Dienstag, 30. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Ein neuer Test auf Sars-CoV-2 beruht auf der CRISPR/Cas-Methode +++ In Wuhan sind mehr Menschen an Covid-19 gestorben als bislang berichtet +++ Effizientere Nutzung könnte die benötigten Ackerflächen weltweit stark reduzieren +++ Männliche Lemuren verströmen ein fruchtiges Parfum beim Flirten +++ Extreme Überflutungen an den Küsten der USA könnten künftig zunehmen +++ Neue hochporöse Materialien speichern große Mengen Wasserstoff und Methan +++ Drei Besatzungsmitglieder der ISS sind zur Erde zurückgekehrt

Von Lennart Pyritz | 17.04.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Ein neuer Test auf Sars-CoV-2 beruht auf der CRISPR/Cas-Methode
Entwickelt hat ihn ein US-amerikanisches Forschungsteam, das ihn im Fachmagazin Nature Biotechnology vorstellt. Der Test sei ähnlich zuverlässig wie ein herkömmlicher PCR-Test und liefere innerhalb von 45 Minuten das Ergebnis auf einem Auslesestreifen – ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Bei derzeit verwendeten Verfahren vergehen dagegen mehrere Stunden bis Tage, bevor Ergebnisse vorliegen. Schnelle und einfache Tests seien während großer Epidemien entscheidend, um eine wirksame Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens zu ermöglichen. Kommerziell verfügbar ist der neue Test allerdings noch nicht.
Das neue Verfahren erkennt das Virus anhand von RNA aus Atemwegsabstrichen. Diese wird zunächst in DNA umgeschrieben und vervielfältigt. Mit Hilfe der CRISPR-Cas12-Methode wird die Erbgutsequenz anschließend in spezieller Weise gespalten und dadurch das Virus nachgewiesen.
Die Wissenschaftler haben ihren Test an Proben von 36 Covid-19-Erkrankten und 42 Patienten mit anderer Atemwegserkrankung überprüft.
Quelle: Nature Biotechnology

In Wuhan sind mehr Menschen an Covid-19 gestorben als bislang berichtet
Die Vermutung gab es schon länger. Jetzt wurde die Zahl der Corona-Toten in der zentralchinesischen Stadt offiziell um etwa 50 Prozent nach oben korrigiert, auf 3896. Landesweit dürfte die Gesamtzahl der an Covid-19 Verstorbenen in China damit bei mehr als 4600 liegen. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nennt mehrere Gründe für die Korrektur. So seien Patienten anfangs zuhause gestorben und statistisch nicht erfasst worden. Auch seien Krankenhäuser überfordert und Ärzte und medizinisches Personal mit dem Ansturm der Infizierten viel zu beschäftigt gewesen, was zu verspäteten, fehlenden und falschen Berichten geführt habe.
China hat das Virus nach eigenen Angaben inzwischen weitgehend unter Kontrolle. Die nationale Gesundheitskommission berichtete heute von 26 neuen Infektionen, darunter 15 importierte Fälle mit Sars-CoV-2 bei Reisenden und elf neue lokale Ansteckungen. In China haben sich nach diesen Angaben bislang mehr als 82.000 Menschen infiziert, von denen rund 78.000 inzwischen genesen seien. Experten gehen allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle aus.
Quellen: DPA, Xinhua

Effizientere Nutzung könnte die benötigten Ackerflächen weltweit stark reduzieren
Das legt eine Modellierungsstudie im Fachblatt Nature Sustainability nahe. Demnach könnte ungefähr die Hälfte der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutzfläche eingespart und geschont werden – bei gleichbleibendem Ertrag. Den Autoren zufolge müsste dafür die Nährstoffversorgung durch Düngung auf den verbleibenden Flächen optimiert und Nutzpflanzen dort angebaut werden, wo sie am produktivsten sind. So könnten Gebiete renaturiert werden, um den Verlust biologischer Vielfalt zu bekämpfen und negative Folgen der Landnutzung zu begrenzen, zum Beispiel die Emission von Treibhausgasen und den Bewässerungsbedarf.
Die Autoren weisen allerdings auch auf negative Folgen solcher potenziellen Maßnahmen hin, die weiter untersucht werden müssten. Dazu zählen Nährstoffbelastungen von Gewässern durch intensive Landwirtschaft oder der Verlust von Einkommen in ländlichen Gebieten.
Quelle: Nature Sustainability

