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Erfolgreich auf hoher See

Lothar Guckeisen: : Die Hochschule in Bremerhaven wirbt mit einem weltweit einmaligen Studienangebot. Es heißt Crews Industrial Management. Josef Stockemer, das klingt ja wirklich spannend, aber was verbirgt sich hinter dieser englischen Formel?

    Josef Stockemer: Ja, zu Deutsch ganz einfach, das ist ein Studiengang, der sich mit der Seetouristik befasst. Ein Studiengang, der weltweit einmalig ist. Wir reagieren mit diesem Studiengang auf den steigenden Bedarf im Bereich der Kreuzfahrtindustrie. Wie Sie wissen, gehört die Kreuzfahrtindustrie zu den sogenannten industriellen Wachstumsbranchen, und der Bedarf an Führungskräften, gerade für das mittlere und gehobene Management, ist riesengroß, und da es bislang keinen Studiengang gab, der diese Lücke abdeckt, haben wir uns entschieden, diesen Studiengang zum Wintersemester 2003 anzubieten.

    Guckeisen: : Können Sie uns mal sagen, was man da bei Ihnen an Seetouristik lernt?

    Stockemer: Das ist ein sehr bunter Studiengang. Grundlage ist zunächst die Betriebswirtschaft mit einem großen Anteil, aber es gibt eine Reihe von sogenannten spezifischen seetouristischen Fächern. Da sind also auch Fragen wie das sogenannte Yield-Management, Risk-Management. Yield bedeutet also, dass also irgendwelche übergebliebenen Fahrplätze verkauft werden. Da ist der Bereich der Geographie, der Nautik, der Meereskunde, der Soziologie. Sie lernen dort Bereiche der Kooperation, der Teamarbeit. All das verbirgt sich hinter diesem Studiengang, also ein sehr vielfältiges Angebot, das aber, wie gesagt, auf einer breiten betriebswissenschaftlichen Ausbildung fundiert.

    Guckeisen: : Wer ist denn die Zielgruppe? Ist das ein Erststudium oder ist das eine Weiterbildung für Leute, die vielleicht schon in der Tourismusbranche einen Beruf haben?

    Stockemer: Zunächst mal ist es ein sogenanntes konsekutives Studium. Das bedeutet, Sie erhalten eine berufsqualifizierende Grundausbildung. Das ist der sogenannte Bachelor-Studiengang. Das Ganze ist ein international ausgelegter Studiengang. Das zeichnet sich auch dadurch aus, das 25 Prozent der gesamten Lehrinhalte in englischer Sprache angeboten werden. Sie müssen auch eine zweite Fremdsprache lernen. Das ist also konsekutiv in dem Sinne, dass nach dem Bachelor die Möglichkeit besteht, noch den Master zu machen. Das ist dann die wissenschaftliche Fortführung, und natürlich nehmen wir auch gerne junge Leute, die bereits Erfahrung in der Touristikbranche haben, aber das ist keine unbedingte Voraussetzung. Wir nehmen grundsätzlich jeden Hochschulzugangsberechtigten.

    Guckeisen: : Wie lange ist denn die Regelstudienzeit? Bis wann hat man denn die Abschlüsse in der Tasche?

    Stockemer: Sie haben den ersten Abschluss, wenn Sie in der Regelstudienzeit bleiben, nach sechs Semestern, dann bekommen Sie einen Abschluss mit dem Titel 'Bachelor of Arts', und danach haben Sie dann die Möglichkeit über den Master of Business Administration vier weitere Semester bis hin zur Promotion zu kommen.

    Guckeisen: : Da fragt man sich natürlich, was man hinterher damit anfängt. Was sind so klassische Felder, in die man dann gehen könnte?

    Stockemer: Nun, die sind sehr vielfältig. Zunächst sind die klassischen Felder, wie der Name Seetouristik sagt, natürlich die Bereiche der Kreuzfahrt, aber Sie sind für alle möglichen Positionen im Management in der gesamten Touristikbranche ausgebildet natürlich mit dem Fokus auf dem Seefahrtsbezug, das heißt durchaus, dass sie also auch zur See fahren, aber für diejenigen, die ein wenig Probleme mit der Kreuzfahrt, mit der Seefahrt haben, gibt es genügend Jobs an Land.

    Guckeisen: : Und Sie wollen jetzt im kommenden Wintersemester die Segel setzen für diesen Studiengang. Gibt es denn da schon Anfragen?

    Stockemer: Ja, wir setzen die Segel, ohne dass wir in die Werbung gegangen sind. Das ist ja nun auch Dank Ihrer Hilfe eine der ersten offiziellen Werbemaßnahmen. Wir haben eine Zielzahl von 40, nehmen ungefähr 50 auf, und wir haben bereits heute über 400 Interessenten.

    Guckeisen: : 40 Plätze, 400 Interessenten, das heißt, da muss ausgewählt werden.

    Stockemer: Leider muss da ausgewählt werden. Leider werden wir uns da einem Numerus-Clausus-Verfahren zuwenden, und wir werden dann versuchen, vielleicht noch das eine oder andere Kriterium zu finden, das nicht den Abiturschnitt, sondern vielleicht noch die eine oder andere Qualifikation berücksichtigt. Leider lässt sich das nicht anders realisieren.

    Guckeisen: : Also möglicherweise muss man da auch mit einem Test rechnen?

    Stockemer: Ein Test wird im ersten Anlauf wahrscheinlich nicht in Frage kommen, sondern wir werden einige Kriterien festlegen und dann allerdings wirklich über die Noten gehen. Leider geht das nicht anders. Das ist offizielle Konvention bei uns.

    Guckeisen: : Und Seemannsknoten oder Ähnliches ist nicht unbedingt Voraussetzung?

    Stockemer: Nein, Sie brauchen nicht im Seeverbund zu ein, noch nicht.

    Guckeisen: : Sie haben bei der Planung eng mit Reiseunternehmen zusammengearbeitet. Was heißt das denn konkret?

    Stockemer: Ja, wir haben, damit das Ganze auch einen starken Realitäts- und Praxisbezug bekommt, einen sogenannten Fachbeirat aus dem Bereich der Kreuzfahrtunternehmen dabeigehabt, die uns dabei geholfen haben, die Studieninhalte zu entwickeln, und uns auch an die Hand genommen haben, wenn es darum geht, das Berufsbild einigermaßen zu formulieren. Dass dieser Studiengang so erfolgreich sein wird, dessen sind wir uns sicher. Wir hatten gerade letzte Woche eine Nachfrage von einem sehr großen amerikanischen Kreuzfahrtunternehmen, die uns zugesagt haben, da es eben so etwas Einmaliges ist, uns mit entsprechenden Lehrkräften hier zur Seite zu stehen.

    Guckeisen: : Wer jetzt Interesse an dem Studiengang Seetouristik bekommen hat, der kann sich noch bis wann genau bewerben?

    Stockemer: 15. Juli ist Bewerbungsende, und das Studium beginnt mit den Vorlesungen zum 1. Oktober.

    Guckeisen: : Vielen Dank für das Gespräch.