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Erfurter Blutdopingaffäre weitet sich aus

In die Affäre um den Erfurter Sportmediziner Andreas Franke sind nach Recherchen der ARD-Sportschau 28 Sportler involviert. Neben zahlreichen Nachwuchssportlern soll auch das Blut hochkarätiger Spitzenathleten mit der Methode der UV-Bestrahlung behandelt worden sein.

Von Robert Kempe |
    Unter den 28 Athleten soll auch Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin Claudia Pechstein sowie 800m-Olympiasieger Nils Schumann sein. Auf Anfrage der Sportschau schickte einzig Claudia Pechstein heute eine Stellungnahme. Darin ging sie aber auf keine der zu diesem Sachverhalt gestellten Fragen ein.

    Die UV-Behandlung des Blutes kann nach den Regeln der Welt-Anti-Doping Agentur, WADA, als Verstoss geahndet werden. Der Vize-Präsident der WADA, Arne Ljungvist.

    "Im Laufe der Jahre haben wir klargestellt, dass die Einführung von Blut, Blutzellen oder blutzellenähnlichen Produkten verboten ist. Ebenso andere Infusionen ohne begründete gesundheitliche Notwendigkeit."

    Unter den 28 behandelten Athleten war auch ein ausländischer Sportler: der Jamaikaner James Beckford, Olympiazweiter im Weitsprung. Nach ARD-Informationen hatte keiner der Sportler eine medizinische Ausnahmegenehmigung, die diese Behandlung legitimiert hätte.
    In diesem Zusammenhang hat die Nationale Antidoping Agentur, NADA, erst zwei Verfahren gegen Athleten eingeleitet. Die Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann:

    "Das ist natürlich eine Größenordnung, da muss man sagen, das kommt nicht jeden Tag auf eine Nationale Antidoping Agentur zu. Ich würde auch keine Agentur der Welt kennen, die das von heute auf morgen so umsetzen und bewältigen könnte. Wir planen das intensiv, was unsere personellen Ressourcen angeht."

    Der Sportarzt Andreas Franke hatte eingeräumt, er setze die Methode der UV-Bestrahlung seit über zwanzig Jahren zur Infektbehandlung ein. Gegen Franke ermittelt die Staatsanwaltschaft Erfurt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz.

    Ins Rollen gekommen, waren die Erfurter Ermittlungen durch Erkenntnisse der Staatsanwalt-schaft München rundum die Dopingcausa der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein aus dem Jahr 2009. Dabei wurden auch Telefone abgehört, auch das von Claudia Pechstein, wie ihr Management einräumte.

    Mehrere Quellen berichten nun, laut ARD-Dopingredaktion, von einem Telefonat zweier weiblicher Personen, in dem über die Blutbehandlung gesprochen worden sein soll. Und dass man diese als Dopingverstoß werten könne, der jedoch für Fahnder nicht nachweisbar sei. Diese Aufzeichnung führte die Ermittler auf die Spur nach Erfurt.