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Erfolgreiches Jahr für faire Händler

Bei fair gehandelten Produkten werden den Produzenten in Entwicklungsländern für ihre Erzeugnisse höhere Preise als auf dem Weltmarkt üblich gezahlt. In den Geschäften sind diese Waren an einem Siegel zu erkennen, auf dem Fairtrade/TransFair draufsteht. In Bonn hat der Verein zur Förderung des fairen Handels mit der "Dritten Welt" heute seinen Jahresbericht 2006 vorgestellt, und bei dieser Bilanz gab es durch die Bank strahlende Gesichter.

Von Monika Hoegen | 29.03.2007
    Wer würde sich das nicht wünschen: Rekordmeldungen im Jubiläumsjahr. Im 15. Jahr ihres Bestehens meldet die Siegelinitiative TransFair für die in Deutschland unter ihrem Label verkauften, fair gehandelten Produkte ein Umsatzwachstum von 100 Prozent. Insgesamt stieg der Verbrauch im Jahr 2006 auf 18.000 Tonnen, wobei das größte Wachstum bei Bananen und Orangensaft erzielt wurde. Aber auch der Verkauf des Traditionsproduktes Kaffee stieg um 20 Prozent. Von diesem Ergebnis, so sagt TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath, war der Verein selber überrascht. Für diesen Boom gibt es seiner Ansicht nach mehrere Gründe:

    " Zum einen haben wir mit neuen Produkten komplett neue Käuferschichten erreicht. Egal, ob es bei Rosen ist, die jetzt in den Supermärkten und auch im Blumenfachhandel drin sind oder bei Reis oder Wein, der sehr stark auch in Bio-Supermärkten vorhanden ist. Aber eben auch die Kooperation mit Lidl hat neue Käuferschichten an den Fairen Handel herangeführt und ist mit einem Drittel am Wachstum beteiligt. "

    Auch der Anteil der Bio-Produkte an den fair gehandelten Lebensmitteln stieg von 64 auf 70 Prozent, so dass TransFair auch vom Bio-Boom profitiert. Hinzu kommen ein verbessertes Marketing und die zunehmende Bereitschaft des Handels, fair gehandelte Produkte besser in den Regalen zu präsentieren. Zwar liege Deutschland trotz der Verkaufserfolge noch hinter Ländern wie Großbritannien, der Schweiz oder Holland zurück, räumt Overath ein...

    " ...aber nach einer letzten Emnid-Umfrage haben wir erfahren, dass 16 Millionen Konsumenten, und das sind vor allem ja Konsumentinnen, in diesem Lande Fair-Trade-Produkte kaufen. Und bei einer Käufer-Schicht von 16 Millionen sind wir wirklich da angekommen, wo wir hin wollten, nämlich auch bei Otto Normalverbraucher. "

    Um bei gestiegener Nachfrage keine Lieferengpässe zu haben, werden deshalb auch mit Hochdruck neue Produzentengruppen gesucht und zertifiziert, so Overath weiter. Vor allem der Faire Handel mit Afrika soll ausgeweitet werden:

    " Unser Sourcing, sprich die Herkunft unserer Fairtrade-Produkte, ist zu zehn Prozent aus Afrika. Das ist mehr als Afrikas Anteil am Welthandel, der bekannterweise bei einem Prozent vor sich hin dümpelt. Aber uns stellt auch das nicht zufrieden. Wir haben uns vorgenommen, in den nächsten zwei bis drei Jahren diesen Anteil zu verdoppeln, sprich auf zwanzig Prozent zu kommen. Und ein Großteil der neuen Produkte, die wir bis zum Herbst einführen, wenn zu dem Zeitpunkt auch fair gehandelte Baumwolle aus Westafrika kommt, kommen aus Afrika. "

    Auch mit Blick auf die gegenwärtige Klimadebatte kann der Faire Handel nach Worten Overaths eine gute Bilanz aufweisen:

    "98,7 Prozent aller fair gehandelten Produkte kommen mit dem Schiff - die nachgewiesenermaßen ökologischste Form, Waren zu transportieren. "

    Dennoch: Immer mehr Firmen werben mit eigenen Labels für Fairness - und viele Verbraucher sind skeptisch. Sie fragen sich, ob wirklich Fairer Handel drin ist, wo Fairer Handel drauf steht. Bei TransFair soll das gewährleistet sein. Dazu hat der internationale Dachverband der Fairtrade-Organisationen, FLO, dem auch TransFair angehört, die Zertifizierungsorganisation FLO Cert geschaffen. 55 Inspektoren überwachen in den Ländern des Südens die Einhaltung der Fairtrade-Kriterien. Dieter Overath:

    " Darüber hinaus haben wir eine internationale Datenbank und ein Kontrollsystem, durch das sichergestellt wird, dass hier in Deutschland und anderswo nicht mehr Fairtrade-Produkte verkauft werden, wie im Ursprung eingekauft werden. Und wir durchlaufen gerade einen so genannten Din-ISO-65-Prozess, das ist die Norm für Zertifizierer weltweit, lassen uns in die Bücher gucken, lassen uns durchaus auch kritische Anregungen geben, wie man dieses System verbessern kann. Also wir haben da volle Transparenz. Und die Konsumenten haben ein Recht darauf, dass, wenn sie mehr zahlen, dass das auch nach innen hin erfüllt wird."