Dienstag, 19. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

In Südkorea steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle sprunghaft +++ Eine kleine prähistorische Echse aus Deutschland gibt Einblicke in die frühe Evolution der Reptilien +++ Alte Methanquellen könnten weniger zur Klimaerwärmung beitragen als gedacht +++ Eine Genanalyse liefert neue Erkenntnisse über urmenschliche Paarungen +++ Hummeln erkennen Objekte sinnesübergreifend +++ In Deutschland sind drei weitere Regionen als Risikogebiete für FSME eingestuft worden

Von Lennart Pyritz | 21.02.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
In Südkorea steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle sprunghaft
Die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention meldeten im Verlauf des Freitags 100 neue Fälle. Damit stieg die Zahl der Menschen in Südkorea, die sich mit dem neuen Coronavirus angesteckt haben, auf 204. Es ist der bisher größte bekannte Ausbruch außerhalb Chinas. Gestern wurde auch der erste Todesfall in Südkorea in Verbindung mit dem Virus gemeldet – offenbar ein 63-jähriger Mann, der wegen einer Lungenentzündung in einem Krankenhaus im südöstlichen Cheongdo behandelt worden war.
Ein großer Teil der Infizierten in Südkorea wird mit Veranstaltungen einer christlichen Sekte in der südöstlichen Millionen-Stadt Daegu in Verbindung gebracht. Von den neuen Fällen wurden den Angaben zufolge allein 85 Infektionen bei Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft nachgewiesen.
Auch im Iran wurden in den vergangenen Tagen 13 weitere Infektionen mit dem neuen Coronavirus gemeldet. Schon am Mittwoch waren dort zwei ältere Männer an der von dem Virus verursachten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Aus Furcht vor einem Überschwappen der Krankheit hat der Irak seine Grenzen zum Iran inzwischen geschlossen.
Quelle: DPA

Eine kleine prähistorische Echse aus Deutschland gibt Einblicke in die frühe Evolution der Reptilien
Vorgestellt wird die Spezies namens Vellbergia bartholomaei im Fachblatt Scientific Reports. Sie ist offenbar ein bislang unbekannter, früher Vertreter der Lepidosauromorpha. Der Name bezeichnet eine große Reptiliengruppe, die neben ausgestorbenen Vertretern auch heute lebende Echsen, Schlangen und Brückenechsen umfasst. Letztere leben nur in Neuseeland und gelten als lebende Fossilien. Über die frühe Entwicklung der Lepidosauromorpha war bislang wenig bekannt. Das jetzt entdeckte Fossil liefert der Wissenschaft neue Anhaltspunkte, wie sich die heutige Reptilienvielfalt ausgebildet hat.
Es stammt aus der Mittleren Trias, ist nur knapp zehn Zentimeter groß und etwa 240 Millionen Jahre alt. Gefunden wurde es in einer Lagerstätte bei Vellberg in Baden-Württemberg.
Die Spezies weist einige anatomische Eigenheiten auf, die Zähne und Kiefer betreffen. Sie teilt aber auch typische Merkmale mit den Vorfahren heute lebender Echsen und Brückenechsen. Damit könnte Vellbergia ein gemeinsamer Vorfahre der beiden Reptiliengruppen sein.
Quelle: Scientific Reports

Alte Methanquellen könnten weniger zur Klimaerwärmung beitragen als gedacht
Methan ist ein wesentlich stärkeres Treibhausgas als CO2. Viel davon ist in Permafrostböden oder in Form von Hydrat – sogenanntem Methaneis – gebunden. Mit zunehmendem Klimawandel könnten diese jahrtausendealten Speicher auftauen, das Methan freisetzen und die Erderwärmung weiter vorantreiben. Die Studie eines internationalen Forschungsteams im Fachblatt Science legt jetzt allerdings nahe, dass dieser Effekt eher schwach ausfallen könnte.
Das Team hatte als Annäherung an die heutige Situation untersucht, welche Rolle alte Methanquellen bei einer natürlichen Erwärmungsphase der Erde vor 8.000 bis 15.000 Jahren gespielt haben. Dazu hatte es Lufteinschlüsse in antarktischen Eisbohrkernen analysiert. Das Ergebnis: Methan aus alten Quellen – das sich chemisch identifizieren lässt – lag nur zu einem geringen Teil in den Proben vor. Das meiste Methan stammte dagegen aus zeitgenössischen Quellen, zum Beispiel verbranntem organischen Material.
Die Forschenden vermuten, dass die Freisetzung von altem Methan in die Atmosphäre durch natürliche Prozesse abgepuffert wird, zum Beispiel durch den mikrobiellen Abbau in Wasser und Boden.
Quelle: Science

