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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Eisbohrkerne dienen als Industrialisierungs-Archiv +++ Interpol soll die versteigerte Tutanchamun-Büste ausfindig machen +++ Weidetiere beeinflussten die Getreide-Domestikation +++ Silber-Nanodrähte können Zellen schädigen +++ Tanzbewegungen sind keine rein menschliche Eigenschaft

Von Michael Stang | 09.07.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Eisbohrkerne dienen als Industrialisierungs-Archiv
2018 hatte ein internationales Forschungsteam in einem Eisbohrkern einen Zusammenhang zwischen Bleiablagerungen und historischen Ereignissen in der Silberproduktion hergestellt. Bei der Metallverarbeitung wurden seit jeher Bleipartikel emittiert, die sich durch Niederschläge in Grönland und der Arktis ablagerten. Im Fachblatt PNAS stellt dieselbe Gruppe nun die Analyse von 13 Eisbohrkernen vor, die eine exakte Rekonstruktion der Metallverarbeitung von 500 vor Christus bis ins Jahr 2010 erlauben. Demnach dienen hohe Bleiablagerungen als Anzeiger für den Einzug neuer Technologien, wohingegen Rückgänge Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen, Seuchen und Hungersnöte geben. Ab 1970, nach der Einführung der ersten Umweltschutzgesetze und der Einführung von bleifreiem Benzin, sank die Bleiverunreinigung um mehr als 80 Prozent. Dennoch liegt der Bleigehalt im arktischen Eis heute weiter noch etwa 60-mal höher als zu Beginn des Mittelalters.
Quelle: PNAS

Interpol soll die versteigerte Tutanchamun-Büste ausfindig machen
Am Donnerstag war im Londoner Auktionshaus Christie's eine seltene Büste des altägyptischen Pharaos Tutanchamun für 4,7 Millionen Pfund an einen anonymen Bieter versteigert worden. Die ägyptischen Behörden hatten versucht, die Auktion zu verhindern. Sie vermuten, dass die Büste in den 1970er-Jahren illegal aus dem Land gebracht worden war. Das Auktionshaus hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Heute hat Ägypten die internationale Polizeiorganisation Interpol eingeschaltet, um den Verbleib der Steinbüste zu klären. Das teilte das ägyptische Komitee, das sich um die Rückführung gestohlener Altertümer kümmert, nach einer Dringlichkeitssitzung mit. Die mehr als 3.000 Jahre alte und etwa 30 Zentimeter große Büste aus Quarzit-Stein trägt die Züge des Kindskönigs, der im Alter von neun Jahren Pharao wurde und bis zum Jahr 1323 vor Christus regierte.
Quelle: Agenturen | Christie’s

Weidetiere beeinflussten die Getreide-Domestikation
Bislang war unklar, weshalb die Menschen in der Jungsteinzeit zunächst kleinsamige Pflanzen wie Quinoa, Amarant, Buchweizen und Hirse sammelten. Diese Pflanzen verfügen über eine harte Schale, zudem sind große Mengen notwendig, um ausreichend Mehl für einen Laib Brot zu erhalten. Im Fachblatt NATURE Plants stellt ein Max-Planck-Forschungsteam ein neues Model vor. Demnach wuchsen die ertragsarmen Pflanzen einst in dichten Wildbeständen, so dass sie leicht geerntet werden konnten. Der Grund: Die Pflanzen wurden von grasenden Herdentieren gefressen, die die Samen meist in der Nähe von Flüssen und Seen verteilten. Dort wuchsen die Pflanzen in großen Mengen. Nachdem die Menschen die Pflanzen selbst anbauten, übernahmen sie die Saatgutverteilung und veränderten die Pflanzen.
Quelle: NATURE Plants | MPG

Silber-Nanodrähte können Zellen schädigen
Einer Studie im Fachblatt PNAS zufolge können Silber-Nanodrähte von flexiblen, transparenten Displays, die als Elektroden eingesetzt werden, gesundheitliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Wie ein Forschungsteam vom CNRS in Grenoble schreibt, können Bruchstücke der Silberfasern von Touchscreens in Hautzellen eindringen und diese schädigen. Das haben Versuche mit den Zellen von Fischen, Mäusen und Menschen gezeigt. Nahezu 100 Prozent der Silber-Nanodrähte wurden binnen 24 Stunden von den Zellen aufgenommen. Die Studienautoren empfehlen, für flexible, transparente Displays künftig nur Silber-Elektroden zu verwenden, die 30 Nanometer dick und maximal zehn Mikrometer lang sind, um das Risiko potentieller Schäden zu minimieren.
Quelle: PNAS

Tanzbewegungen sind keine rein menschliche Eigenschaft
Vor mehr als zehn Jahren hatte eine US-Amerikanerin auf Youtube erstmals Videos hochgeladen, die ihren zu Musik tanzenden Kakadu namens Snowball zeigt. Darauf ist der Vogel zu sehen, wie er beim Einsetzen von Musik verschiedene Tanzbewegungen ausführt. Neurowissenschaftler aus San Diego haben die rhythmischen Bewegungen nun analysiert und kommen im Fachblatt Current Biology zu dem Schluss, dass der Kakadu für Tiere außergewöhnliche Spontaneität beweist. Vögel sind demnach die einzigen Tiere, die ihre Bewegungen auf Musik abstimmen können. Bei den Analysen der Tanzvideos hätten sie auch beobachtet, dass der Kakadu mehr als ein Dutzend neue Tanzschritte eingeführt habe. Dies könne sogar für Kreativität sprechen, so die Studienautoren.
Quelle: Current Biology