Stefan Heinlein: Er ist der jüngste Neumilliardär unseres Planeten, Mark Zuckerberg. Auf 20 bis 30 Milliarden Dollar wird der Wert seines Unternehmens geschätzt. 500 Millionen Nutzer, mit Abstand ist Facebook das größte soziale Netzwerk weltweit. Eine Erfolgsgeschichte, ein Stoff für Hollywood. Heute kommt "The Social Network" in die deutschen Kinos und der Film zeichnet ein wenig schmeichelhaftes Bild vom Star der Internet-Branche. Mark Zuckerberg wird als Soziopath, als hinterlistigen Menschenfeind beschrieben, der die Facebook-Geschäftsidee von Freunden geklaut hat.
Reine Fiktion oder harte Realität? - Darüber möchte ich jetzt sprechen mit einem Kenner der Branche, dem deutschen Internetunternehmer Michael Reuter. Er ist Gründer des Sozialnetzwerks YiGG.de. Guten Morgen nach München.
Michael Reuter: Guten Morgen, Herr Heinlein.
Heinlein: Herr Reuter, gestern Abend waren Sie im Kino und haben den Film "The Social Network" bereits sehen können. Wie hat er Ihnen denn gefallen?
Reuter: Mir hat der Film sehr gut gefallen. Er war schön emotional und hat über zweieinviertel Stunden, ich glaube, den ganzen Saal begeistert.
Heinlein: Wie nahe ist denn der Film an der Realität?
Reuter: Ich kenne Mark Zuckerberg jetzt nicht persönlich, war zwar schon bei Facebook, in seinem Unternehmen, ich kenne einige Mitarbeiter, habe auch einiges natürlich darüber gelesen. Ich glaube, der Film ist nahe an der Realität.
Heinlein: Wie stichhaltig sind denn die Vorwürfe, dass Zuckerberg tatsächlich dann seine Geschäftsidee geklaut hat?
Reuter: Wissen Sie, mit Ideen ist das so: Ideen gibt es viele auf der Welt. Sehr viele Leute haben Ideen. Das Wichtige daran und das entscheidende ist aber eigentlich die Umsetzung. Und so wie das der Schauspieler oder Mark Zuckerberg im Film selber ein paar Mal gesagt hat: Wenn die Gebrüder Winkelvoss und der Dritte im Bunde nicht nur die Idee gehabt hätten, sondern auch die nötige Fähigkeit und Power zur Umsetzung, dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Insofern ist das nicht so ganz zweifelsfrei zu beantworten.
Heinlein: War Zuckerberg also einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat dann auch die richtigen Entscheidungen getroffen?
Reuter: Das alleine reicht nicht. Das kommt hinzu. Vielleicht ist das das Quäntchen, was dann zu einer solchen Erfolgsgeschichte führt. Ich glaube, wir alle wissen, dass der Mark Zuckerberg extrem begabt ist. Er kann erstens sehr gut programmieren und zweitens weiß er auch, was die Leute möchten. Sonst hätte er ja nicht Facebook programmiert. Er weiß, was man programmieren muss, damit die Leute ins Internet gehen und daran mitarbeiten. Insofern ist er schon extrem begabt.
Heinlein: Wie passt das eigentlich zusammen? Mark Zuckerberg, der Gründer des größten sozialen Netzwerkes, ist so eine Art sozialer Autist. So wird er zumindest beschrieben. Ist das eine Ironie der Geschichte?
Reuter: Über den Film konnte man ja lesen, er ist ein tragischer Held, insofern, als dass er wie viele andere sogenannte Nerds, also Computerbegeisterte, die eigentlich in ihrem Computer, im Programmieren aufgehen, dann auf einmal solche Dinge entwickeln wie soziale Netzwerke, wo es eigentlich darum geht, soziale Beziehungen zu knüpfen. Ich glaube, man könnte vielleicht in 10, 15, 20 Jahren die Schlussfolgerung treffen, dass man sagt, damit hat er im Prinzip eines seiner Probleme gelöst.
Heinlein: Sind Sie auch ein Nerd?
Reuter: Nein.
Heinlein: Was unterscheidet Sie denn von Mark Zuckerberg?
