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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Der Skandal um den Krebstest in Heidelberg weitet sich aus +++ Fluoreszenz verrät das Ende des Winterschlafes +++ Europäer bewerten die Chancen durch die Digitalisierung unterschiedlich +++ Die Aromen von E-Zigaretten können Blutgefäße schädigen +++ Die kalte Fusion bleibt weiter ein Rätsel +++ Die Erwärmung der Arktis führt zu Wetterextremen in unseren Breiten +++ Paläontologen entdecken neue "Riesenräuber" +++ Menschen sind "Sensibelchen"

Von Michael Stang | 28.05.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Der Skandal um den Krebstest in Heidelberg weitet sich aus
Im Februar warb die Uniklinik Heidelberg mit einem Bluttest, der früh Brustkrebs erkennen und bald in die Arztpraxen kommen sollte. In der Pressemitteilung wurde der Test als "Meilenstein" und "Weltsensation" beschrieben. Kurz darauf hatten sich unabhängige Experten skeptisch geäußert, da die Forschungsergebnisse noch nicht wissenschaftlich veröffentlicht worden waren. Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die Justiz. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" beauftragte die Klinik einen Tumorbiologen damit, den Test zu überprüfen. Dieser erklärte nun, dass das Produkt, das von einer Firmenausgründung vermarktet werden sollte, in der dargestellten Form als Prototyp noch nicht existiere.
Quelle: SZ | SPON| dpa

Fluoreszenz verrät das Ende des Winterschlafes
Bislang war unklar, wann genau immergrüne Nadelhölzer im Frühjahr wieder damit beginnen, Energie aus Licht zu gewinnen. Geoforscher aus dem kalifornischen Pasadena haben eine Methode entwickelt, mit der sich dies aus großer Entfernung detektieren lässt. Demnach erzeugen aktive Bäume ein schwaches Leuchten, das sie mithilfe von Satelliten detektieren können, berichten die Forschenden im Fachblatt PNAS. Mithilfe dieser Methode können nachweislich großflächig aktuelle saisonale Daten für die photosynthetische Aktivität in immergrünen Wäldern erhoben werden, die Grundlage neuer Klimamodelle sind.
Quelle: PNAS

Europäer bewerten die Chancen durch die Digitalisierung unterschiedlich
Das zeigt das TechnikRadar 2019, das Vertreter der acatech, also der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, und der Körber-Stiftung heute in Berlin vorgestellt haben. Im europäischen Vergleich sind die Deutschen demnach weniger optimistisch, wenn es um die Bewertung der Chancen durch die Digitalisierung geht. Bundesbürger haben nur durchschnittliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ihr Optimismus liegt im europäischen Mittelfeld. Bei der Frage nach den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wirtschaft, ist Deutschland jedoch vergleichsweise zuversichtlich. Der Erhebung zufolge bewerten Dänen, Schweden und Niederländer ihre digitale Kompetenz überdurchschnittlich gut und haben auch überdurchschnittlich positive Erwartungen an die Digitalisierung.
Quelle: Technikradar2019

Die Aromen von E-Zigaretten können Blutgefäße schädigen
Das geht aus einer Studie im Journal of the American College of Cardiology hervor. Mediziner der Stanford University hatten von Rauchern, Nichtrauchern und E-Zigarettennutzern Endothelzellen gezüchtet. Diese kleiden etwa die Blutgefäße aus und haben damit Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei ihren Experimenten setzten die Wissenschaftler diese Zellen verdünnten Lösungen von kommerziell erhältlichen E- Liquids aus. Diese enthielten zwischen null und 18 Milligramm Nikotin pro Milliliter und waren mit verschiedenen Geschmacksrichtungen aromatisiert, darunter Menthol, Karamell und Vanille. Dabei sahen die Forscher, dass auch die Aromen ohne Nikotin die Wandzellen der Blutgefäße schädigen; es kam zu Entzündungen, Wachstumsstörungen und Zelltod. Die Ergebnisse zeigen, dass E-Zigaretten keine sichere Alternative zum Tabakrauchen sind, so die Forscher.
Quelle: JACC

Die kalte Fusion bleibt weiter ein Rätsel
1989 hatten zwei Forscher verkündet, dass bei der Elektrolyse von schwerem Wasser an Palladiumelektroden Energie frei werden könne. Hintergrund sei demnach die Fusion von Deuterium zu Helium im Kristallgitter des Metalls. Der Nachweis dieser Kernreaktion bei Raumtemperatur ist seither nicht gelungen, auch nicht einem internationalem Team, das seine Arbeit 2015 aufgenommen hatte. Die Ergebnisse dieser systematischen Analyse, präsentieren die Experten nun im Fachblatt NATURE. Demnach gab es bei keinem Experiment Hinweise auf die kalte Fusion. Jedoch sei ihr Fazit positiv, da sie die als am günstigsten für die Fusion geltenden Bedingungen bisher nicht erreicht hätten. Zudem habe ihre Arbeit zur Entwicklung leistungsfähiger Instrumente sowie Produktionstechniken geführt, so die Forscher.
Quelle: NATURE

Die Erwärmung der Arktis führt zu Wetterextremen in unseren Breiten
Atmosphärenforscher des Alfred-Wegener-Instituts präsentieren in den Scientific Reports ein Klimamodell, das den immer öfter beobachteten Schlängelkurs des Jetstreams akkurat abbilden kann. Dies gelang, indem die Wissenschaftler ihr globales Klimamodell mit einem Machine-Learning-Algorithmus zur Ozonchemie kombinierten. So können sie zeigen, dass der wellenförmige Jetstream-Verlauf im Winter und die damit verbundenen Extremwetterlagen wie Kälteeinbrüche in Mitteleuropa und Nordamerika eine direkte Folge des Klimawandels sind.
Quelle: Scientific Reports | AWI

Paläontologen entdecken neue "Riesenräuber"…
und zwar im Museum. Ein deutsch-thailändisches Paläontologenteam hat erstmals systematisch Dinosaurierfossilien untersucht, die vor Jahrzehnten in Thailand entdeckt wurden und seither im Museum lagen. Bei der Analyse in Bonn sahen die Forscher, dass es sich um die versteinerten Knochen zweier bislang unbekannter Dinosaurierarten aus der unteren Kreidezeit handelt. Im Fachblatt Acta Palaeontologica Polonica beschreiben sie die beiden Raubsaurier als Vertreter der Megaraptoren ("Riesenräuber"). Beide Arten gelten als weitläufige Verwandte von Tyrannosaurus rex, waren ebenso Zweibeiner. Ihre Arme waren jedoch kräftig und mit langen Klauen bewehrt.
Quelle: Acta Palaeontologica Polonica | Uni Bonn

Menschen sind "Sensibelchen",
denn die innere menschliche Uhr reagiert stärker und individueller auf abendliches Licht als bislang bekannt. Das geht aus einer Studie von Psychologen der Monash University in Melbourne im Fachblatt PNAS hervor. Die Forscher konnten bei Experimenten nachweisen, dass bei manchen Probanden bereits sehr schwaches Licht von wenigen Lux ausreicht, um die abendliche Produktion des Schlafhormons Melatonin signifikant zu verzögern. Im Gegensatz dazu reagierten andere Studienteilnehmer erst auf nahezu taghelles Licht. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb manche Menschen stärker unter Schlafproblemen leiden als andere. Möglicherweise reagiert das Hormonsystem einiger Menschen so sensibel auf Licht, dass auch eine normale abendliche Wohnraum-Beleuchtung bereits zu Störungen der inneren Uhr führt.
Quelle: PNAS