Dienstag, 14. Mai 2024

Archiv

Epidemie
Nigerias erfolgreicher Kampf gegen Ebola

Nigeria ist es im Gegensatz zu anderen westafrikanischen Staaten gelungen, Ebola im Griff zu behalten. Wenn bis Montag niemand mehr an dem Virus erkrankt, gab es seit 42 Tagen keine neue Infektion. Damit würde das Land als Ebola-frei gelten. Wie haben die Nigerianer das hingekriegt?

Von Jens Borchers | 19.10.2014
    Nigeria hatte vor allem einen Vorteil: Das Land war gewarnt. In Guinea, Liberia und Sierra Leone tobte Ebola bereits, 400 Menschen waren schon gestorben. In Nigeria wussten die Gesundheitsbehörden, dass Ebola jederzeit ins Land kommen kann. Und dann mussten sie vorbereitet sein. Als der Liberianer Patrick Sawyer dann in Ankunftshalle des Flughafens von Lagos zusammenbrach, ahnten die Ärzte schon etwas. Sani Gwarzo ist der Mann, der in Nigeria den Kampf gegen Ebola koordiniert:
    "Die Ärzte rechneten damit. Sie haben Patrick Sawyer gefragt, ob er in Liberia Kontakt zu Ebola-Infizierten gehabt hatte. Obwohl seine Antworten konfus waren, obwohl er es nicht wahrhaben wollte - die Ärzte haben letztlich auf eine Ebola-Infektion geschlossen."
    Das war vielleicht entscheidend - dass das Virus sofort erkannt wurde. Anders als in den USA später, wo der Ebola-Patient in Texas zunächst im Krankenhaus abgewiesen und nach Hause geschickt wurde. Nigeria war vorbereitet und eine Maschinerie lief an. Drei Wochen nach Patrick Sawyer Landung in Lagos gab Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu den Medien eine Zwischenbilanz. Da war Patrick Sawyer, Nigerias "Patient Null" bereits verstorben. Aber sein Fall hatte Folgen, sagte Minister Chukwu:
    "177 direkte und indirekte Kontaktpersonen sind isoliert worden oder werden beobachtet. Neun von ihnen wurden auf Ebola diagnostiziert, damit stieg die Gesamtzahl der Ebola-Fälle auf zehn. Und zwei davon sind gestorben."
    Konsequente Nachverfolgung der Kontakte
    Trotz dieser Toten: Nigerias zweiter Schritt im Kampf gegen das Virus war ebenfalls entscheidend: Konsequent spürten die Gesundheitsbehörden die Menschen auf, die zu Patrick Sawyer Kontakt gehabt hatten. Dann diejenigen, die wiederum zu diesen Menschen Kontakt gehabt hatten. So gelang es den Behörden, den Weg des Virus zu verfolgen und es einzudämmen.
    "Alle Kontakte wurden katalogisiert, nach Risiko-Stufen bewertet und nach einem festgelegten Protokoll überprüft."
    Am Ende waren es fast 900 Menschen, die in Nigeria isoliert oder überwacht wurden. Solange bis klar war, ob sie innerhalb der Inkubationszeit von drei Wochen Symptome der Krankheit zeigten oder nicht. Genau das ist im Anfangsstadium der Ebola-Epidemie in der Guinea nicht passiert. Das Gesundheitssystem dort war darauf nicht vorbereitet. In Guinea rechnete man nicht mit der Ebola-Seuche. Auch deshalb verbreitete sich das Virus so schnell weiter. Damit waren Guineas Behörden dann sehr überfordert. Über die Medien liefen Horrormeldungen.
    Das Land war informiert
    Anders in Nigeria: Der Gesundheitsminister, so schildert es Sani Gwarzo, die Koordinator der Ebola-Bekämpfung, habe ihn und seine Leute eng, sehr eng geführt:
    "Wir mussten ihm praktisch jeden Moment Berichte und Daten liefern können. Er hat regelmäßig die Medien informiert. Das führte dazu, dass das Land informiert war über das was geschah."
    Das bestätigen auch Seuchen-Experten von außen. Nigeria, so sagen sie anerkennend, hat schnell, gut vorbereitet und konsequent auf den ersten Ebola-Fall reagiert. Die Regierung habe die Bevölkerung informiert und damit vermieden, dass allzu viele Gerüchte umherschwirrten. Insgesamt gab es 20 Infektionsfälle. Acht Menschen starben. Dann war die Gefahr vorbei. Nigeria hofft darauf, dass das so bleibt.