Selbst wenn man Geld für bestimmte Dinge hätte, hätte man noch nicht die Köpfe dafür, sagte die Grünen-Politikerin dem Deutschlandfunk. Nötig seien tragfähige Lösungen für die Gestaltung des Fachkräftemangels in den kommenden 10 bis 15 Jahren. Es müsse ein starker Fokus auf die Bildung gelegt werden. Ähnlich äußerte sich die Gewerkschafterin vom Verband Bildung und Erziehung, Bärbel Köhn. Das Thema müsse jetzt in alle Medien kommen und in aller Mund sein. Es müsse wirklich etwas passieren. Eltern sollten auf die Straße gehen und Gewerkschaften sich dazu äußern. Das Thema gehe alle an, betonte sie. Es betreffe die Zukunft aller.
Auch der Direktor der Bertelsmann-Stiftung, Dirk Zorn, betonte, Geld sei insgesamt nicht das Hauptproblem. Die jüngsten Forderungen nach einem "Sondervermögen Bildung" über 100 Milliarden Euro mache er sich nicht zu eigen. Die Debatte über Geld lenke nur von den zentralen Herausforderungen ab. Dazu gehöre vor allem, wie man "zusätzliche Personalressourcen mobilisieren" könne. Hier dürfe man nicht abwarten, bis sich das Problem von selbst löse, sondern man müsse aktiv werden. Die Politik sollte sich da ehrlich machen. Die Kultusministerien gingen nach wie vor von einem viel zu rosigen Bild aus. Zorn sprach von einem "epochalen Mangel" an pädagogischen Fachkräften in Schulen und auch in Kitas. Die Beschäftigten belaste ein "kollektiver Erschöpfungszustand". Die Pandemie stecke den pädagogischen Fachkräften noch in den Knochen. Jetzt komme noch der chronische Personalmangel hinzu, der sie ständig zum improvisieren zwinge. Zorn spracht von einer "nationalen Herausforderung".
"Bildungswende jetzt"
Angesichts der Probleme im deutschen Bildungssystem haben Gewerkschaften, Bildungsverbände, Eltern- und Schülervertretungen spürbare Investitionen von Bund und Ländern in die Bildung gefordert. In einem jüngst veröffentlichten gemeinsamen Appell plädieren sie für eine "echte Bildungswende". Dafür fordern sie die Bereitstellung eines "Sondervermögens Bildung" in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro für Kitas und Schulen sowie jährliche Ausgaben von mindestens zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung. Das sei bei einem "Bildungsgipfel" 2008 unter der damaligen Bundeskanzlerin Merkel (CDU) so vereinbart worden.
In dem Appell wird außerdem ein Staatsvertrag gefordert, in dem sich alle Bundesländer dazu verpflichten, genügend Lehrkräfte auszubilden und die Studienabschlüsse gegenseitig anzuerkennen. Die Gesellschaft erlebe aktuell "eine der schwersten Bildungskrisen seit Gründung der Bundesrepublik", heißt es. Ein enormer und sich vergrößernder Lehrkräfte- und Erziehermangel treffe auf ein "veraltetes, unterfinanziertes und segregiertes Bildungssystem, das sozial ungerecht ist".
Studien bestätigen immer wieder, dass Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft abhängt. Tests hatten zudem gezeigt, dass Grundschüler sich in Deutsch und Mathe deutlich verschlechtert haben. Dazu kommen immer noch viele Schulabbrecher und Hunderttausende junger Menschen, die sich weder in Schule, Ausbildung oder Beruf befinden.
Diese Nachricht wurde am 10.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.