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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Fossilien zeigen, wie sich das Leben nach dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit erholt hat +++ Die Datenflut des geplanten Radioteleskops SKA lässt sich mit Hilfe von Supercomputern verarbeiten +++ Bereits vor der Alzheimer-Diagnose haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für finanzielle Rückschläge +++ Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin plant neue Leitlinien zum Umgang mit Belästigung und Diskriminierung +++ In Deutschland gibt es vermutlich mehr Infektionen mit dem West-Nil-Virus als bislang angenommen

Von Lennart Pyritz | 25.10.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Fossilien zeigen, wie sich das Leben nach dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit erholt hat
Vor etwa 66 Millionen Jahren starben mehr als 75 Prozent der Arten auf der Erde aus, vermutlich durch den Einschlag eines großen Asteroiden. Damit endete auch das Zeitalter der Dinosaurier – und das der Säugetiere begann. Wie sich die Tier- und Pflanzenwelt in der ersten Jahrmillion nach diesem einschneidenden Ereignis – auch in Abhängigkeit voneinander – entwickelte war bislang weitgehend unbekannt. Jetzt hat ein US-Forschungsteam diese Phase mit Hilfe ungewöhnlich gut erhaltener Fossilien aus einer Fundstätte im US-Bundesstaat Colorado rekonstruiert.
Innerhalb von 100.000 Jahren nach dem Massenaussterben verdoppelte sich demnach der taxonomische Reichtum an Säugetieren, so das Forschungsteam im Fachmagazin Science. Zudem wurden deren Vertreter über die Jahrhunderttausende immer größer und schwerer. Einer dieser Größenschübe fiel etwa 700.000 Jahre nach dem Massenaussterben mit dem Auftreten der ersten Hülsenfrüchtler zusammen, die als nährstoffreiche Nahrungsquelle gedient haben könnten.
Außerdem fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hinweise darauf, dass sich die Ereignisse mit wärmeren Klimaintervallen überschnitten.
Quelle: Science

Die Datenflut des geplanten Radioteleskops SKA lässt sich mit Hilfe von Supercomputern verarbeiten
Für das Square Kilometre Array, kurz SKA, sollen mehr als 130.000 Einzelantennen auf der Südhalbkugel zu einem virtuellen Riesenteleskop zusammengeschaltet werden. Jetzt wurde erstmals getestet, wie sich die dabei zu erwartende Datenflut bändigen lässt. Dafür hat ein Forschungsteam den gigantischen Datenstrom mit dem leistungsfähigsten Supercomputer der Welt simuliert. Wie das Internationale Zentrum für Radioastronomie-Forschung, ICRAR, im australischen Perth mitteilte, konnte der Rechner namens "Summit" dabei rund 400 Gigabyte pro Sekunde verarbeiten, das entspricht der Datenmenge von mehr als 1600 Stunden Video pro Sekunde. Der Test zeige, dass die SKA-Datenflut zu meistern sei, wenn es im nächsten Jahrzehnt an den Start gehe, so einer der Forscher.
Der Supercomputer "Summit" befindet sich am Oak Ridge National Laboratory in den USA. Er bringt es auf eine Spitzenleistung von 200 Billiarden Rechenschritten pro Sekunde. Der Supercomputer musste den Datenstrom des geplanten Superteleskops nicht nur verarbeiten, sondern auch selbst simulieren, anders ließen sich die Daten nicht bereitstellen.
Quellen: DPA, ICRAR

Bereits vor der Alzheimer-Diagnose haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für finanzielle Rückschläge
Das sei vermutlich eine Folge davon, dass die Krankheit bereits in einem frühen, noch nicht diagnostizierten Stadium den Umgang mit Geld beeinträchtigt und die Betroffenen zudem anfälliger für Ausbeutung und Betrug durch andere macht. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam der Georgetown University im Fachblatt Health Economics.
Für ihre Studie werteten die Forschenden zwei Quellen aus: eine große Verlaufsstudie, für die Angaben zum Vermögen und finanziellen Verbindlichkeiten von US-Amerikanern über 50 erhoben werden, sowie Daten der US-Krankenversicherung Medicare. So konnten sie zurückverfolgen, wie sich die finanzielle Lage bereits vor einer Alzheimer-Diagnose veränderte. Haushalte, in denen sich jemand im Frühstadium der Krankheit befindet, sind demnach anfällig für eine starke Abnahme der liquiden Mittel wie Spareinlagen und Bankguthaben. Zudem fand das Team Hinweise auf einen Rückgang des Nettovermögens in dieser Phase.
Die Forschenden wollen nun herausfinden, ob spezielle finanzielle Aktionsmuster frühe Hinweise auf eine Alzheimer-Erkrankung geben können.
Quelle: Health Economics

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin plant neue Leitlinien zum Umgang mit Belästigung und Diskriminierung
Das Berliner Forschungszentrum hat nach sexueller Belästigung von Mitarbeiterinnen durch einen Kollegen seine Schutzkonzepte überarbeitet. Die Frauen hatten die Übergriffe 2018 bei der Institutsleitung gemeldet. Der Beschuldigte sei daraufhin angehört worden, habe Hausverbot erhalten, und innerhalb weniger Tage sei ein Aufhebungsvertrag vereinbart worden, wie das MDC heute mitteilte.
Seit Mai gebe es zusätzlich zu den bisherigen Anlaufstellen eine externe psychologische Beratungsstelle. Mehr als 50 Kolleginnen und Kollegen hätten darüber hinaus Leitlinien zum Umgang mit Mobbing, sexueller Belästigung und Diskriminierung erarbeitet. Sie sollen Anfang 2020 in Kraft treten.
Das MDC in Berlin ist ein international renommiertes biomedizinisches Forschungszentrum mit mehr als 1500 Beschäftigten und Gästen.
Quellen: DPA, MDC

In Deutschland gibt es vermutlich mehr Infektionen mit dem West-Nil-Virus als bislang angenommen
Im September hatten das Robert-Koch-Institut und andere Einrichtungen von einer ersten durch Mücken übertragenen West-Nil-Virus-Erkrankung bei einem Menschen in Deutschland berichtet. Der Mann aus Sachsen war an einer Gehirnentzündung erkrankt, ist mittlerweile aber wieder genesen. Inzwischen wurde allerdings bei zwei weiteren Personen eine Infektion mit dem Virus nachgewiesen. Betroffen seien zwei im Spätsommer erkrankte Frauen in Berlin und Wittenberg, wie ein Vertreter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin gestern mitteilte. Im Umkreis des ersten Infizierten aus der Region Leipzig gebe es zudem weitere Verdachtsfälle.
Die Vielzahl schwerer Krankheitsverläufe sei erschreckend, so der Virologe. Nur etwa ein Prozent der Infektionen führten zu schweren neuroinvasiven Erkrankungen. Demnach sei von Hunderten weiteren Infektionen mit leichtem Verlauf auszugehen, die nicht diagnostiziert wurden. In den kommenden Jahren könnte es vor allem in überdurchschnittlich warmen und längeren Sommern zu weiteren Erkrankungsfällen bei Menschen kommen, so das RKI.
Der Erreger stammt ursprünglich aus Afrika, und hat sich auch mithilfe von Zugvögeln ausgebreitet. In Deutschland kann das Virus durch heimische Stechmücken übertragen werden.
Quellen: DPA, RKI