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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Eisverluste an den Polen haben Einfluss auf die Tropen +++ Archäologen untersuchen seltsame Knochenkreise +++ Der Energiekonsum ist global betrachtet ungleich verteilt +++ In den USA hat eine erste Testphase mit einem möglichen Corona-Impfstoff begonnen +++ Auf dem Merkur entsteht Eis mithilfe hoher Temperaturen +++ Chemiker suchen ein uraltes Enzym +++ COVID-19 stoppt auch Raketenstarts +++

Von Michael Stang | 17.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Die Eisverluste an den Polen haben Einfluss auf die Tropen
Ein Klimaforschungsteam der Universität von Kalifornien in San Diego hat mithilfe von Modellrechnungen simuliert, wie sich der prognostizierte Eisschwund in der Arktis und Antarktis bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit auswirken wird. Wie die Forschenden im Fachblatt NATURE Geoscience darlegen, werden die Eisverluste an den Polen zu einer Erwärmung der tropischen Ozeane führen, was mehr Regen und stärkere Winde mit sich bringen wird. In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Fläche des arktischen Meereises im Sommerhalbjahr fast halbiert. Auch in der Antarktis ergaben Messungen einen erheblichen Rückgang des Eises.
Quelle: NATURE Geoscience | UCSD

Archäologen untersuchen seltsame Knochenkreise
In den vergangenen Jahren waren Forschende bei Ausgrabungen in der Ukraine und Russland dutzendfach auf kreisförmige Strukturen gestoßen, die aus Knochen eiszeitlicher Säugetiere geformt waren. Weshalb die Überreste von Mammuts, Rentieren und Pferden dort aufgeschichtet wurden, war bislang unklar. Archäologen der Universität von Exeter haben nun eine der größten Fundstellen in einem interdisziplinären Projekt untersucht. Im Fachblatt Antiquity stellen sie ihre Ergebnisse der 20.000 Jahre alten Fundstätte Kostenki 11 vor. Demnach nutzten die damaligen Jäger und Sammler die Knochen als Bau– und Brennmaterial. Offenbar dienten die Bauten auch als temporäre Behausungen. Außerdem deuten die Überreste verschiedener Pflanzen darauf hin, dass diese sowohl verzehrt, möglicherweise auch weiterverarbeitet wurden, etwa zu Medikamenten, Schnüren oder Stoffen. Vermutlich hat es in der Nähe der Fundstätte eine eisfreie Trinkwasserquelle gegeben. Kostenki 11 ist ein seltenes Beispiel für die Überlebenskunst der steinzeitlichen Jäger und Sammler, so die Studienautoren.
Quelle: Antiquity | Agenturen

Der Energiekonsum ist global betrachtet ungleich verteilt
Das ist das Ergebnis einer Studie im Fachblatt NATURE Energy. Dazu hatten Forschende der Universität Leeds Daten der Europäischen Union und der Weltbank verknüpft und für 86 Staaten einen so genannten Energie-Fußabdruck ausgerechnet. Demnach ist der Energieverbrauch weltweit extrem ungleich verteilt. In Zahlen ausgedrückt: Demnach verbraucht die Hälfte aller untersuchten Populationen nur 20 Prozent der Energie. Das ist weniger als die Energiemenge, die die fünf Prozent der größten Verbraucher konsumiert. Mit steigenden Einkommen steigt auch der Energieverbrauch. Ein großer Faktor ist den Daten zufolge der Transport, vor allem Individualreisen. Die Studienautoren warnen: Wenn die großen Energieverbraucher ihr Verhalten nicht ändern, könnte sich der Energie-Fußabdruck bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 2011 verdoppeln.
Quelle: NATURE Energy

In den USA hat eine erste Testphase mit einem möglichen Corona-Impfstoff begonnen
Die US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) hat in Seattle mit der ersten Phase eines klinischen Tests begonnen. Demnach bekommen 45 gesunde Freiwillige zwischen 18 und 55 Jahren den Corona-Impfstoff. Und zwar jeweils zwei Dosen von bis zu einem halben Milligramm. Den Impfstoff mit dem Namen mRNA-1273 hat die Behörde gemeinsam mit einer privaten Biotechnologiefirma entwickelt. Bis zur Marktreife wird es jedoch mindestens ein bis anderthalb Jahre dauern, hieß es. Unter Experten ist ein so schnelles Vorgehen umstritten. Normalerweise erteilen nationale Behörden für klinische Studien die Zulassung erst, wenn sowohl die Sicherheit als auch die Wirksamkeit eines Vakzins an Labortieren nachgewiesen ist. Das ist in diesem Projekt nicht der Fall, hier sollen Tests mit Menschen und Tieren parallel stattfinden.
Quelle: NIH | Agenturen

Auf dem Merkur entsteht Eis mithilfe hoher Temperaturen
Obwohl Merkur eine Atmosphäre fehlt und tagsüber extrem hohe Temperaturen herrschen, gibt es auf dem Planeten Wassereis. Das hatten Beobachtungen der NASA-Raumsonde MESSENGER ergeben. Wie es zu dieser Eisbildung kommt, hat nun ein Team des Georgia Institute of Technology herausgefunden. Im Fachblatt Astrophysical Journal Letters beschreiben die Forschenden, dass ausgerechnet Hitze und Strahlung die Bildung von Wassereis begünstigen können. Demnach ermöglichen der Sonnenwind und die vorherrschende Hitze von rund 400 Grad Celsius eine chemische Reaktion im Gestein, durch die Wasser entsteht. Die Wassermoleküle driften dann zu den Polkratern des Merkurs, wo sie schließlich gefrieren. Die Krater liegen im permanenten Schatten, wo konstant Minusgrade herrschen.
Quelle: Astrophysical Journal Letters | GATech

Chemiker suchen ein uraltes Enzym
Bislang ist unklar, wo und wie das erste Leben auf der Erde entstand. Sicher ist nur, dass sich eines Tages in der so genannten Ursuppe Proteine entwickelten. Ihre Nachfolger bestimmen den Stoffwechsel der Lebewesen von heute. Australische Chemiker sind der These nachgegangen, dass es sich bei den ersten Proteinen um die Vorgänger bestimmter Enzyme, so genannter Oxidoreduktasen, gehandelt haben könnte. Bei ihren Modellrechnungen, die sie im Fachblatt PNAS beschreiben, haben die Forschenden die Entwicklung dieser Proteine vor 3,5 bis 2,5 Milliarden Jahren simuliert. Den Daten zufolge könnten diese ersten Proteine aus nur zwei einfachen Faltstrukturen bestanden haben, die aus einer gemeinsamen Urform hervorgegangen sind. Diese Ur-Struktur könnte möglicherweise das erste metabolische Enzym der Welt gewesen sein, vermuten die Studienautoren.
Quelle: PNAS

COVID-19 stoppt auch Raketenstarts
Wegen der Coronavirus-Pandemie hat das Raumfahrtunternehmen Arianespace seine Startvorbereitungen am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana bis auf weiteres eingestellt. Raketenstarts würden erst wieder aufgenommen, sobald es die gesundheitlichen Bedingungen erlauben, teilte das Unternehmen auf seiner Webseite mit. Satelliten sowie Trägerraketen würden in einen sicheren Bereitschaftszustand gebracht, hieß es.
Quelle: Arianespace