Freitag, 29. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Uniklinik in Düsseldorf testet ein Medikament gegen das Corona-Virus +++ Eine neue Studie beschreibt die Auswirkungen einer Corona-Infektion auf Kinder +++ Beschaffungsämter kaufen Medizingüter im Wert von 163 Millionen Euro +++ Riskanter Alkoholkonsum ist nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt +++ Medien beeinflussen die öffentliche Aufmerksamkeit bei Krankheitsausbrüchen stark +++ Westliche Flachlandgorillas zeigen vermutlich territoriales Verhalten

Von Lennart Pyritz | 13.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Die Uniklinik in Düsseldorf testet ein Medikament gegen das Corona-Virus
Wie die Klinik mitgeteilt hat, setzt sie zurzeit "in ausgewählten Einzelfällen" antivirale Medikamente ein, die für die Behandlung von Coronavirus-Patienten noch nicht zugelassen sind. Dazu gehöre das Medikament Remdesivir, das derzeit nur direkt über den Hersteller nach Einzelfallprüfung zur Verfügung gestellt werde. Es handle sich dabei um sogenannte "individuelle Heilversuche", die nur für bestimmte Patienten erwogen werden könnten. Remdesivir wurde ursprünglich zum Einsatz gegen Infektionen mit dem Ebola- und Marburg-Virus entwickelt.
Aktuell lägen noch keine belastbaren Daten zu Remdesivir in Bezug auf die Anwendung bei einer Infektion mit dem Coronavirus beim Menschen vor. Die Uni-Klinik befinde sich gemeinsam mit zwei anderen Kliniken und dem Hersteller auf dem Weg zur Etablierung von entsprechenden Studien.
Laut dem Ärztlichen Direktor der Uni-Klinik soll nun unter anderem der bestmögliche Zeitpunkt für den Einsatz des Medikamentes herausgefunden werden.
Quellen: DPA, Universitätsklinikum Düsseldorf

Eine neue Studie beschreibt die Auswirkungen einer Corona-Infektion auf Kinder
Ein Forschungsteam aus China schreibt im Fachmagazin Nature Medicine, dass die zehn untersuchten Kinder milde Symptome der Atemwegserkrankung Covid-19 zeigten, darunter Fieber, Husten und Halsschmerzen. Zudem weist die Untersuchung darauf hin, dass das Virus bei Kindern länger in Stuhlproben nachgewiesen werden kann als in Abstrichen aus Nase und Rachen. Stuhlproben könnten daher genauer Aufschluss über die Wirksamkeit einer Behandlung und den Zeitpunkt der Genesung geben, geben die Autoren zu Bedenken. Sie halten eine fäkal-orale Übertragung für möglich. Dafür müsste allerdings eine replizierende Form des Virus im Kot nachgewiesen werden.
Die Wissenschaftler hatten 745 chinesische Kinder auf eine Infektion mit dem neuen Corona-Virus hin untersucht. Viele davon stammten aus Familien, in denen Erkrankungen aufgetreten waren. Bei sechs Jungen und vier Mädchen im Alter von zwei Monaten bis zu 15 Jahren wurden sie fündig. Bei sieben der Kinder stellten die Forscher Fieber fest – dabei überstieg die Temperatur in keinem Fall 39 Grad Celsius. Typische Symptome erwachsener Patienten wie Muskel- und Kopfschmerzen hatten die Kinder nicht. Außerdem zeigten Röntgenaufnahmen des Brustkorbs keine klaren Anzeichen einer Lungenentzündung, und Beatmungen waren nicht notwendig.
Quelle: Nature Medicine

Beschaffungsämter kaufen Medizingüter im Wert von 163 Millionen Euro
Die Bundesregierung hat unter Federführung des Beschaffungsamtes der Bundeswehr Medizingüter im Wert von 163 Millionen Euro zur Bewältigung der Corona-Krise eingekauft. Dazu seien bis Freitag 23 Verträge mit deutschen und internationalen Lieferanten geschlossen worden. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Verweis auf das Verteidigungsministerium. Das Programm dient dazu, umfangreich Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel und medizinisches Material für das deutsche Gesundheitswesen zu beschaffen.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte sich mit einem Amtshilfeersuchen an das Bundeswehr-Beschaffungsamt gewandt, nachdem es international zu erheblichen Engpässen gekommen ist.
In einem ersten Schritt seien vom Bundeswehr-Beschaffungsamt in einer "schwierigen Materiallage" 300.000 Schutzmasken und Schutzbrillen beschafft worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der DPA. Bei den Verträgen werde darauf geachtet, dass die Ware auch verfügbar sei.
Quelle: DPA

