Donnerstag, 28. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Forscher haben die Struktur eines Enzyms entschlüsselt, das beim Abbau von PET-Flaschen helfen könnte +++ Erstmals wurde ein vollständiges Herz gedruckt +++ Klimawandel lockt immer mehr Mücken und Zecken nach Norden +++ 4.500 Jahre alte Grabkammer in Ägypten geöffnet +++ Beginn der Bergung von Brennstäben in Fukushima +++ Die Jangtse-Riesenweichschildkröte steht kurz vor der Ausrottung

Von Sophia Wagner | 15.04.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Forschende haben die Struktur eines Enzyms entschlüsselt, das beim Abbau von PET-Flaschen helfen könnte
Das Enzym stammt aus einem Bakterium, das im Jahr 2016 von japanischen Forschern auf einer PET-Flasche entdeckt wurde, von der es sich anscheinend ernährte. Wie die Wissenschaftler inzwischen herausgefunden haben, besitzt das Bakterium zwei Enzyme, mit denen es den PET-Kunststoff in seine Grundbausteine recyceln kann. Die Struktur des ersten Enzyms, der PETase wurde schon 2018 publiziert. Jetzt haben deutsche Wissenschaftler den Aufbau des zweiten Enzyms entschlüsselt: der MHETase. Das berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature Communications". Allerdings sind die beiden Moleküle momentan noch nicht besonders effizient. Damit der Abbau in großem Maße funktioniert, muss deshalb zunächst ihre Aktivität gesteigert werden. Bis man Kunststoff in einem geschlossen Kreislauf produzieren kann, wird also noch einige Zeit vergehen.
Quelle: Nature Communications

Zum ersten Mal wurde ein vollständiges Herz gedruckt
Israelische Forscher haben mit einem 3D-Drucker ein Mini-Herz aus menschlichem Gewebe erzeugt. Das berichten sie in der Fachzeitschrift "Advanced Science". Der Prototyp hat etwa die Größe einer Kirsche und verfügt über Blutgefäße und Kammern. Das Herz würde dem eines Embryos ähneln, aber es könne sich noch nicht synchron zusammenziehen. Nun soll es zunächst in einem speziellen Bioreaktor reifen. Der Rohstoff, aus dem das Herz gedruckt wird, besteht aus Fettzellen, die in Stammzellen umgewandelt werden. Diese entwickeln sich dann wiederum zu Herzzellen. So soll das Herz in Zukunft mit dem Patienten kompatibel sein, für den es gefertigt wurde. Bis es soweit ist, wird allerdings noch viel Zeit vergehen. Innerhalb des nächstens Jahres sollen zunächst Versuche mit Ratten und Hasen durchgeführt werden.
Quelle: Advanced Science

Der Klimawandel lockt immer mehr Mücken und Zecken nach Norden
Im Jahr 2018 wurden in Europa über 1.500 Fälle von eigentlich tropischen Krankheiten gemeldet. Dazu gehören zum Beispiel Malaria, Denguefieber aber auch Chikungunya und das West-Nil-Fieber, die alle von Mücken übertragen werden. Durch den erhöhten Reise- und Warenverkehr gelangen immer wieder invasive Mückenarten nach Europa. Wegen des wärmeren Klimas können sie sich länger halten und mitgebrachte Krankheiten weit verbreiten. Das berichteten Forschende von italienischen und schwedischen Instituten an diesem Wochenende auf dem Europäischen Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Amsterdam. Angesichts der anhaltenden Verbreitung von invasiven Mücken müsse die Überwachung der Krankheiten dringend verbessert werden.
Quelle: ECCMID

In Ägypten haben Archäologen eine 4.500 Jahre alte Grabkammer geöffnet
Die Kammer liegt in der Totenstadt Sakkara, südlich von Kairo. Sie diente als Grab eines Würdenträgers aus der 5. Dynastie. Im Gegensatz zu den gut erhalten Reliefs und Inschriften, die unter anderem den Grabbesitzer zeigen, wurde der Sarkophag in der Vergangenheit von Grabräubern komplett zerstört. Die Forscher konnten jedoch mehrere kleine Gefäße und Schmuck sichern.
Quelle: dpa

Die Bergung von Brennstäben in Fukushima hat begonnen
Zunächst sollen sieben unbenutzte Stäbe aus dem Abklingbecken des Reaktors 3 herausgeholt werden. Zusammen mit zwei weiteren Blöcken war dieser im März 2011 infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis zerstört worden. Es kam zur Kernschmelze. Aufgrund von Probleme mit dem Bergungsgerät und der extrem hohen Strahlung war der Beginn der Arbeiten immer wieder nach hinten verschoben worden. Insgesamt lagern in den Abklingbecken der Reaktoren noch 1573 Brennstäbe. Der Betreiber Tepco rechnet damit, dass die Bergung noch bis Ende März 2021 dauern wird. Wegen der radioaktiven Strahlung mussten unmittelbar nach der Kernschmelze rund 160.000 Anwohner fliehen. Noch immer können rund 30.000 nicht zurück.
Quelle: dpa

Die Jangtse-Riesenweichschildkröte steht kurz vor der Ausrottung
Am Samstag ist das letzte bekannte Weibchen der Art in einem Zoo in China gestorben. Jetzt gibt es weltweit nur noch drei dokumentierte Exemplare: ein Männchen, das ebenfalls in dem chinesischen Zoo lebt, und zwei weitere Schildkröten, die wild in Vietnam leben. Das Geschlecht dieser Tiere ist nicht bekannt. Das 90 Jahre alte Weibchen starb an den Folgen einer künstlichen Befruchtung. Nach dem Tod entnahmen Experten das Eierstockgewebe für zukünftige Forschung. Die Jangtse-Riesenweichschildkröte kann bis zu einem Meter lang und 140 Kilo schwer werden. Sie gilt als die größte Süßwasserschildkrötenart der Welt. Im Gegensatz zu anderen Schildkrötenarten ist ihr Panzer lederartig und weich. Die Art war einst über das südliche China bis in den Norden Vietnams verbreitet. Durch Flussregulierungen und Dammbau wurde der Lebensraum der Tiere jedoch weitgehen zerstört.
Quelle: dpa