Reuter: Ich bin sehr viel älter. Ich bin jetzt schon über 40. Ich kann auch nicht programmieren, sondern ich habe die Internet-Szene eigentlich als Anwender kennengelernt und habe praktisch die andere Sicht auf das Thema, bin kein Programmierer.
Heinlein: Ist denn die Gründungsgeschichte von Facebook mit allen Irrungen und Wirrungen, die ja in diesem Film beschrieben werden, ein Beispiel für viele andere Firmengründungen in der Internet-Branche, gerade in den USA?
Reuter: Facebook ist natürlich mit Abstand, glaube ich sagen zu können, das erfolgreichste Internetunternehmen der Jetztzeit. Insofern ist es das Vorbild, insofern ist es ein leuchtendes Beispiel. Ich glaube, dass viele der Dinge, die dort passieren oder passiert sind, in anderen Unternehmen wie Google, Twitter oder anderen Unternehmen, die im Silicon Valley gegründet worden sind, genau so oder ähnlich passieren.
Heinlein: Sie haben es ja erwähnt: Sie haben vor einiger Zeit die Facebook-Firmenzentrale in den USA besichtigen können. Waren Sie denn beeindruckt?
Reuter: Ich war ziemlich beeindruckt. Ich kann das vielleicht in einem Satz zusammenfassen: Diese Zentrale macht erst mal gar nicht den Eindruck einer Firmenzentrale. Der Eindruck ist der eines Platzes, auf dem oder in dem sehr viele Menschen, junge Menschen zusammenarbeiten, weil sie Spaß an der Arbeit haben. Die meisten von denen sitzen in einem sehr großen, offenen Gebäude, was lichtdurchflutet ist, und vermitteln dem Besucher, dass sie das, was sie machen, gerne machen.
Heinlein: Ist vor diesem Hintergrund Mark Zuckerberg für Sie ein Vorbild als Unternehmer, so wie er seine Firma führt und die Angestellten behandelt?
Reuter: Er ist ein Vorbild, zumindest was den Erfolg anbelangt. Jeder von uns, der unternehmerisch tätig ist, hätte liebend gerne auch nur annähernd so viel Erfolg wie Mark Zuckerberg. Ich würde, insbesondere um auf den Film wieder zurückzukommen, nicht unbedingt sagen, dass er jetzt als Mensch für mich ein Vorbild wäre. Aber, was die Firmengründung und die Fähigkeit zur Umsetzung einer solchen Idee innerhalb von sieben Jahren zu einem Milliarden-Unternehmen anbelangt, da ist er definitiv ein Vorbild.
Heinlein: Haben Sie denn in Palo Alto, in der Firmenzentrale von Facebook, erfahren können, was die Angestellten so über ihren Chef denken?
Reuter: Ja. Wir haben mit Angestellten gesprochen, mit Amerikanern, wir haben aber auch mit deutschen Angestellten gesprochen, die dort seit geraumer Zeit arbeiten, und die sind alle ziemlich begeistert von Mark Zuckerberg. Die haben beispielsweise jeden Freitag ein Treffen. Die haben einen Sportplatz hinter der Zentrale, wo dann bei gutem Wetter gegrillt wird, wo es Basketball-Turniere gibt, und so weiter, und anlässlich dieses Treffens stellt sich Mark Zuckerberg jeden Freitag zwei, drei Stunden den Fragen seiner Mitarbeiter.
Heinlein: Könnte dennoch der Film, der ja schon für diverse Oscars gehandelt wird, Zuckerberg und Facebook auf Dauer schaden?
Reuter: Das glaube ich nicht. Zum einen sorgt der Film ja für eine noch viel größere Bekanntheit für Facebook, als sie jetzt schon da ist. Zum anderen erklärt der Film auch nicht wirklich die Technik eines Social Networks, sondern der Film hat eine emotionale Ausrichtung. Der spricht auch oder vielleicht sogar vorrangig Menschen an, die eigentlich gar nicht so daran interessiert sind an den Techniken hinter sozialen Netzwerken, sondern wie das Leben so ist, wie man in so kurzer Zeit als so junger Mensch so reich werden konnte. Insofern, glaube ich, wird das langfristig dem Unternehmen eher zum Vorteil gereichen.
Heinlein: Wirft das ganze dennoch, Herr Reuter, einen Schatten auf die sozialen Netzwerke insgesamt, Facebook als das Werk eines Soziopathen, eines sozialen Autisten?
