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Meldungen aus der Wissenschaft

Beim Kohleausstieg überwiegt der Nutzen die Kosten +++ Viele Weibchen überleben ihre Männchen +++ Die WHO beklagt die geringen Fortschritte beim Kampf gegen Tuberkulose +++ Die Niagara-Fälle verhindern Begegnungen +++ Cannabis wirkt nur leicht besser als Placebos +++ Das Wärmeempfinden funktioniert anders als gedacht +++

Von Michael Stang | 24.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Beim Kohleausstieg überwiegt der Nutzen die Kosten
Zu diesem Fazit kommt ein Team des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachblatt "Nature Climate Change". Computersimulationen zeigen demnach, dass die Welt nicht unter der Zwei-Grad-Grenze bleiben kann, wenn weiterhin global Kohle verbrannt wird. Die Vorteile eines Ausstiegs aus der Kohleverbrennung überwiegen die Kosten deutlich. Zudem greifen die positiven Effekte eines Ausstiegs zumeist unmittelbar und direkt vor Ort. Dies macht die Umsetzung politisch attraktiv, so die Studienautoren. Die Kohleverbrennung ist für mehr als ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Quelle: NATURE Climate Change | PIK

Viele Weibchen überleben ihre Männchen
Dass Frauen im Schnitt länger leben als Männer, war bereits bekannt. Ob das auch bei anderen Säugetieren der Fall ist, hat ein Forschungsteam vom CNRS untersucht und zwar an gut 100 Spezies. Wie die Forschenden im Fachblatt "PNAS" notieren, leben davon artübergreifend betrachtet in 60 Prozent der Fälle die Weibchen länger als ihre männlichen Artgenossen und zwar um knapp 19 Prozent. Den Daten zufolge liegt der Grund in der Ökologie: Das Missverhältnis der Lebenserwartung ist demnach eine Folge von Evolutionsprozessen, die von der Nahrung abhängig sind. So war bei Tierarten, die reichlich Futter zur Verfügung hatten, die Lebenserwartung relativ gleich. Bei Tieren derselben Art in kargen Gebieten hatten die Männchen jedoch eine deutlich geringere Lebenserwartung als die Weibchen.
Quelle: PNAS

Die WHO beklagt die geringen Fortschritte beim Kampf gegen Tuberkulose
2018 erkrankten weltweit zehn Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,5 Millionen Menschen starben an der bakteriellen Infektionskrankheit. Schätzungen zufolge ist ein Viertel der Weltbevölkerung mit TB-Bakterien infiziert. Diese Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken. Daher sollten bis 2022 mindestens 30 Millionen Menschen vorbeugend behandelt werden. Die Bilanz ist aber ernüchternd, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlässlich des heutigen Welttuberkulosetags. Demnach bekommt derzeit nur ein Bruchteil der Bedürftigen lebensrettende Medikamente. 2018 seien es nur 2,2 Millionen gewesen.
Quelle: WHO

Die Niagara-Fälle verhindern Begegnungen
In Nordamerika beobachten Ökologen seit rund 50 Jahren invasive Fischarten. Für eine Studie hat ein Team des Amerikanischen Museums für Naturgeschichte untersucht, wie eng bestimmte Fischarten auf beiden Seiten der Niagarafälle miteinander verwandt sind, darunter Steinbarsch, Katzenwels und Flussbarsch. Damit sollte geklärt werden, wie sinnvoll eine Fischtreppe sein könnte, damit die wandernden Tiere die 58 Meter hohe Barriere überwinden können. Wie die Forscher im Fachblatt "Molecular Ecology" darlegen, sind die Tiere beidseits der Wasserfälle nicht mehr nah genug miteinander verwandt, um gemeinsamen Nachwuchs zu bekommen. Demnach bilden die Niagarafälle eine natürliche Barriere, die die Ausbreitung invasiver Arten einschränkt.
Quelle: Molecular Ecology | Eurekalert!

Cannabis wirkt nur leicht besser als Placebos
Bislang herrscht in Medizinerkreisen Uneinigkeit darüber, ob aus Cannabis gewonnene Arzneimittel bei der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen helfen. Um das zu klären, hat ein internationales Forschungsteam sechs Studien verglichen, bei denen die Wirksamkeit von oralen und intramuskulären Cannabinoiden im Vergleich zu Scheinmedikamenten getestet wurde. Wie die Forscher im Fachblatt "Cannabis and Cannabinoid Research" darlegen, gab es demnach nur eine geringe, aber signifikante Verringerung der subjektiven Schmerzwerte bei der Cannabinoid-Behandlung im Vergleich zu Patienten, denen Placebos bei akuten Schmerzen verabreicht wurden.
Quelle: Eurekalert!

Das Wärmeempfinden funktioniert anders als gedacht
Bislang galt die Lehrmeinung, dass Lebewesen eine bestimmte Temperatur wahrnehmen, indem Nervenzellen entweder Wärme- oder Kältesignale an das Gehirn senden. Eine Studie im Fachmagazin "NEURON" widerlegt diese These nun. Ein neurowissenschaftliches Team vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin hat herausgefunden, dass beim Wärmeempfinden auch die Kälterezeptoren eine Rolle spielen. Greift man eine Tasse Kaffee und spürt augenblicklich deren Wärme, geschieht dies nicht nur unter Beteiligung von Nervenzellen, die durch Wärme aktiviert werden, sondern auch durch solche, die durch Wärme deaktiviert werden.
Quelle: MDC | NEURON