Dienstag, 19. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Ein Roboter mit echten Taubenfedern hebt ab +++ Genveränderte Moskitos können kein Dengue übertragen +++ Ein Asteroideneinschlag war die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier +++ Ein prähistorischer Skorpion könnte bereits Landgänge unternommen haben +++ Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft zu langsam +++ Auch Wolfswelpen apportieren Bälle

Von Lennart Pyritz | 17.01.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Ein Roboter mit echten Taubenfedern hebt ab
Entwickelt wurde das Fluggerät von einem Forschungsteam aus den USA. PigeonBot hat einen Rumpf aus Hartschaumbrettern. An den Flügeln sind insgesamt 40 Flugfedern von Tauben befestigt. Dazu kommen ein Motor mit Propeller sowie Aktuatoren für künstliche Gelenke. Den Forschenden gelang es, den Roboter mit Hilfe dieser Gelenke fern zu steuern. Tests mit Taubenflügeln und Computermodelle zeigten, dass die Winkel zweier Gelenke 97 Prozent der gesamten Flügelform erklären können: das sogenannte Handgelenk und das Gelenk des Fingers, mit dem die äußeren Flügelfedern verbunden sind. Dabei wird nicht jede Feder einzeln von den Tauben gesteuert, sondern die Federschäfte sind mechanisch miteinander verbunden. Im PigeonBot übernehmen elastische Bänder zwischen den Federn diese Aufgabe.
Wenn im Flug Hand und Finger eines Flügels zum Körper hin bewegt werden, dann fliegt PigeonBot eine Kurve in die Richtung dieses Flügels. Das Handgelenk ermögliche dabei eine grobe Kontrolle und der Finger die Feinsteuerung, so die Forscher.
Zudem präsentieren die Forschenden detaillierte Analysen dazu, wie Vogelfedern beim Fliegen zusammenwirken. Ihre Ergebnisse sind in den Fachblättern Science und Science Robotics erschienen.
Quellen: Science, Science Robotics

Genveränderte Moskitos können kein Dengue übertragen
Ein Forschungsteam hat Ägyptische Tigermücken so manipuliert, das sie resistent gegenüber allen vier Typen des Dengue-Virus sind. Die Insekten verfügen über ein Gen, durch das sie einen modifizierten, ursprünglich menschlichen Antikörper bilden. Dieser verhindert auch, dass die Mücken Dengue-Viren auf Menschen übertragen können. Die Forschenden hoffen, dass sich ihr Ansatz auf ganze Wildpopulationen von Mücken übertragen lässt, um die Ausbreitung von Dengue-Fieber in Zukunft einzudämmen. Die Studie ist im Fachmagazin PLoS Pathogens erschienen.
Dengue-Viren sind in den Subtropen und Tropen verbreitet. Eine Infektion äußert sich bei Menschen durch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Bei schwerem Verlauf kann die Krankheit tödlich sein, besonders für Kinder.
Laut Weltgesundheitsorganisation infizieren sich jedes Jahr Millionen von Menschen mit Dengue. Einen umfassend wirkenden Impfstoff gibt es bislang nicht, daher spielt die Bekämpfung der Überträgermücken eine entscheidende Rolle.
Quelle: PLoS Pathogens

Ein Asteroideneinschlag war die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier
Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin Science. Lange Zeit wurde auch massiver Vulkanismus im Süden des heutigen Indiens als möglicher Auslöser des Massensterbens vor 66 Millionen Jahren gehandelt. Die neue Studie weist nun nach, dass ein Großteil der Entgasungen durch diese vulkanische Aktivität deutlich vor dem Massenaussterben stattgefunden hat. Der Vulkanismus sei zwar für eine kurze Erwärmungsphase verantwortlich gewesen – allerdings 200.000 Jahre vor dem Aussterbeereignis und ohne langfristige Folgen für Klima und Ökosysteme. Die Erkenntnisse stützen damit die Theorie, dass ein Asteroideneinschlag vor der mexikanischen Halbinsel Yucatan das Ende der Dinosaurier einleitete.
Die Wissenschaftler hatten Temperaturveränderungen und damit die vulkanische Aktivität um die Zeit des Aussterbens mit Hilfe von Tiefseebohrkernen aus Atlantik und Pazifik analysiert.
Quelle: Science