Riskanter Alkoholkonsum ist nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt
Einer Studie im Fachblatt BMC Public Health zufolge sind die entsprechenden Raten in Süd- und Ostdeutschland höher als in Nord- und Westdeutschland. Dagegen ernähren sich die Menschen in Ostdeutschland offenbar gesünder als die im Westen. In Bezug auf Rauchen und Bewegungsmangel zeigt die Studie keine regionalen Unterschiede. Die Forschenden argumentieren, dass die Ergebnisse dazu dienen könnten, Gesundheitsstrategien regional anzupassen. Rückschlüsse auf die Ursachen der Unterschiede lässt die Untersuchung allerdings nicht zu.
Etwas mehr als 18 Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland zeigten der Studie zufolge riskanten Alkoholkonsum, gefolgt von knapp 17 Prozent in Süddeutschland. Für West- und Norddeutschland lag der Wert bei 14,6 beziehungsweise knapp 14 Prozent.
Die Wissenschaftler hatten Daten von mehr als 9.000 in Deutschland lebenden Menschen im Alter von 16 bis 64 Jahren ausgewertet. Sie basieren auf Umfragen zum Alkohol- und Tabakkonsum, Ernährung und körperlicher Aktivität, die über mehrere Jahre durchgeführt wurden.
Quelle: BMC Public Health

Medien beeinflussen die öffentliche Aufmerksamkeit bei Krankheitsausbrüchen stark
Das zeigt die Studie eines italienischen Forschungsteams im Fachmagazin PLOS Computational Biology. Die Wissenschaftler hatten Zugriffszahlen bei Wikipedia während des Zika-Ausbruchs 2016 untersucht. Die Daten stammten aus USA. Dabei zeigte sich: Wie oft die Menschen mit Zika befasste Internetseiten aufriefen, fiel deutlich mit Erwähnungen des Virus in Fernseh-Beiträgen zusammen. Das jeweilige lokale Risiko einer Übertragung spielte dagegen keine große Rolle.
Solche digitalen Daten könnten genutzt werden, um landesweite oder regional spezifische Verhaltensmuster aufzudecken. Die Erkenntnisse könnten wiederum Gesundheitsbehörden helfen, Techniken der Krisenkommunikation zu verfeinern.
Quelle: PLOS Computational Biology

Westliche Flachlandgorillas zeigen vermutlich territoriales Verhalten
Davon waren Forschende bislang nicht ausgegangen, weil die Tiere große Streifgebiete bewohnen, die mit denen anderer Gorilla-Gruppen überlappen. Zudem verläuft das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Gruppen meist friedlich. Dagegen weist nun die Studie eines Forschungsteams aus Großbritannien im Fachmagazin Scientific Reports darauf hin, dass die Menschenaffen zumindest das Zentrum der Streifgebiete benachbarter Gorilla-Gruppen meiden. Dadurch könnten Konflikte umgangen werden, wenn diese Bereiche aggressiv verteidigt werden, vermuten die Wissenschaftler. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die sozialen Strukturen von Gorilla-Gruppen vielschichtiger sind als bislang angenommen, so die Autoren.
Die Wissenschaftler hatten acht Gruppen Westlicher Flachlandgorillas – insgesamt mehr als 100 Individuen – in einem Nationalpark der Republik Kongo mit Hilfe von Kamerafallen beobachtet. Die Daten zeigen: Die Gorillas einer Gruppe vermeiden es, in einem Gebiet zu fressen, dass am selben Tag bereits von einer anderen Gruppe aufgesucht wurde. Dieser Effekt war ausgeprägter, je näher der Ort am Zentrum des Streifgebiets der anderen Gruppe lag.
Die Studie zeigt auch, dass Gorillas besonders die Streifgebiete größerer Gruppen meiden. Das könnte damit zusammen hängen, dass diese ihr Territorium stärker verteidigen.
Quelle: Scientific Reports