Wenn Kidist Bobosha aus ihrem Labor in dem flachen Backsteinbungalow auf die staubige Straße tritt, dann weiß sie, warum sie das Leprabakterium erforscht. Jeden Tag finden sich vor der benachbarten Klinik Schlangen von Menschen ein, verschleierte Frauen, junge Männer, Greisinnen, gestützt auf ihre Enkel. Viele wirken äußerlich gesund. Ihre Infektion mit Mycobacterium leprae wurde rechtzeitig entdeckt und behandelt. Andere humpeln an Krücken, haben verkrüppelte Finger oder sind erblindet. Trotz aller Erfolge ist die Lepra in Äthiopien noch lange nicht besiegt, meint Kidist Bobosha.
" Das große Problem sind die neuen Leprafälle, seit 15 Jahren ist ihre Zahl nicht gesunken. Das zeigt, das Bakterium wird nach wie vor übertragen. Wir vermuten, dass Familienmitglieder der Patienten, die selbst gar keine Symptome zeigen, trotzdem infiziert sind und die Krankheit weiter verbreiten. "
Sie sind sogenannte stille Überträger. Am Armauer-Hansen-Forschungsinstitut ist Kidist Bobsha eine Einzelkämpferin. Obwohl das Institut nach dem norwegischen Entdecker des Lepraerregers benannt ist, interessieren sich die meisten Wissenschaftler hier mehr für Aids oder für Herpesviren. Nur Kidist Bobosha bleibt Mycobacterium leprae auf der Spur. Zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt arbeitet sie an einem Lepra-Frühtest, der die stillen Überträger aufspüren soll. Das ist gar nicht so einfach, das Lepra-Bakterium lässt sich im Labor nicht züchten. Inzwischen ist aber die DNA-Sequenz des Erregers bekannt, und die Universität Leiden konnte mit Hilfe der Gentechnik wichtige Lepra-Eiweiße herstellen. Diese Eiweiße wurden in mehrere Lepra-Länder geschickt, unter anderem zu Kidist Bobsha nach Addis Abeba.
" Ziel des Projekts ist es, Eiweiße zu identifizieren, die spezifisch für die Lepra sind, die den Erreger nachweisen könne, bevor Symptome oder Behinderungen auftreten. "
Dabei macht sich die junge Mikrobiologin die natürliche Immunreaktion zu nutze. Personen, die mit dem Leprabakterium infiziert sind, bilden weiße Blutkörperchen, die einzelne Bruchstücke des Erregers erkennen. Diese Erkennung lässt sich biochemisch nachweisen. Das Problem besteht darin, das passende Lepra-Eiweiß für den Test zu finden. Kidist Bobsha hat deshalb die vielen verschiedenen Eiweiße aus Leiden mit weißen Blutkörperchen von Leprapatienten und deren Angehörigen und als Kontrolle auch von Tuberkulosekranken zusammengebracht. Einige der Eiweiße scheinen sich tatsächlich für einen Leprafrühtest zu eignen. Derzeit werden die Ergebnisse in Leiden ausgewertet. Kidist Bobosha wartet schon dringend auf die Resultate.
" Wenn wir die Lepra früher diagnostizieren könnten, bevor die Symptome auftreten, etwa bei Mitbewohnern der Patienten, dann könnten wir sie behandeln, die Infektionsraten vielleicht wirklich senken und der Eliminierung der Lepra näher kommen. "
Wie wichtig das ist, sieht sie jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Obwohl die Infektion wirksam behandelt werden kann, verursacht die Lepra in Äthiopien jedes Jahr bei über 500 Menschen Behinderungen. Das liegt vor allem an den Vorurteilen, meint der Gründer der äthiopischen Organisation der Leprapatienten, Arega Kassa Zelelew. Leprapatienten werden ausgegrenzt, können nur selten bei ihrer Familie, in ihrem Dorf bleiben.
" Deshalb kommen die Kranken sehr, sehr spät. Sie gehen zum Medizinmann oder dem Kräuterdoktor. Erst wenn sie schon Gefühlsstörungen und Verstümmelungen haben, kommen sie zur Klinik. Sie wissen nicht, dass Lepra von einem Bakterium verursacht wird. Sie halten sie für eine Strafe Gottes. Wenn die Gesellschaft besser Bescheid weiß, dann könnten sie schnell in die Klinik gehen und geheilt werden. Das wäre schön. "
Arega Kassa Zelelew hofft, dass die Forschung von Kidist Bobsha und ihren Kollegen auf der ganzen Welt auf lange Sicht helfen werden, nicht nur die medizinischen sondern auch die sozialen Herausforderungen der Lepra zu bewältigen.
