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Meldungen aus der Wissenschaft

Alte DNA gibt Einblicke in menschliche Sozialstrukturen vor Tausenden Jahren +++ Bienen lernen mit Bestrafung besser rechnen +++ Eine Studie zeigt, welche Eigenschaften syrischer Flüchtlinge in den USA beliebt sind +++ Die letzten Mammuts sind offenbar aufgrund eines plötzlichen Ereignisses ausgestorben +++ Der Europäische Gerichtshof hat hohe Hürden für den Abschuss von Wölfen gesetzt

Von Lennart Pyritz | 11.10.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Alte DNA gibt Einblicke in menschliche Sozialstrukturen vor Tausenden Jahren
Bronzezeitliche Haushalte im heutigen Süddeutschland bestanden aus einer höher gestellten Kernfamilie und sozial tiefer gestellten, nicht verwandten Personen aus der Region – eventuell Bediensteten oder Sklaven. Außerdem wurden die Höfe damals von den Vätern an die Söhne vererbt. Die Männer blieben also an ihrem Herkunftsort, während die Frauen meist von außerhalb zuwanderten – aus mehr als 200 Kilometer Entfernung. Zu diesen Ergebnissen kommt ein deutsches Forschungsteam im Fachblatt Science.
Die Wissenschaftler haben das Erbgut von 104 Personen untersucht, die zwischen 2.700 und 1.300 vor Christus im Lechtal südlich von Augsburg gelebt hatten. Dazu analysierten sie Knochen aus Gräberfeldern, die mit kleinen Gehöften assoziiert waren. So konnten die Forscher die Verwandtschafts-Verhältnisse der Bewohner rekonstruieren.
Zusätzlich führten sie Isotopen-Analysen durch, die Hinweise auf die geografische Herkunft einer Person liefern. Anhand von Grabbeigaben wie zum Beispiel Schmuck und Waffen konnten sie schließlich auch Rückschlüsse auf den sozialen Status der unterschiedlichen Personen in einem Haushalt ziehen.
Quelle: Science

Bienen lernen mit Bestrafung besser rechnen
Kürzlich haben Untersuchungen nahegelegt, dass Honigbienen einfache Additions- und Subtraktionsaufgaben durchführen können und sogar das abstrakte Konzept von Null als leerer Menge begreifen. Einer anderen Studie zufolge können die Insekten allerdings nicht zwischen den Mengen vier und fünf unterscheiden. Diesem Befund widerspricht nun ein Forschungsteam des Royal Melbourne Institute of Technology im Journal of Experimental Biology.
In besagter Studie seien die Bienen für eine richtige Antwort mit Zuckerwasser belohnt worden. Eine falsche Antwort habe aber keine Konsequenzen gehabt. Die australischen Forscher wiederholten den Versuch jetzt – setzten zusätzlich zur süßen Belohnung aber auch bitteres Wasser bei einem Fehler ein. Das Ergebnis: Die nach der Methode Zuckerbrot und Peitsche trainierten Bienen konnten am Ende des Experiments eine Karte mit vier Objekten zuverlässig unterscheiden von einer Karte mit fünf, sechs, sieben oder acht Objekten.
Quelle: Journal of Experimental Biology

Eine Studie zeigt, welche Eigenschaften syrischer Flüchtlinge in den USA beliebt sind
Weiblich, englischsprechend, gut ausgebildet und christlich – diese Merkmale syrischer Flüchtlinge wurden von US-amerikanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einer Studie bevorzugt, die jetzt im Fachmagazin PLOS ONE erschienen ist. Die Autoren hatten 2016 insgesamt 1.800 Probanden Profilpaare syrischer Flüchtlinge vorgelegt, die sich in Alter, Religion, Geschlecht, Ausbildung und Englischkenntnissen unterschieden. Diese sollten die Versuchsteilnehmer dann auf einer Skala einordnen, die von "sollte keinesfalls in den USA anerkannt werden" bis "sollte definitiv in den USA anerkannt werden" reichte. Mit Hilfe statistischer Methoden identifizierten die Forscher dann die Effekte einzelner Merkmale.
Der Glaube hat laut Studie den stärksten Einfluss auf die Meinung. Auf einer Skala von eins bis sieben würden Muslime – die abgesehen von der Religion identische Eigenschaften mit anderen Flüchtlingen aufwiesen – einen halben Punkt tiefer bewertet.
Quelle: PLOS ONE

Die letzten Mammuts sind offenbar aufgrund eines plötzlichen Ereignisses ausgestorben
…und nicht etwa als Folge einer langsamen Klimaveränderung. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam im Fachmagazin Quaternary Science Reviews. Die zuletzt verbliebenen maximal 300 Tiere lebten bis vor etwa 4.000 Jahren isoliert auf der heute zu Russland zählenden Wrangelinsel im Arktischen Ozean. Die Wissenschaftler haben für die Studie Isotopen von Knochen und Zähnen dieser Mammuts analysiert. Dabei handelt es sich um Atomsorten, mit denen sich Eigenschaften der Umwelt und Nahrung von Lebewesen rekonstruieren lassen. Die Ergebnisse verweisen nicht auf allmählich veränderte Lebensbedingungen sondern ein jähes Ende der Tiere.
Vielleicht sei Regen auf Schnee gefallen, gefroren und habe so Gräser unzugänglich gemacht. Dadurch könnte die kleine Mammutgruppe verhungert sein. Auch eine verschlechterte Wasserqualität könnte eine Rolle gespielt haben – oder die Ankunft des Menschen auf der Insel.
Mammuts haben sich während der vergangenen Eiszeit vor 100.000 Jahren auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet. Infolge der Erderwärmung vor 15.000 Jahren schrumpften ihre Lebensräume, zudem hat der Mensch die Tiere gejagt.
Quelle: Quarternary Science Reviews

Der Europäische Gerichtshof hat hohe Hürden für den Abschuss von Wölfen gesetzt
Nach EU-Richtlinie ist die Tötung einer Reihe streng zu schützender Arten grundsätzlich verboten, darunter auch die des Wolfs. Ausnahmen sind bereits in der Richtlinie vorgesehen. In einem gestern vorgelegten Urteil hat der EuGH diese jetzt genauer gefasst. Unter anderem müssen Behörden ein klares Ziel definieren, wissenschaftlich nachweisen, dass der Abschuss diesem dient und dass es keine Alternativen dazu gibt. Außerdem muss belegt sein, dass ein solches Vorgehen den Bestand letztendlich nicht gefährdet.
Hintergrund ist ein Fall aus Finnland. Ein Umweltverband hatte gegen die Entscheidung der dortigen Wildtierbehörde geklagt, zwei Jägern den Abschuss von sieben Wölfen zu erlauben. Laut Behörde sollten dadurch unter anderem Wilderei von Wölfen eingedämmt und das allgemeine Sicherheitsgefühl der Menschen erhöht werden. Das oberste finnische Verwaltungsgericht hatte daraufhin den EuGH um Rat bei der Auslegung der Ausnahmeregelungen gebeten.
Die finnischen Behörden müssten genau prüfen, wie groß die Rudel seien und welchen Einfluss ein Abschuss habe. Ohnehin komme ein Abschuss nur in Betracht, wenn eine Verbesserung der Toleranz gegenüber den wilden Tieren anders nicht erreicht werden könne, betonte der EuGH.
Quellen: DPA, AFPD, EuGH