Reuter: Diesen Satz würde ich so keinesfalls unterschreiben. Vielleicht ist noch eines wichtig: In dem Film, wie ich das gerade schon sagte, wird eigentlich nicht erklärt, was soziale Netzwerke sind. Man sieht zwar, dass die Studenten in Harvard und anderen Universitäten begeistert auf "The Facebook" und dann auf "Facebook" klicken und da mitmachen; man weiß aber nicht ganz genau, warum. Insofern geht es auch nicht um die sozialen Medien oder die sozialen Netzwerke insgesamt, sondern um eine emotionale Wirkung, die der Film erzielen will. Ich glaube, dass das, was soziale Medien bewirken, das stellen wir alle jeden Tag fest, wenn wir mal uns andere Beispiele ansehen wie Wikipedia oder so etwas, wo man sieht, wie Menschen am Internet sich beteiligen können und welche positiven Ergebnisse das haben kann.
Heinlein: Ist es aber nicht eine Funktion zu glauben, ein soziales Netzwerk wie Facebook oder wie YiGG.de ermögliche die Schaffung von Freundschaften?
Reuter: Ich kann das an meinem ganz persönlichen Beispiel festmachen. Ich war jüngst wieder in San Francisco und im Silicon Valley und habe dort das ganz große Glück gehabt, dass ich einen Tag nach Ankunft - man fliegt da ungefähr zwölf Stunden und ist dann ziemlich fertig, wenn man ankommt, und sehr müde -, dass ich am ersten Tag nach Ankunft zu einer Segeltour in der Bay Area vor San Francisco eingeladen wurde. Wie kam es dazu? - Ich habe die Eigner des Segelbootes über Twitter und Facebook kennengelernt. Das mag jetzt ein singuläres Beispiel sein.
Heinlein: Früher hätte man sich angerufen.
Reuter: Ja, aber wie hätte ich sie kennenlernen sollen? Das heißt, die sozialen Medien schaffen ein Ecosystem, eine Umgebung, in der sich Bekanntschaften knüpfen können, die sonst einfach unmöglich gewesen wären.
Heinlein: Heute Morgen im Deutschlandfunk der Internetunternehmer Michael Reuter, Gründer des Sozialnetzwerks YiGG.de, über den Filmstart von "The Social Network", die Geschichte des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Herr Reuter, ich danke für das Gespräch und auf Wiederhören nach München.
Reuter: Ja, danke!
Reine Fiktion oder harte Realität? - Darüber möchte ich jetzt sprechen mit einem Kenner der Branche, dem deutschen Internetunternehmer Michael Reuter. Er ist Gründer des Sozialnetzwerks YiGG.de. Guten Morgen nach München.
Michael Reuter: Guten Morgen, Herr Heinlein.
Heinlein: Herr Reuter, gestern Abend waren Sie im Kino und haben den Film "The Social Network" bereits sehen können. Wie hat er Ihnen denn gefallen?
Reuter: Mir hat der Film sehr gut gefallen. Er war schön emotional und hat über zweieinviertel Stunden, ich glaube, den ganzen Saal begeistert.
Heinlein: Wie nahe ist denn der Film an der Realität?
Reuter: Ich kenne Mark Zuckerberg jetzt nicht persönlich, war zwar schon bei Facebook, in seinem Unternehmen, ich kenne einige Mitarbeiter, habe auch einiges natürlich darüber gelesen. Ich glaube, der Film ist nahe an der Realität.
Heinlein: Wie stichhaltig sind denn die Vorwürfe, dass Zuckerberg tatsächlich dann seine Geschäftsidee geklaut hat?
Reuter: Wissen Sie, mit Ideen ist das so: Ideen gibt es viele auf der Welt. Sehr viele Leute haben Ideen. Das Wichtige daran und das entscheidende ist aber eigentlich die Umsetzung. Und so wie das der Schauspieler oder Mark Zuckerberg im Film selber ein paar Mal gesagt hat: Wenn die Gebrüder Winkelvoss und der Dritte im Bunde nicht nur die Idee gehabt hätten, sondern auch die nötige Fähigkeit und Power zur Umsetzung, dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Insofern ist das nicht so ganz zweifelsfrei zu beantworten.
