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Erfahrungen mit neuen Semesterzeiten

Die Vorlesungs- und Prüfungszeiten in Deutschland sollen künftig nicht mehr mit den Semesterzeiten vor allem im angelsächsischen Raum kollidieren. Das will die Hochschulrektorenkonferenz. Dadurch soll sich vor allem die internationale Mobilität deutscher Studierender verbessern. Die Uni Mannheim hat bereits im Alleingang vor zwei Jahren ihre Semesteranfangszeiten verändert. Dadurch haben sich auch die Praktikumschancen der Mannheimer Studierenden in Deutschland verbessert - da sie ihr Praktikum gerade im Sommer einige Wochen früher als die anderen antreten konnten. Doch dieser Vorteil ist dahin, wenn sich die HRK mit ihren Plänen der Vereinheitlichung durchsetzt.

Von Ludger Fittkau |
    Ein LKW fährt sich an einem Tor des Mannheimer Schlosses fest und muss zurücksetzen. Geladen hat er Tische und Bänke für den Innenhof des riesigen Barockschlosses, in dem die Mannheimer Universität in dieser Woche ihr 100-jähriges Jubiläum feiern will. Neben den Aufbauarbeiten für das Fest ist es bis auf den Flügel, in dem die Uni-Bibliothek untergebracht ist, relativ still.

    Der Grund: Die Semesterferien haben in Mannheim schon Anfang Juli begonnen, also Anfang dieser Woche.
    98 Jahre lang hatte die Universität im Schloss die gleichen Semesterzeiten wie die Nachbaruniversitäten - seit zwei Jahren endet das Sommersemester nun aber schon im Juni und beginnt das Wintersemester bereits Anfang September, während im benachbarten Heidelberg die Vorlesungen erst in der zweiten Oktoberhälfte starten. Der Unterschied sei kein Problem, versichert Michael Weber, Betriebswirtschaftsstudent in Mannheim:

    " Ich sehe es als Vorteil an, gerade wenn man auf der Suche nach Praktika ist, ist man sicherlich im Vorteil, da die anderen noch mitten in den Klausuren stecken und wir eigentlich die einzigen hier deutschlandweit sind und von einer renommierten Universität kommen und da sicherlich Vorteile haben. "

    Im Schlosshof vor der Bibliothek sehen das andere Studierende allerdings ein bisschen anders:

    - " Es halt ein Nachteil, weil wenn die anderen Uni haben, haben wir frei und umgedreht.019 Meine Freunde von anderen Unis, wenn man mit denen in Urlaub fahren will, ist halt eher schlecht. "

    - " Aufgrund der Kooperation denke ich, das da eine Vereinheitlichung schon vonnöten wäre. Mich betrifft das nicht mehr so direkt, aber ich sehe es an anderen, die darunter zu leiden haben, wenn dann eben hier Veranstaltungen zu ende sind und dort erst beginnen oder umgekehrt. "

    - " Wenn man jetzt ein Doppelstudium hat, in Heidelberg und in Mannheim, dann hat man sehr viel Stress, durch die verschiedenen Semesterzeiten. "

    Wie der Mannheimer Volkswirtschaftsstudent Christian Lehmann sieht das auch die Hochschulrektorenkonferenz. Sie will deshalb eine neue, vor allem am angelsächsischen Raum orientierte Zeitregelung, die dann aber auch für die Universität Mannheim wieder Änderungen mit sich brächte. Nach Vorstellungen der HRK soll ab etwa 2010 die Kernzeit eines neues Herbstsemesters Anfang September beginnen und zu Weihnachten enden. Ein Frühjahrssemester soll dann nach den Vorstellungen der Hochschulrektorenkonferenz ab 1. März laufen, der Vorlesungsbetrieb wäre dann wie in Mannheim Ende Juni zu ende. Die Zahl der Vorlesungs- und Seminarwochen bliebe gleich. Margret Wintermantel, die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz:

    " Wir wollen die Semesterzeiten angleichen an internationale Verhältnisse, damit unsere Studierenden weniger Zeit verlieren, wenn sie ins Ausland gehen und damit die Mobilität erhöht wird. "

    Diese Erfahrung machten auch der Volkswirtschaftsstudenten Christian Lehmann und andere Mannheimer Studierende:

    - " Wenn die Hochschulrektorenkonferenz sich da auch auf den Austausch von Studenten zu anderen Unis bezieht, dann gebe ich ihr da recht. 042: Im Ausland herrschen unsere Zeiten, die Mannheimer Zeiten. "

    - " Allgemein in den USA findet man besser ein Praktikum, es werden nur die Studenten bevorzugt, die in die USA gehen wollen für ein Praktikum oder für ein Auslandsemester. In Frankreich ist es ja so, oder in Europa, dass es ja unterschiedlich ist. "

    - " Ich meine, die Veränderung der Semesterzeiten hat halt nur in dem Semester, wo es umgestellt wird, einen etwas negativeren Effekt gehabt, aber ansonsten ist das mit vielen Vorteilen verbunden. Aber wenn man das jetzt wieder deutschlandweit machen würde, würde kein Unterschied bestehen. "

    Auch die Heidelberger Studierenden könnten dann nicht länger den Vorteil genießen, den eine ruhige Bibliothek im Mannheimer Schloss bietet, während in Heidelberg der Betrieb noch fast drei Wochen ungebremst weiterläuft:

    " Für mich persönlich, ich studiere in Heidelberg, ist es ein Vorteil, das die Bibliotheken hier frei sind, und ich lernen kann, bzw. lernen muss. Weil ich hier wohne und dementsprechend ist das für mich ein Vorteil. "

    Mit dem es nach Auffassung von Margret Wintermantel von der Hochschulrektorenkonferenz aber bald vorbei sein wird - mit der geplanten Harmonisierung der Semester- und Vorlesungszeiten nämlich:

    " Eigentlich ist es sinnvoll nur, wenn alle Hochschulen es machen, wir sollten nicht unterschiedliche Zeiten haben, einfach um auch die Anschlussmöglichkeiten zu verbessern. "