Taiwan sitzt genau auf einer Grenze: der zwischen der philippinischen Krustenplatte mit der eurasischen. Die beiden kollidieren mit der für die Plattentektonik beachtlichen Geschwindigkeit von acht Zentimetern pro Jahr und lassen dabei das 4000 Meter hohe Zentralgebirge Taiwans immer höher wachsen. Wo solche Kräfte walten, sind Erdbeben an der Tagesordnung, und Taiwan gehört zu seismisch aktivsten Zonen der Welt. Allerdings fehlen seltsamerweise verheerend-starke Beben. Der Grund dafür könnte ein seismisches Phänomen sein, das die Geophysiker erst vor wenigen Jahren entdeckt haben - sogenannte Stille Beben:
"Ein Stilles Beben gleicht einem normalen Beben - nur dass sich die aufgebauten tektonischen Spannungen sehr langsam, über Stunden, Tage oder Wochen hinweg entladen. Dabei entstehen keine Bebenwellen und erst recht keine Schäden, so dass Stille Beben schwer zu entdecken sind. Um sie zu messen, haben wir in Bohrlöchern in 200 bis 270 Meter Tiefe spezielle Messgeräte installiert und zwischen 2002 und 2007 gemessen. Wir stellten fest: Ja, es gibt hier Stille Beben, und wir erkannten einen überraschenden Zusammenhang zwischen ihnen und vorbeiziehenden Taifunen","
erklärt Alan Linde von der Carnegie Institution in Washington, DC. Taiwan liegt in einer höchst aktiven Zugbahn für tropische Wirbelstürme. Jahr für Jahr, zwischen Mai und Dezember, streifen oder queren Taifune die Insel. Linde:
""Meines Wissens nach ist uns der erste Nachweis eines Zusammenhangs zwischen einem Wetterphänomen und tektonischen Ereignissen gelungen. Wir haben während der fünf Jahre, in denen wir Daten sammelten, 20 stille Beben aufgezeichnet, und elf davon ereigneten sich, als Taifune vorbeizogen."
Nach Berechnungen der Arbeitsgruppe um Alan Linde liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das ein Zufall ist, fast bei eins zu 100 Millionen, deshalb sind sich die Geophysiker ihrer Sache recht sicher. Den Grund für das Phänomen sehen sie in einer besonderen tektonischen Situation. Linde:
"Die Störungsfläche zwischen diesen beiden Platten steht recht steil in der Erde. Wenn dort nun der Stress groß genug anwächst, reicht schon eine kleine Veränderung, um ein Stilles Beben auszulösen. Wenn also genau zu dem Zeitpunkt ein Taifun durchzieht, sinkt der Luftdruck - und das ist wie der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
Der Mechanismus: Durch den sinkenden Luftdruck entlasten Taifune das Land, auf das sie treffen. Die Spannungsverhältnisse an der Störung ändern sich - und weil sie kurz vor dem Bruch steht, löst sich der Stress sozusagen sanft in einem Stillen Beben. Taifune beschleunigen also das Auftreten Stiller Beben, so Alan Linde:
"Nun können wir spekulieren. In den vergangenen 100 Jahren bebte es auf Taiwan nur wenige Male mit der Stärke 7 oder Stärke 6: Das reicht bei weitem nicht, um die ganze angestaute Energie abzubauen. Etwas weiter nördlich, wo die philippinische Krustenplatte mit der japanischen zusammenstößt, gibt es alle 100 bis 150 Jahre ein Erdbeben der Stärke 8. Wir vermuten nun, dass die Störung in Taiwan durch die Stillen Beben in mehrere Stress-Abschnitte aufgeteilt wird und sich deshalb die Spannungen nicht hoch genug für solche verheerenden Beben aufbauen können. Aber das ist eine Spekulation."