Heinlein: War Zuckerberg also einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat dann auch die richtigen Entscheidungen getroffen?
Reuter: Das alleine reicht nicht. Das kommt hinzu. Vielleicht ist das das Quäntchen, was dann zu einer solchen Erfolgsgeschichte führt. Ich glaube, wir alle wissen, dass der Mark Zuckerberg extrem begabt ist. Er kann erstens sehr gut programmieren und zweitens weiß er auch, was die Leute möchten. Sonst hätte er ja nicht Facebook programmiert. Er weiß, was man programmieren muss, damit die Leute ins Internet gehen und daran mitarbeiten. Insofern ist er schon extrem begabt.
Heinlein: Wie passt das eigentlich zusammen? Mark Zuckerberg, der Gründer des größten sozialen Netzwerkes, ist so eine Art sozialer Autist. So wird er zumindest beschrieben. Ist das eine Ironie der Geschichte?
Reuter: Über den Film konnte man ja lesen, er ist ein tragischer Held, insofern, als dass er wie viele andere sogenannte Nerds, also Computerbegeisterte, die eigentlich in ihrem Computer, im Programmieren aufgehen, dann auf einmal solche Dinge entwickeln wie soziale Netzwerke, wo es eigentlich darum geht, soziale Beziehungen zu knüpfen. Ich glaube, man könnte vielleicht in 10, 15, 20 Jahren die Schlussfolgerung treffen, dass man sagt, damit hat er im Prinzip eines seiner Probleme gelöst.
Heinlein: Sind Sie auch ein Nerd?
Reuter: Nein.
Heinlein: Was unterscheidet Sie denn von Mark Zuckerberg?
Reuter: Ich bin sehr viel älter. Ich bin jetzt schon über 40. Ich kann auch nicht programmieren, sondern ich habe die Internet-Szene eigentlich als Anwender kennengelernt und habe praktisch die andere Sicht auf das Thema, bin kein Programmierer.
Heinlein: Ist denn die Gründungsgeschichte von Facebook mit allen Irrungen und Wirrungen, die ja in diesem Film beschrieben werden, ein Beispiel für viele andere Firmengründungen in der Internet-Branche, gerade in den USA?
Reuter: Facebook ist natürlich mit Abstand, glaube ich sagen zu können, das erfolgreichste Internetunternehmen der Jetztzeit. Insofern ist es das Vorbild, insofern ist es ein leuchtendes Beispiel. Ich glaube, dass viele der Dinge, die dort passieren oder passiert sind, in anderen Unternehmen wie Google, Twitter oder anderen Unternehmen, die im Silicon Valley gegründet worden sind, genau so oder ähnlich passieren.
Heinlein: Sie haben es ja erwähnt: Sie haben vor einiger Zeit die Facebook-Firmenzentrale in den USA besichtigen können. Waren Sie denn beeindruckt?
Reuter: Ich war ziemlich beeindruckt. Ich kann das vielleicht in einem Satz zusammenfassen: Diese Zentrale macht erst mal gar nicht den Eindruck einer Firmenzentrale. Der Eindruck ist der eines Platzes, auf dem oder in dem sehr viele Menschen, junge Menschen zusammenarbeiten, weil sie Spaß an der Arbeit haben. Die meisten von denen sitzen in einem sehr großen, offenen Gebäude, was lichtdurchflutet ist, und vermitteln dem Besucher, dass sie das, was sie machen, gerne machen.
Heinlein: Ist vor diesem Hintergrund Mark Zuckerberg für Sie ein Vorbild als Unternehmer, so wie er seine Firma führt und die Angestellten behandelt?
Reuter: Er ist ein Vorbild, zumindest was den Erfolg anbelangt. Jeder von uns, der unternehmerisch tätig ist, hätte liebend gerne auch nur annähernd so viel Erfolg wie Mark Zuckerberg. Ich würde, insbesondere um auf den Film wieder zurückzukommen, nicht unbedingt sagen, dass er jetzt als Mensch für mich ein Vorbild wäre. Aber, was die Firmengründung und die Fähigkeit zur Umsetzung einer solchen Idee innerhalb von sieben Jahren zu einem Milliarden-Unternehmen anbelangt, da ist er definitiv ein Vorbild.
