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Erfurter Dopingskandal
Ex-Radprofi Hondo gibt Blutdoping zu

Die Dimensionen des mutmaßlichen Dopingnetzwerks um den Erfurter Arzt Mark S. werden offenbar immer größer. Jetzt hat der ehemalige deutsche Radprofi Danilo Hondo gegenüber der ARD-Dopingredaktion Doping eingestanden und war nach eigener Aussage Kunde des Arztes.

Von Josef Opfermann | 12.05.2019
Danilo Hondo als U-23 Nationaltrainer der Schweiz, 2016
Danilo Hondo, ehemaliger Radprofi, hat Blutdoping zugegeben (Jan Huebner/imago)
Danilo Hondo wirkt gelöst, als er seinen letzten Satz beendet hat. Die Lüge, die er seit 2011 mit sich rumtrug, ist raus. Auch er war Blutdoping-Kunde des Erfurter Sportmediziners Mark S.: "Wenn ich in diesen Fall verwickelt bin, muss ich dazu stehen, um das, was ich in den letzten Jahren als nicht mehr aktiver Radprofi getan habe, fortzuführen. Es wäre für mich persönlich unglaubwürdig gewesen, wenn ich abgestritten hätte, dass ich auch Kunde gewesen wäre."
Er habe sein Blut im Jahr 2011 drei bis vier Mal vom Erfurter Sportmediziner Mark S. behandeln lassen. Laut Hondo hätten die Entnahmen jeweils in einem Appartment in Frankfurt und auch in der Schweiz stattgefunden. Das Blut habe er sich dann zum Beispiel vor den Klassikern zurückführen lassen: "Ich denke, es war auf jeden Fall einmal bei Mailand-San Remo. Dann zu den Klassikern in Belgien und dann auch noch mal zur Tour de France."
"Hoffnung auf besseren Vertrag"
Insgesamt habe er für die Behandlungen rund 30.000 Euro bezahlt. Ausgangspunkt des Geständnisses war, dass Hondo nach Informationen der ARD-Dopingredaktion in einer Beschuldigtenvernehmung belastet wurde und die ARD davon berichten wollte. Daraufhin habe er beschlossen, reinen Tisch machen zu wollen. Zu den Gründen seines Dopings bei Mark S. sagt Hondo:
"Er hat mir so glaubwürdig versichert als Arzt, dass doch so viele das Doping betreiben würden, auch Blutdoping. Und zum andern war da die Hoffnung, vielleicht doch noch mal länger fahren zu können oder besser fahren zu können, um vielleicht noch mal einen besseren Vertrag zu erhaschen, um einfach noch mal Verluste aus der Vergangenheit wettzumachen."
"Keinen Sinn mehr, in den Sport reinzukommen"
Der gebürtige Cottbusser Hondo war einst erfolgreich als Rad-Sprinter - unter anderem bei den Teams Telekom und Gerolsteiner. 2005 erhielt er nach einer positiven Probe auf das Stimulanzmittel Carphedon eine umstrittene Dopingsperre. Bis heute war er als Radsport-Nationaltrainer der Schweizer Elitefahrer und der U23-Junioren aktiv. Unmittelbar nach seiner Beichte gegenüber der ARD wurde er vom Schweizer Radsportverband suspendiert. Zu seinen Plänen für die Zukunft sagt er:
"Für mich ist auch klar, dass es für mich auch keinen Sinn mehr macht, jemals noch mal zu versuchen, in den Sport reinzukommen. Denn - machen wir uns nichts vor - wenn man sich outet und so ein Fall aufkommt, kann es keine Zukunft mehr geben."
Zweiter Sportler aus Deutschland
Hondo ist damit der zweite deutsche Trainer, der im Fall Erfurt bekannt wird. Bereits am vergangenen Freitag bestätigte die Nationale Anti-Doping-Agentur Deutschland ein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Eissschnellläufer Robert Lehmann-Dolle. Danilo Hondo sagt, er bereue was er getan habe.