Donnerstag, 25. April 2024

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Meldungen aus der Wissenschaft

Schleiereulen versetzen ihre Beute in Schockstarre +++ Die meisten Patienten profitieren von implantierten Defibrillatoren +++ Genetiker entdecken ungewöhnliche Geschlechterverhältnisse +++ Der Klimawandel könnte den Bananenanbau erschweren +++ In Australien wurden wieder mehr Kinder geboren

Von Michael Stang | 03.09.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Schleiereulen versetzen ihre Beute in Schockstarre
Bislang war unklar, weshalb manche der nahezu lautlos fliegenden Schleiereulen ein helles Gefieder besitzen, was für nachtaktive Tiere äußerst ungewöhnlich ist. Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam nachgegangen. Wie die Biowissenschaftler im Fachblatt NATURE Ecology & Evolution schreiben, haben sie bei Experimenten ausgestopfte helle und dunkle Eulen an Leinen befestigt durch das Mondlicht auf Feldmäuse fliegen lassen, um einen Angriff zu simulieren. Dabei sahen sie, dass das helle Gefieder der Testeulen im Licht des Mondes geradezu strahlte. Dies versetzte die kleinen nachtaktiven Beutetiere in eine kurze Starre. Diese Schockstarre machen sich die Greifvögel offenbar zunutze und können die Mäuse daher leicht erlegen, so die Studienautoren.
Quelle: NATURE Ecology & Evolution

Die meisten Patienten profitieren von implantierten Defibrillatoren
Jedes Jahr werden europaweit mehr als 100.000 so genannte Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) für Menschen mit Herzrhythmusstörungen eingesetzt, um einem plötzlichen Herztod vorzubeugen. Ein Team der Universitätsmedizin Göttingen hat nun die Daten von mehr als 2.300 Patienten in 15 europäischen Ländern ausgewertet. Im Fachblatt The Lancet heißt es, dass sich in der Gesamtgruppe ein deutlicher Überlebensvorteil von 27 Prozent zeigte. Neben einem durchschnittlichen Überlebensvorteil aller Patienten wurde jedoch auch deutlich, dass Patienten über 75 Jahre, Diabetiker oder Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen nicht oder nicht mehr vom prophylaktischen Einsatz eines solches Implantats profitieren.
Quelle: Universitätsmedizin Göttingen | The Lancet

Genetiker entdecken ungewöhnliche Geschlechterverhältnisse
2017 sorgte eine Studie für Aufsehen, wonach Dreiviertel der untersuchten Mammuts männlich waren. Normalweise halten sich die Geschlechter bei Säugetieren grob die Waage. Ob solche Verzerrungen auch bei anderen Arten auftreten, hat ein polnisch-australisches Genetikteam in verschiedenen Sammlungen untersucht. Wie die Forschenden im Fachblatt PNAS darlegen, konnten sie sowohl bei Bisons als auch bei Braunbären nachweisen, dass drei von vier der untersuchten Tiere männlich waren. Die Studienautoren vermuten, dass dies an dem Verhalten junger Männchen liegt, die durch Übermut häufiger verunglücken und dadurch seltener Raubtieren zum Opfer fallen. Dadurch bleiben ihre Knochen statistisch betrachtet öfter der Wissenschaft erhalten. Ebenso könnten Museumssammlungen die Geschlechterverhältnisse verzerren, da Kuratoren eher etwa prächtige Hirsche samt Geweih in ihre Sammlungen aufnehmen als Weibchen.
Quelle: PNAS

Der Klimawandel könnte den Bananenanbau erschweren
Biowissenschaftler der Universität von Exeter haben für 27 Länder bis zum Jahr 2050 berechnet, wie sich die Bananenernte im Zuge des prognostizierten Klimawandels je nach Region verändern wird. Für die Erhebung kombinierten die britischen Forscher Informationen zu den Erträgen der vergangenen Jahre mit Daten zu jährlichen Durchschnittstemperaturen und Niederschlägen. Das Ergebnis: Große Verluste werden demnach Brasilien, Indien und Kolumbien zu verzeichnen haben, heißt es im Fachblatt NATURE Climate Change. Einige Staaten, etwa Ecuador und Honduras, zudem einige afrikanische Länder, könnten den Modellrechnungen zufolge hingegen leicht bessere Ernten erzielen. Nicht nur Hitze und Trockenheit werden künftig in vielen Anbauregionen für Ernteverluste verantwortlich sein, sondern auch bestimmte Pilzerkrankungen, die sich den Prognosen zufolge weiter ausbereiten werden.
Quelle: NATURE Climate Change

In Australien steigt die Zahl der Paracetamol-Überdosierungen
Ein Medizinerteam aus Sydney hat untersucht, wie groß die Gesundheitsrisiken durch eine Überdosierung des Schmerzmittels Paracetamol sind. Wie die Forschenden im Medical Journal of Australia darlegen, wurden in Australien in der Dekade bis 2017 fast 100.000 mal Patienten wegen einer Überdosierung im Krankenhaus behandelt, mehr als 200 davon starben. Im untersuchten Zeitraum stieg die Zahl der gemeldeten Vergiftungsfälle um 44 Prozent. Den Studienautoren zufolge ist Paracetamol mittlerweile die Hauptursache für Vergiftungen in Australien. Der Wirkstoff gilt in der westlichen Welt inzwischen auch als Hauptgrund für Leberversagen.
Quelle: MJA | Guardian

In Deutschland wurden wieder mehr Kinder geboren
Und zwar 2.600 Neugeborene beziehungsweise 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist die Zahl der Geburten in Deutschland auf 787.500 Babys gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau blieb bei 1,57 Kindern. Die Mütter von fast 43.000 geborenen Babys waren 40 Jahre oder älter. Zwar war ihre Geburtenhäufigkeit mit 88 Kindern je 1.000 Frauen immer noch relativ gering, hat sich aber gegenüber dem Jahr 1990 fast vervierfacht.
Quelle: destatis