Männliche Lemuren verströmen ein fruchtiges Parfum beim Flirten
Die Primaten der Art Katta geben den Duft über Drüsen an den Handgelenken ab, um Paarungspartnerinnen anzulocken. Das schreibt ein japanisches Team im Fachblatt Current Biology. Die Forschenden haben drei chemische Komponenten identifiziert, die den Geruch der Männchen für die Weibchen attraktiv machen. Dabei handelt es sich um bestimmte Aldehyde, deren Konzentration während der Paarungszeit besonders hoch ist. Bei Kattas verfügen beide Geschlechter über mehrere Duftdrüsen am Körper. Bislang war bekannt, dass diese dazu dienen, den sozialen Rang, das Streifgebiet oder den Fortpflanzungsstatus zu kennzeichnen. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass sie auch der sexuellen Kommunikation dienen. Bei den beschriebenen Substanzen könnte es sich damit um die ersten vollständig identifizierten Pheromone bei Primaten handeln.
Die Wissenschaftler hatten bei Kattas in Gefangenschaft beobachtet, dass Weibchen während der Paarungszeit öfter und länger an Duftmarkierungen der Männchen schnüffelten. Außerdem zeigten die Katta-Weibchen großes Interesse an Wattepads, die mit der Aldehyd-Kombination getränkt waren.
Junge Männchen produzieren mehr der mutmaßlichen Pheromone – offenbar aufgrund höherer Testosteronwerte, so die Autoren. Ob der Duft auch tatsächlich den Paarungserfolg erhöht, müssen weitere Studien erst noch zeigen.
Quelle: Current Biology

Extreme Überflutungen an den Küsten der USA könnten künftig zunehmen
Verantwortlich dafür sei der durch den Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels. Das schreibt ein Forschungsteam im Fachmagazin Scientific Reports. Die Studie legt nahe: Wenn der Meeresspiegel weiter wie prognostiziert ansteigt, könnte sich die Häufigkeit starker Überflutungsereignisse in einigen Küstenabschnitten der USA alle fünf Jahre verdoppeln. Extremwasserstände, die aus heutiger Perspektive nur einmal alle 50 Jahre auftreten, könnten vor dem Jahr 2100 entlang eines Großteils der US-Küste täglich überschritten werden. Die Autoren warnen, dass sich dadurch auch die Erosion an Stränden und Klippen beschleunigen dürfte.
Anhand von Wasserstandsmessungen an mehr als 200 Pegelstationen entlang der US-Küste und Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels haben die Wissenschaftler künftige Überschwemmungsraten modelliert.
Besonders betroffen von der Entwicklung werden der Studie zufolge Regionen im Süden sein. Die am stärksten bedrohten Gebiete liegen demnach entlang der Küste Hawaiis und der Karibik.
Quelle: Scientific Reports

Neue hochporöse Materialien speichern große Mengen Wasserstoff und Methan
Sie basieren auf Aluminium und zählen zu den sogenannten metallorganischen Gerüstverbindungen, kurz MOFs. So werden Materialien bezeichnet, die aus einer Kombination von anorganischen Komponenten und organischen Molekülen bestehen. Die neu entwickelten Materialien können in ihren Nanometer großen Poren große Mengen Wasserstoff und Methan bei geringen Drücken aufnehmen und abgeben, so ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin Science. Das ebne den Weg für eine sichere und effiziente Speicherung dieser saubereren Kraftstoffalternativen für Fahrzeuge.
Die Wissenschaftler hatten auf molekulare Simulationen und Experimente zurück gegriffen, um die Verbindungen zu entwickeln. Die neuen MOFs seien nicht nur effizienter und sicherer als herkömmliche Speichermedien. Sie sind den Angaben der Forscher zufolge auch deutlich kostengünstiger.
Quelle: Science

Drei Besatzungsmitglieder der ISS sind zur Erde zurückgekehrt
Eine Astronautin und ein Astronaut aus den USA sowie ein russischer Kosmonaut sind heute Morgen mit einer Sojus-Kapsel in der Steppe von Kasachstan gelandet. Das hat die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitgeteilt. Sie wurden von Empfangsteams in Corona-Schutzausrüstung aus der Kapsel geborgen. Alle Mitarbeitenden seien vorab auf das Coronavirus getestet worden.
Die Raumfahrer waren seit September beziehungsweise Juli 2019 auf der Internationalen Raumstation. Eine Verschiebung ihrer Rückreise wegen der Pandemie auf einen anderen Zeitpunkt hatte die russische Raumfahrtbehörde ausgeschlossen.
Auf der ISS halten nun zunächst drei Raumfahrer weiter die Stellung. Sie sind erst in der vergangenen Woche unter beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen und nach wochenlanger Quarantäne wegen der Corona-Pandemie zur ISS gereist.
Quellen: DPA, AFPD, Roskosmos