Ein prähistorischer Skorpion könnte bereits Landgänge unternommen haben
Die neu entdeckte Spezies existierte vor mehr als 430 Millionen Jahren im Silur – und ist damit die älteste bekannte Skorpion-Art. Die Tiere lebten im Meer, waren aber offenbar in der Lage, sich auch an Land zu bewegen. Darauf weisen anatomische Eigenschaften der beiden gefundenen Fossilien hin, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin Scientific Reports schreibt. Zwar lassen sich bei den Tieren keine Lungen oder Kiemen nachweisen. Die innere Anatomie ähnelt aber dem Kreislauf- und Atmungssystem heutiger Pfeilschwanzkrebse. Diese leben normalerweise auf dem Meeresboden, krabbeln aber zur Paarungszeit an Land und können dort atmen.
Die Autoren vermuten, dass auch die neu entdeckte Skorpion-Art längere Zeiträume außerhalb des Wassers verbringen konnte.
Die zwei für die Studie untersuchten Fossilien waren in einer Lagerstätte im US-Bundesstaat Wisconsin gefunden worden.
Der Name der Spezies ist Parioscorpio venator.
Quelle: Scientific Reports

Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft zu langsam
Davor hat die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, heute in Genf gewarnt. Zurückgehende Investitionen und Mangel an echten Innovationen würden die Bemühungen zur Bekämpfung multiresistenter Infektionen untergraben. 60 antibiotische Mittel würden derzeit an Menschen erprobt. Diese würden gegenüber bestehenden Behandlungen aber wenig zusätzlichen Nutzen bringen. Außerdem zielten nur wenige auf die wichtigsten resistenten Bakterien ab.
Zudem werde die Entwicklung von Antibiotika in erster Linie von kleinen oder mittleren Unternehmen vorangetrieben, während große Konzerne das Feld verließen.
In der präklinischen Phase sieht es der WHO zufolge etwas besser aus. Dort werden gut 250 Wirkstoffe gegen besonders bedrohliche Erreger erprobt. Die ersten Medikamente dieser Generation kämen aber selbst bei einem optimistischen Szenario erst in zehn Jahren auf den Markt.
Quellen: DPA, WHO

Auch Wolfswelpen apportieren Bälle
Ein Forschungsteam der Universität Stockholm hat Verhaltensexperimente mit 13 Wolfswelpen durchgeführt. Drei Welpen im Alter von acht Wochen zeigten dabei spontan Interesse an einem Ball und brachten ihn zurück zu einem unbekannten Versuchsleiter, wenn der sie dazu ermunterte. Zumindest einige Wölfe scheinen also in der Lage zu sein, ohne vorgangegangenes Training menschliche Signale zu interpretieren, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Bislang war vermutet worden, dass erst Hunde diese Fähigkeit im Lauf der Domestizierung entwickelt haben. Die Forscher vermuten, dass Unterschiede im Spielverhalten mit dem Menschen ein wichtiger Selektionsfaktor bei der frühen Zähmung von Wölfen gewesen sein könnten. Die Studie ist im Fachblatt "iScience" erschienen.
Die untersuchten Wolfswelpen stammten aus drei unterschiedlichen Würfen. Die Tiere der ersten beiden Würfe zeigten wenig bis kein Interesse an einem Ball. Einige Welpen aus dem dritten Wurf liefen dem Ball dagegen nicht nur nach, sondern apportierten ihn regelrecht.
Die Autoren weisen selbst darauf hin, dass sie nur wenige Wolfswelpen untersucht haben. Nichtsdestotrotz belege die Studie, dass Vertreter der Art spontan mit einem fremden Menschen spielen und kommunizieren können.
Quelle: iScience