Rehbrücke beispielsweise, am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, da interessiert man sich für die Zuckerkrankheit. Und da wird eben geguckt, von den EPIC-Studienteilnehmern Leute verglichen, die eine Zuckerkrankheit bekommen haben, mit Leuten verglichen, die gesund geblieben sind, und hat da diese ganze Ernährungspalette durchdekliniert, hat nach Gewicht und so weiter gefragt, und am Ende konnten die Forscher speziell für Deutschland einen Test entwickeln, mit dem sich relativ sicher vorhersagen lässt, wer in den nächsten fünf Jahren eine Zuckerkrankheit entwickeln wird. Da wird nach Sachen gefragt wie Gewicht, Bauchumfang, aber auch nach dem Verzehr von Vollkornbrot. Das zeigt eben, dass es hier sich um einen spezifischen Test auch für Deutschland handelt.
Seynsche: Gibt es denn jetzt eine Antwort auf die Frage: Was ist gute Ernährung?
Wildermuth: Da wollten die Forscher in Potsdam sich nicht so richtig festlegen. Es ist ja so: EPIC ist eine Beobachtungsstudie. Man hat also geguckt: Jemand, der viel Obst und Gemüse isst, der bekommt später seltener einen Lungentumor. Das heißt aber jetzt nicht umgekehrt, dass jemand, der eigentlich lieber zum Eisbein greift, dass der einen Vorteil davon hat, wenn er sich zusätzlich ordentlich Brokkoli auf den Teller packt. Das kann man so nicht sagen. Deshalb waren die Aussagen da zögerlich. Aber unterm Strich, würde ich sagen, hat EPIC wissenschaftlich bestätigt, was wir alle im Grunde schon wissen. Das heißt, man sollte darauf achten, dass man im Alter nicht zunimmt, man sollte viel Sport treiben, man sollte viel Obst und Gemüse essen, viel Ballaststoffe, und anstatt täglich ein Steak zu braten, öfter mal einen Fisch auf den Teller legen. Ich glaube, mit dieser Richtlinie kann man sowohl was für seine Gesundheit tun als auch angenehm und gesund sich ernähren.