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Erfolg mit Wirkstoffkombination

Forscher der Deutschen Leberstiftung haben die weltweit größte prospektive Studie zur Therapie von Hepatitis D multizentrisch und international durchgeführt. Mit ihrer Wirkstoffkombination konnten sie erstmals bei einem Viertel der Patienten eine Ausheilung der Infektion erreichen.

Von Michael Engel | 01.02.2011
    Mit dem Hepatitis D-Virus sind weltweit mindestens zehn Millionen Menschen infiziert. In Deutschland etwa 50.000 Menschen. Aktuell sterben hier zu Lande mehr Menschen an Hepatitis D als an AIDS, sagt Prof. Michael Manns, Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.

    "Wie alle chronischen Entzündungen der Leber ist das Risiko, dass die chronischen Entzündung in einer Narbenleber, in einer sogenannten "Leberzirrhose" endet. Und das ist dann mit dem Leben nicht vereinbar, es sei denn, dass eine Lebertransplantation rechtzeitig durchgeführt wird. Und es gibt bisher keine spezifischen Medikamente gegen das Hepatitis D-Virus, und dieser Problematik haben wir uns bisher zugewandt."

    In der internationalen Studie, an der neben 15 deutschen Zentren auch türkische und griechische Kliniken beteiligt waren, wurden 90 Hepatitis D-Patienten behandelt. Eine Gruppe von 30 Patienten erhielt ein Jahr lang ein Kombinationspräparat: Das "PegInterferon alfa-2a" als auch "Adefovir dipivoxil".

    "Und wir haben im Konzept der Studie 48 Wochen behandelt, also de fakto ein Jahr behandelt, und dann ein halbes Jahr nachverfolgt. Und haben ein halbes Jahr nach Ende der Therapie im Blut das D-Virus bestimmt. Und bei 24 Prozent der Patienten haben wir kein D-Virus selbst ein halbes Jahr nach Ende der Therapie nachweisen können."

    Für Hepatitis-Experten wie Prof. Manns ist das ein großer Erfolg. Denn bisher gab es keine Behandlungsmöglichkeit gegen "Hepatitis D", das als besonders aggressives Virus bekannt ist.

    "Also zuerst mal gibt es ja fünf sogenannte Haupt-Hepatitis-Viren. Im Alphabet A, B, C, D und E. Die Hepatitis D ist die seltenste, aber die schwerwiegendste, und es ist das kleinste Virus, das einen Menschen krank machen kann. Es hat eine ganz große Besonderheit, dass es immer einer gleichzeitigen Infektion mit dem Hepatitis B-Virus bedarf."

    Wer an Hepatitis D leidet, ist immer auch mit Hepatitis B infiziert. Denn die D-Viren brauchen B-Erreger als Lieferanten für die Virushülle. Auch dieser Umstand ist verantwortlich dafür, dass eine Hepatitis D-Infektion sehr aggressiv verläuft, weil B und D gleichzeitig im Körper agieren. Im Durchschnitt sind die Betroffenen 35 Jahre alt, wenn sie sterben. Eines der beiden Präparate, das nun für die Studie verwendet wurde, war schon gegen Hepatitis B recht erfolgreich. Aktuell konnte nun gezeigt werden, dass nicht nur Hepatitis B, sondern auch Hepatitis D effektiv behandelt werden kann, wenn das Kombinationspräparat verwendet wird. Zwei der 30 Patienten wurden sogar vollständig gesund:

    "Diese Studie hier, das ist die sogenannte Hedit-1-Studie. Wir haben schon die Hedit-2-Studie begonnen, mit Verlängerung der Interferon-Therapie, und in Kombination ein wesentlich stärkeres antivirales Medikament, nämlich Tenofovir. Und ich glaube, dass wir hierbei zwei wesentliche Ansatzpunkte haben, um den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen und hier die Heilungschancen zu erhöhen."

    Studienleiter Professor Manns hofft, dass die Heilungsquote dann sogar auf 50 Prozent erhöht werden kann. Ein großer Fortschritt im Kampf gegen die Hepatitis. Noch besser wäre allerdings eine Impfung, die es gegen Hepatitis B schon lange gibt: Der Impfstoff schützt dann automatisch auch vor Hepatitis D.