" Das große Problem sind die neuen Leprafälle, seit 15 Jahren ist ihre Zahl nicht gesunken. Das zeigt, das Bakterium wird nach wie vor übertragen. Wir vermuten, dass Familienmitglieder der Patienten, die selbst gar keine Symptome zeigen, trotzdem infiziert sind und die Krankheit weiter verbreiten. "
Sie sind sogenannte stille Überträger. Am Armauer-Hansen-Forschungsinstitut ist Kidist Bobsha eine Einzelkämpferin. Obwohl das Institut nach dem norwegischen Entdecker des Lepraerregers benannt ist, interessieren sich die meisten Wissenschaftler hier mehr für Aids oder für Herpesviren. Nur Kidist Bobosha bleibt Mycobacterium leprae auf der Spur. Zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt arbeitet sie an einem Lepra-Frühtest, der die stillen Überträger aufspüren soll. Das ist gar nicht so einfach, das Lepra-Bakterium lässt sich im Labor nicht züchten. Inzwischen ist aber die DNA-Sequenz des Erregers bekannt, und die Universität Leiden konnte mit Hilfe der Gentechnik wichtige Lepra-Eiweiße herstellen. Diese Eiweiße wurden in mehrere Lepra-Länder geschickt, unter anderem zu Kidist Bobsha nach Addis Abeba.
" Ziel des Projekts ist es, Eiweiße zu identifizieren, die spezifisch für die Lepra sind, die den Erreger nachweisen könne, bevor Symptome oder Behinderungen auftreten. "
Dabei macht sich die junge Mikrobiologin die natürliche Immunreaktion zu nutze. Personen, die mit dem Leprabakterium infiziert sind, bilden weiße Blutkörperchen, die einzelne Bruchstücke des Erregers erkennen. Diese Erkennung lässt sich biochemisch nachweisen. Das Problem besteht darin, das passende Lepra-Eiweiß für den Test zu finden. Kidist Bobsha hat deshalb die vielen verschiedenen Eiweiße aus Leiden mit weißen Blutkörperchen von Leprapatienten und deren Angehörigen und als Kontrolle auch von Tuberkulosekranken zusammengebracht. Einige der Eiweiße scheinen sich tatsächlich für einen Leprafrühtest zu eignen. Derzeit werden die Ergebnisse in Leiden ausgewertet. Kidist Bobosha wartet schon dringend auf die Resultate.
" Wenn wir die Lepra früher diagnostizieren könnten, bevor die Symptome auftreten, etwa bei Mitbewohnern der Patienten, dann könnten wir sie behandeln, die Infektionsraten vielleicht wirklich senken und der Eliminierung der Lepra näher kommen. "
Wie wichtig das ist, sieht sie jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Obwohl die Infektion wirksam behandelt werden kann, verursacht die Lepra in Äthiopien jedes Jahr bei über 500 Menschen Behinderungen. Das liegt vor allem an den Vorurteilen, meint der Gründer der äthiopischen Organisation der Leprapatienten, Arega Kassa Zelelew. Leprapatienten werden ausgegrenzt, können nur selten bei ihrer Familie, in ihrem Dorf bleiben.
" Deshalb kommen die Kranken sehr, sehr spät. Sie gehen zum Medizinmann oder dem Kräuterdoktor. Erst wenn sie schon Gefühlsstörungen und Verstümmelungen haben, kommen sie zur Klinik. Sie wissen nicht, dass Lepra von einem Bakterium verursacht wird. Sie halten sie für eine Strafe Gottes. Wenn die Gesellschaft besser Bescheid weiß, dann könnten sie schnell in die Klinik gehen und geheilt werden. Das wäre schön. "
Arega Kassa Zelelew hofft, dass die Forschung von Kidist Bobsha und ihren Kollegen auf der ganzen Welt auf lange Sicht helfen werden, nicht nur die medizinischen sondern auch die sozialen Herausforderungen der Lepra zu bewältigen.