Heinlein: Haben Sie denn in Palo Alto, in der Firmenzentrale von Facebook, erfahren können, was die Angestellten so über ihren Chef denken?
Reuter: Ja. Wir haben mit Angestellten gesprochen, mit Amerikanern, wir haben aber auch mit deutschen Angestellten gesprochen, die dort seit geraumer Zeit arbeiten, und die sind alle ziemlich begeistert von Mark Zuckerberg. Die haben beispielsweise jeden Freitag ein Treffen. Die haben einen Sportplatz hinter der Zentrale, wo dann bei gutem Wetter gegrillt wird, wo es Basketball-Turniere gibt, und so weiter, und anlässlich dieses Treffens stellt sich Mark Zuckerberg jeden Freitag zwei, drei Stunden den Fragen seiner Mitarbeiter.
Heinlein: Könnte dennoch der Film, der ja schon für diverse Oscars gehandelt wird, Zuckerberg und Facebook auf Dauer schaden?
Reuter: Das glaube ich nicht. Zum einen sorgt der Film ja für eine noch viel größere Bekanntheit für Facebook, als sie jetzt schon da ist. Zum anderen erklärt der Film auch nicht wirklich die Technik eines Social Networks, sondern der Film hat eine emotionale Ausrichtung. Der spricht auch oder vielleicht sogar vorrangig Menschen an, die eigentlich gar nicht so daran interessiert sind an den Techniken hinter sozialen Netzwerken, sondern wie das Leben so ist, wie man in so kurzer Zeit als so junger Mensch so reich werden konnte. Insofern, glaube ich, wird das langfristig dem Unternehmen eher zum Vorteil gereichen.
Heinlein: Wirft das ganze dennoch, Herr Reuter, einen Schatten auf die sozialen Netzwerke insgesamt, Facebook als das Werk eines Soziopathen, eines sozialen Autisten?
Reuter: Diesen Satz würde ich so keinesfalls unterschreiben. Vielleicht ist noch eines wichtig: In dem Film, wie ich das gerade schon sagte, wird eigentlich nicht erklärt, was soziale Netzwerke sind. Man sieht zwar, dass die Studenten in Harvard und anderen Universitäten begeistert auf "The Facebook" und dann auf "Facebook" klicken und da mitmachen; man weiß aber nicht ganz genau, warum. Insofern geht es auch nicht um die sozialen Medien oder die sozialen Netzwerke insgesamt, sondern um eine emotionale Wirkung, die der Film erzielen will. Ich glaube, dass das, was soziale Medien bewirken, das stellen wir alle jeden Tag fest, wenn wir mal uns andere Beispiele ansehen wie Wikipedia oder so etwas, wo man sieht, wie Menschen am Internet sich beteiligen können und welche positiven Ergebnisse das haben kann.
Heinlein: Ist es aber nicht eine Funktion zu glauben, ein soziales Netzwerk wie Facebook oder wie YiGG.de ermögliche die Schaffung von Freundschaften?
Reuter: Ich kann das an meinem ganz persönlichen Beispiel festmachen. Ich war jüngst wieder in San Francisco und im Silicon Valley und habe dort das ganz große Glück gehabt, dass ich einen Tag nach Ankunft - man fliegt da ungefähr zwölf Stunden und ist dann ziemlich fertig, wenn man ankommt, und sehr müde -, dass ich am ersten Tag nach Ankunft zu einer Segeltour in der Bay Area vor San Francisco eingeladen wurde. Wie kam es dazu? - Ich habe die Eigner des Segelbootes über Twitter und Facebook kennengelernt. Das mag jetzt ein singuläres Beispiel sein.
Heinlein: Früher hätte man sich angerufen.
Reuter: Ja, aber wie hätte ich sie kennenlernen sollen? Das heißt, die sozialen Medien schaffen ein Ecosystem, eine Umgebung, in der sich Bekanntschaften knüpfen können, die sonst einfach unmöglich gewesen wären.
Heinlein: Heute Morgen im Deutschlandfunk der Internetunternehmer Michael Reuter, Gründer des Sozialnetzwerks YiGG.de, über den Filmstart von "The Social Network", die Geschichte des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Herr Reuter, ich danke für das Gespräch und auf Wiederhören nach München.
Reuter: Ja, danke!
