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Meldungen aus der Wissenschaft

Das neue Coronavirus blieb nicht lange unentdeckt +++ Der Deutsche Wald lichtet seine Kronen +++ Forscher verbessern El Niño-Prognosen +++ Ein Gen steuert die Flügelfarbe bei Schmetterlingen +++ Eine ketogene Diät könnte Asthma-Leiden reduzieren +++ Eine Impfung gegen Mers könnte auch gegen COVID-19 helfen

Von Lucian Haas | 08.04.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Das neue Coronavirus blieb nicht lange unentdeckt
Ende 2019 gab es in der chinesischen Stadt Wuhan die ersten Fälle von COVID-19. Doch immer wieder wird darüber spekuliert, ob das neuartige Coronavirus dort auch Monate zuvor schon unbemerkt kursiert haben könnte. Eine Studie im Fachmagazin Nature Microbiology liefert nun Indizien, die gegen diese Theorie sprechen. Forschende aus China machten eine Re-Analyse der Rachenabstriche von 640 Patienten aus Wuhan, die zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 wegen grippeartigen Symptomen wie Fieber, Husten und Halsschmerzen behandelt worden waren. Dabei fahndeten sie nachträglich nach Spuren des Virus SARS-CoV-2. In neun der Fälle wurden sie auch fündig. Allerdings stammen sie alle aus dem Monat Januar. Das lasse darauf schließen, dass sich das neuartige Coronavirus auch erst dann in der Bevölkerung ausbreitete, so die Forscher.
Quelle: Nature Microbiology

Der Deutsche Wald lichtet seine Kronen
Forschende des Thünen-Instituts für Waldökosysteme haben die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019 veröffentlicht. Demnach wiesen besonders viele Bäume eine sogenannte Kronenverlichtung auf. Das ist der Fall, wenn die Bäume von unten betrachtet durchscheinender sind, weil sie weniger Blätter oder Nadeln tragen. Noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 war der Anteil der Bäume mit einer erkennbaren Kronenverlichtung so groß wie 2019. Während früher vor allem viele Laubbäume schon eine deutliche Kronenverlichtung aufwiesen, ist das seit 2018 auch bei Nadelbäumen zunehmend der Fall. Vor allem die Fichten machen den Waldökologen Sorgen. 36 Prozent zeigten im vergangenen Jahr eine deutliche Verlichtung. Das ist der schlechteste Wert seit 35 Jahren. Als Auslöser gilt der starke Trockenstress der vergangenen Jahre. Für die Waldzustandserhebung werden jedes Jahr bundesweit in einer rasterartig verteilten Stichprobe rund 10.000 Bäume begutachtet.
Quelle: Thünen-Institut

Forscher verbessern El Niño-Prognosen
El Niño und La Niña, so heißen zwei gegensätzliche Zustände der Temperaturverteilung des Oberflächenwassers im Pazifik. Diese Klimaphänomene entstehen aus einem Zusammenspiel von Winden und Meeresströmungen. Bei einem El Niño erwärmt sich das Wasser im Ostpazifik stark, während vor Indonesien die Wassertemperatur sinkt. Bei La Niña ist es umgekehrt. Beides kann weltweite Auswirkungen auf das Wetter haben, weshalb das frühe Erkennen solcher Entwicklungen für längerfristige Wetterprognosen wichtig ist. Bislang waren El Niño-Prognosen aber noch häufig sehr ungenau. Forschende der NASA berichten jetzt von großen Fortschritten. Erstmals bezogen sie auch Satellitenmessungen des Salzgehaltes des Oberflächenwassers des Pazifiks in Modellrechnungen mit ein. Rückblickend konnten sie mit dieser Methode drei beispielhafte Fälle von El Niño und La Niña aus den Jahren 2015 bis 2018 viel realistischer erfassen. Zugleich stieg die mögliche Vorlaufzeit einer zutreffenden Prognose von vier auf sieben Monate.
Quelle: NASA

Ein Gen steuert die Flügelfarbe bei Schmetterlingen
Viele Schmetterlinge haben Flügel in sehr leuchtenden Farben. Das hängt mit der Art der Farbgebung zusammen. Es handelt sich um sogenannte Strukturfarben. Sie entstehen nicht durch Pigmente, sondern durch einen besonderen Aufbau der Flügelschuppen. Dieser sorgt dafür, dass nur bestimmte Wellenlängen des Lichtes, also Lichtfarben, reflektiert werden. Forschende aus den USA haben jetzt herausgefunden, dass die Strukturfarben der Schmetterlingsflügel auf simple Weise gewissermaßen einstellbar sind. Sie untersuchten Tiere einer bestimmten Schmetterlingsart, sogenannte Pfauenaugen, die mal braune, mal leuchtend blaue Flügel aufweisen. Dabei zeigte sich: Die Farbe hängt maßgeblich von der Dicke der Basisschicht der Flügelschuppen ab. Und die Dicke dieser sogenannten Lamina wird wiederum von der Aktivität eines Gens gesteuert. Schmetterlinge könnten ihre Farben im Zuge der Evolution deshalb auch schnell ändern. Die Studie ist im Fachmagazin eLife erschienen.
Quelle: eLife

Eine ketogene Diät könnte Asthma-Leiden reduzieren
Das legen Experimente mit Mäusen nahe, über die Forschende der Universität Bonn in der Fachzeitschrift Immunity berichten. Bei Asthma-Patienten können bestimmte Allergene zu heftigen Entzündungen der Bronchien führen. Es kommt zu einer verstärkten Schleimproduktion, die die Atmung zusätzlich erschwert. Das hängt mit einer überschießenden Aktivität bestimmter Immunzellen zusammen. Die Versuche mit Mäusen zeigten, dass diese Immunzellen deutlich weniger stark aktiviert werden, wenn die Tiere eine sogenannte ketogene Diät erhielten. Sie basiert hauptsächlich auf Fett als Energielieferant, enthält aber sehr wenig Kohlenhydrate und Proteine. Die so ernährten Mäuse zeigten kaum noch Asthma-Symptome. Die Forschenden wollen nun untersuchen, ob eine ketogene Diät auch bei menschlichen Patienten Asthmaschübe verhindern kann.
Quelle: Immunity

Eine Impfung gegen Mers könnte auch gegen COVID-19 helfen
Forschende der Universität von Iowa haben einen möglichen Impfstoff gegen das MERS-Coronavirus entwickelt, das erstmals 2012 auf der arabischen Halbinsel aufgetreten war. Er beruht auf einem harmlosen Parainfluenza-Virus, das zusätzlich ein Andockprotein aus der Hülle des MERS-Virus trägt. Versuche mit Mäusen zeigten: Schon eine einzige, über die Nase eingebrachte relativ geringe Dosis dieses Impfstoffes reichte aus, damit die Tiere vier Wochen später eine ansonsten letale Dosis von MERS-Coronaviren überleben konnten. Nach Ansicht der Forscher könnte dieser Impfstoff auch eine gute Basis zur Abwehr von COVID-19 darstellen. Dafür müsste er nur leicht angepasst werden. Er würde dann ein typisches Hüllenprotein von SARS-CoV-2 enthalten, damit das Immunsystem dagegen Antikörper entwickelt. Entsprechende Versuche an Tieren sind bereits in Vorbereitung. Die Studie ist im Fachmagazin mBio erschienen.
Quelle: mBio