Eine Genanalyse liefert neue Erkenntnisse über urmenschliche Paarungen
Studien haben bereits gezeigt, dass im modernen Mensch auch DNA-Spuren von Neandertaler und Denisova-Mensch stecken. Jetzt zeigt eine Analyse im Fachmagazin Science Advances: Vorfahren von Neandertaler und Denisova-Mensch haben bereits vor etwa 700.000 Jahren Nachwuchs mit sogenannten superarchaischen Menschen in Eurasien gezeugt. Diese hatten sich vor etwa zwei Millionen Jahren von anderen Urmenschen-Populationen abgespalten. Damit handelt es sich um den frühesten Nachweis eines entsprechenden Genaustausches zwischen Urmenschenformen.
Die Studie legt drei Besiedlungswellen in Eurasien nahe. Vor etwa zwei Millionen Jahren wanderten die superarchaischen Menschen ein. Deren Nachfahren vermehrten sich vor etwa 700.000 Jahren mit eintreffenden Vorfahren von Neandertaler und Denisova-Mensch. Vor etwa 50.000 Jahren schließlich erreichte der moderne Mensch Eurasien, wo sich seine Wege wiederum mit Neandertaler und Denisova-Mensch kreuzten.
Die Studie beruht auf Modellrechnungen zu genetischen Kombinationen aus unterschiedlichen Vermehrungsszenarien. Darin flossen genetische Daten von Neandertalern und modernen Europäern ein.
Quelle: Science Advances

Hummeln erkennen Objekte sinnesübergreifend
Menschen können einen Gegenstand, den sie zuvor gesehen haben, auch durch Berührung identifizieren, zum Beispiel einen Schlüssel beim Herumkramen in einem Rucksack. Bislang wurde angenommen, dass neben dem Menschen nur wenige Tiere diese komplexe kognitive Fähigkeit besitzen, darunter Primaten, Ratten und Delfine. Die Studie eines Forschungsteams im Fachblatt Science zeigt jetzt allerdings: Auch Hummeln können mit ihrem wesentlich einfacher aufgebauten Gehirn mentale Bilder eines Objekts erstellen und es anhand unterschiedlicher Sinneseindrücke erkennen. Die Fähigkeit scheint im Tierreich also weiter verbreitet zu sein als angenommen.
Die Wissenschaftler hatten die Insekten in Experimenten darauf trainiert, Würfel oder Kugeln jeweils nur anhand von visuellen oder taktilen Informationen zu unterscheiden. Weitere Versuche zeigten, dass die Insekten die Gegenstände anschließend auch mit Hilfe des jeweils anderen Sinns erkannten. Dieser Transfer funktionierte in beide Richtungen – vom Sehen zum Berühren und umgekehrt.
Hummeln begeben sich auch bei dunklen Lichtverhältnissen auf Nahrungssuche. Deshalb eigneten sie sich ideal für die Erforschung sinnesübergreifender Fähigkeiten bei Insekten, so die Forschenden.
Quelle: Science

In Deutschland sind drei weitere Regionen als Risikogebiete für FSME eingestuft worden
Die Krankheit wird von Zecken übertragen. FSME beginnt mit Kopfschmerzen und Fieber. Bei einem kleinen Teil der Infizierten kann es später auch zu einer Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung kommen. Laut einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts, kurz RKI, gelten jetzt auch der Stadtkreis Dresden und der Landkreis Meißen in Sachsen sowie der Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen als FSME-Risikogebiete. Insgesamt sind damit 164 Kreise entsprechend definiert.
Ein Infektionsrisiko mit dem Virus besteht laut RKI vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, im südöstlichen Thüringen sowie in Sachsen. Einzelne Risikogebiete liegen in anderen Bundesländern. Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf Erkrankungsdaten mehrerer Jahre. In diesen Regionen wird Menschen, die zum Beispiel in der Freizeit oder beruflich mit Zecken in Berührung kommen könnten, eine FSME-Impfung empfohlen.
2019 wurden 444 FSME-Erkrankungen gemeldet. Damit ging die Zahl im Vergleich zum Höchststand von 2018 um knapp ein Viertel zurück.
Quellen: DPA, RKI