Die Stillen Beben wären dann so etwas wie Ventile: Sie bauen in manchen Abschnitten der Störung Stress ab, so dass immer nur kürzere Stücke brechen können, nicht das ganze Gebiet. Es reicht für Beben der Stärke 7 und nicht für die der Stärke 8. Es wäre interessant, anderswo nach dem Phänomen zu suchen, erklärt Alan Linde, aber dafür müssten erst einmal die Messinstrumente installiert werden: Für normale Seismometer sind Stille Beben unsichtbar.
"Ein Stilles Beben gleicht einem normalen Beben - nur dass sich die aufgebauten tektonischen Spannungen sehr langsam, über Stunden, Tage oder Wochen hinweg entladen. Dabei entstehen keine Bebenwellen und erst recht keine Schäden, so dass Stille Beben schwer zu entdecken sind. Um sie zu messen, haben wir in Bohrlöchern in 200 bis 270 Meter Tiefe spezielle Messgeräte installiert und zwischen 2002 und 2007 gemessen. Wir stellten fest: Ja, es gibt hier Stille Beben, und wir erkannten einen überraschenden Zusammenhang zwischen ihnen und vorbeiziehenden Taifunen","
erklärt Alan Linde von der Carnegie Institution in Washington, DC. Taiwan liegt in einer höchst aktiven Zugbahn für tropische Wirbelstürme. Jahr für Jahr, zwischen Mai und Dezember, streifen oder queren Taifune die Insel. Linde:
""Meines Wissens nach ist uns der erste Nachweis eines Zusammenhangs zwischen einem Wetterphänomen und tektonischen Ereignissen gelungen. Wir haben während der fünf Jahre, in denen wir Daten sammelten, 20 stille Beben aufgezeichnet, und elf davon ereigneten sich, als Taifune vorbeizogen."
Nach Berechnungen der Arbeitsgruppe um Alan Linde liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das ein Zufall ist, fast bei eins zu 100 Millionen, deshalb sind sich die Geophysiker ihrer Sache recht sicher. Den Grund für das Phänomen sehen sie in einer besonderen tektonischen Situation. Linde:
"Die Störungsfläche zwischen diesen beiden Platten steht recht steil in der Erde. Wenn dort nun der Stress groß genug anwächst, reicht schon eine kleine Veränderung, um ein Stilles Beben auszulösen. Wenn also genau zu dem Zeitpunkt ein Taifun durchzieht, sinkt der Luftdruck - und das ist wie der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
Der Mechanismus: Durch den sinkenden Luftdruck entlasten Taifune das Land, auf das sie treffen. Die Spannungsverhältnisse an der Störung ändern sich - und weil sie kurz vor dem Bruch steht, löst sich der Stress sozusagen sanft in einem Stillen Beben. Taifune beschleunigen also das Auftreten Stiller Beben, so Alan Linde:
"Nun können wir spekulieren. In den vergangenen 100 Jahren bebte es auf Taiwan nur wenige Male mit der Stärke 7 oder Stärke 6: Das reicht bei weitem nicht, um die ganze angestaute Energie abzubauen. Etwas weiter nördlich, wo die philippinische Krustenplatte mit der japanischen zusammenstößt, gibt es alle 100 bis 150 Jahre ein Erdbeben der Stärke 8. Wir vermuten nun, dass die Störung in Taiwan durch die Stillen Beben in mehrere Stress-Abschnitte aufgeteilt wird und sich deshalb die Spannungen nicht hoch genug für solche verheerenden Beben aufbauen können. Aber das ist eine Spekulation."
Die Stillen Beben wären dann so etwas wie Ventile: Sie bauen in manchen Abschnitten der Störung Stress ab, so dass immer nur kürzere Stücke brechen können, nicht das ganze Gebiet. Es reicht für Beben der Stärke 7 und nicht für die der Stärke 8. Es wäre interessant, anderswo nach dem Phänomen zu suchen, erklärt Alan Linde, aber dafür müssten erst einmal die Messinstrumente installiert werden: Für normale Seismometer sind Stille Beben unsichtbar.