Donnerstag, 28. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Zahl der Vogelbrutpaare ist in 30 Jahren deutlich gesunken +++ Ein Gen lässt Gerste Trockenheit besser ertragen +++ Im Sport gibt es weniger Herztote +++ In Deutschland sind erstmals Pandas geboren worden +++ Ein Kompass zeigt in Greenwich bald wirklich nach Norden +++ Bonner Forscher weisen Erdbeben aus der Römerzeit nach

Von Lucian Haas | 02.09.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Die Zahl der Vogelbrutpaare ist in 30 Jahren deutlich gesunken
Zumindest am Bodensee. Dort haben Wissenschaftler beobachtet, dass die Zahl der Brutpaare zwischen 1980 und 2012 um ein Viertel zurückgegangen ist – von rund 456.000 auf nur noch 345.000 Brutpaare. Betroffen sind auch einst häufige Arten wie Amsel, Haussperling oder Star. Wie die Forscher in der Zeitschrift Vogelwelt berichten, spiegele die Entwicklung am Bodensee aber zugleich einen europäischen Abwärtstrend wieder. Als Hauptgrund für den Rückgang nennen die Forscher das Insektensterben und somit den Verlust von Nahrungsquellen. Zum Beispiel gingen bei 75 Prozent der Vogelarten, die sich von Fluginsekten ernähren, die Bestandszahlen am Bodensee zurück. Für die Langzeituntersuchung wurden sämtliche Vogelpopulationen auf einer Fläche von rund 1.100 Quadratkilometern rund um den Bodensee erfasst – und zwar über 30 Jahre hinweg in einem zehnjährigen Abstand.
Quelle: Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie

Ein Gen lässt Gerste Trockenheit besser ertragen
Britische Forscher haben das Gen mit dem Kürzel Myb1 im Genom von Gerstenpflanzen identifiziert. In Tests zeigte sich: Pflanzen, bei denen das Gen häufiger abgelesen wird, was einer höheren Aktivität entspricht, überstehen Dürrephasen deutlich besser und liefern dann auch einen höheren Ertrag. Das Myb1-Gen arbeitet wie ein zentraler Schalter, der eine Reihe anderer Gene steuert. Diese sorgen dafür, dass die Pflanzen bei Trockenheit ihre Spaltöffnungen stärker schließen können. So verdunsten sie weniger Wasser und welken nicht so schnell. Um Gerste fit für den Klimawandel zu machen, könnten bei Zuchtprogrammen nun Sorten bevorzugt werden, die ein aktiveres Myb1-Gen besitzen, so die Forscher. Ihre Studie ist im Fachmagazin Plant Physiology and Biochemistry erschienen.
Quelle: Plant Physiology and Biochemistry

Im Sport gibt es weniger Herztote
Und das, obwohl die Häufigkeit eines Herzstillstands bei Sportlern in den vergangenen zehn Jahren nicht abgenommen hat. Das haben Forscher heute auf einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Paris berichtet. Als Grund für diesen Trend nannten die Wissenschaftler, dass mittlerweile mehr Zuschauer bei Notfällen Herz-Lungen-Wiederbelebungs-Maßnahmen ergreifen. Auch kommen öfter elektrische Defibrillatoren zum Einsatz. Beides kann helfen, die Überlebensrate der Betroffenen bei einem Herzstillstand bis zur Entlassung aus einem Krankenhaus deutlich zu steigern. Die Forscher basierten ihre Studie auf Daten eines französischen Herzzentrums. Sie zeigen unter anderem, dass bei sportbezogenen Notfällen im Großraum Paris im Fünfjahreszeitraum zwischen 2011 und 2016 Zuschauer fast doppelt so häufig Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen wie zwischen 2005 und 2010.
Quelle: European Society of Cardiology

In Deutschland sind erstmals Pandas geboren worden
Das Pandaweibchen Meng-Meng aus dem Zoologischen Garten in Berlin bekam am Wochenende Zwillinge. Es ist die erste erfolgreiche Nachzucht von Pandas hierzulande. Frühere Zuchtversuche waren nie von Erfolg gekrönt. Meng-Meng war im Frühjahr mit dem männlichen Panda Jiao Qing zusammengeführt und zudem noch künstlich besamt worden, um die Chancen auf Nachwuchs zu erhöhen. Am Wochenende brachte sie dann nach einer Tragzeit von 147 Tagen die beiden Jungtiere zur Welt. Sie wogen bei der Geburt nur 136 und 186 Gramm, waren fast nackt und noch blind. Die Panda-Eltern Meng-Meng und Jiao Qing sind eine Leihgabe Chinas an den Berliner Zoo. Laut Vertrag wird der Nachwuchs nach den Aufzuchtjahren in Berlin nach China umziehen. Dort leben nach Angaben des Zoos nur noch 1864 ausgewachsene Große Pandas in freier Natur. Deshalb trage jedes Jungtier bedeutend zur Erhaltung der gesamten Tierart bei.
Quelle: dpa, afp

Ein Kompass zeigt in Greenwich bald wirklich nach Norden
Ein magnetischer Kompass weist fast überall so gut wie nie exakt zum geographischen Nordpol der Erde. Denn der magnetische Nordpol unseres Planeten liegt etwas abseits davon. Und er ist nicht einmal fix, sondern wandert mit der Zeit. Derzeit verlagert sich der Magnetpol mit rund 20 Kilometer pro Jahr nach Westen. In den nächsten zwei Wochen wird ein Tag kommen, an dem ein Magnetkompass im Londoner Stadtteil Greenwich tatsächlich einmal exakt nach Norden zeigt. Dann wird der magnetische Nordpol auf einer Linie mit dem Längengrad Null, dem sogenannten Nullmeridian, liegen, der durch Greenwich läuft. Diese Übereinstimmung tritt zum ersten Mal in 360 Jahren auf. Darauf hat das British Geological Survey hingewiesen.
Quelle: British Geological Survey

Bonner Forscher weisen Erdbeben aus der Römerzeit nach
Vor rund 1900 Jahren muss es im Rheinland ein- oder mehrmals kräftig gebebt haben. Das berichten Geologen der Uni Bonn im International Journal of Earth Sciences. Als Hinweis auf die Beben diente ihnen ein Aquädukt, eine steinerne Wasserleitung aus der Römerzeit, über die einst kalkhaltiges Wasser aus der Eifel nach Köln geleitet wurde. Der Aquädukt weist an einer Stelle eine Stufe von 35 Zentimetern auf. Dieser Versatz wurde von den Römern korrigiert, indem sie einfach daneben über vier Kilometer einen parallelen Kanal mit ungestörtem Gefälle bauten. Die Stufe im Kanal liegt genau über einer geologischen Verwerfung, an der entlang sich Gesteinsschichten zueinander verschieben. Ein kräftiges Erdbeben zur Römerzeit könnte den Versatz in der Leitung und die nötigen Reparaturarbeiten erklären, so die Forscher. Bisher waren Archäologen davon ausgegangen, dass die Römer bei der Planung oder dem Bau des Aquädukts Fehler gemacht und diese mit der zweiten Leitung dann korrigiert hatten.
Quelle: International Journal of Earth Sciences