"Medienkultur im Wandel", schon der Titel der Tagung an der Universität Bremen macht es deutlich: Es gibt keinen Gegensatz zwischen Medien und Kultur. Medien sind ein so fester Teil der Kultur, dass die Gesellschaft jenseits der Medien nicht mehr denkbar ist. Das Wissen über Politik und aktuelle Geschehnisse kommt nicht aus der eigenen Erfahrung, sondern aus den Medien, sagt Andreas Hepp von der Universität Bremen:
"Der Begriff Medienkultur hebt darauf ab, dass die Kultur von Medien durchdrungen ist. Denken Sie an den Alltag: Man steht auf, da ist schon der Radiowecker, organisiert den Tagesablauf, der Arbeitstag, man hat einen Computerarbeitsplatz, Freizeit Kino, Computer."
Der renommierte britische Kulturwissenschaftler David Morley hat sich schon in den 80er-Jahren damit beschäftigt, welchen Einfluss soziale Faktoren auf den Medienkonsum haben. Der Einfluss der Medien auf die Gesellschaft werde überbewertet, kritisiert Morley. Überall werde behauptet, die Medien veränderten unser gesamtes Leben. Das aber sei viel zu pauschal.
"Diese Vorstellungen von einer wunderbaren Zukunft, die verbreitet werden, die gab es schon vor vielen Jahren. Das war immer schon so: Immer wenn eine neue Technologie aufkommt, dann tut jeder so, als würde die Welt sich komplett verändern und eine neues Zeitalter beginnen werde."
Natürlich, sagt David Morley, werden die neuen Medien uns verändern, aber wir müssen herausfinden, wer welche Medien unter welchen Voraussetzungen nutzt. Das geht seiner Meinung nach nur durch gute empirische Studien.
"Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem welchen sozialen, kulturellen, ethnischen, religiösen Hintergrund jemand hat. Ich finde, wir haben noch eine viel zu abstrakte und vereinheitlichte Vorstellung von dieser neuen Medienwelt. Doch wir leben in keiner Einheitswelt!. Manche Menschen sind jung, manche gebildet, jeder nutzt die Medien auf seine Art. Die haben viele Vorteile durch sie, an anderen geht die Entwicklung völlig vorbei."
Die Kommunikationswissenschaft befasst sich traditionell mit den Massenmedien und den Facetten des Journalismus. Aber das Spektrum hat sich inzwischen erweitert. Es geht jetzt auch um die Kommunikation von Mensch zu Mensch. Jeder ist theoretisch überall und jederzeit erreichbar. Das Handy ist ein Teil des Menschen.
Und es wird damit längst nicht mehr nur telefoniert: Es wird fotografiert, im Internet gesurft, es werden damit Textnachrichten abgesetzt. Die ersten Meldungen über den Einsturz des Kölner Stadtarchivs beispielsweise waren Twitter-Nachrichten.
Wikipedia, Blogs, Twitter: Das sind die neuen Formen. Jeder kann sich in die Medien hineinprojizieren. Verändert sich damit die Kultur? Für Friedrich Krotz von der Universität Erfurt hängt alles mit allem zusammen.
"Was ist Kultur? Der Sinn von Handeln. Diese Konstruktionen verändern sich dadurch, dass sie sich auf die neuen Medien beziehen, dadurch entstehen neue Gemeinschaftsverhältnisse, dadurch entstehen andere Verknüpfungen, Ketten, man denkt anders, man nimmt anders wahr."
Die heute 20-Jährigen sind anders sozialisiert als die heute 60-Jährigen, sagt Friedlich Krotz. Die Veränderung bedeute für die Kommunikationswissenschaft, dass sie ihren Zweck überdenken und neu bestimmen müsse:
"Wem soll sie dienen? Wir müssen nicht nur die Forschung machen, die die Rundfunkveranstalter, Zeitungen, Werbeindustrie interessiert. Sondern die Zivilgesellschaft muss kommunizieren, Entscheidungen treffen, wie machen wir das? Wie können wir die Leute befähigen, die Medien zu nutzen, dass sie zu einem sinnvollen Leben beitragen."
Vor allem junge Menschen nutzen Informationsmedien anders und sie vernetzen sich. Wenn sie sich verabreden, dann geschieht das über das sogenannte "social web". Sie nutzen Plattformen wir Facebook, Schüler-VZ, um sich zu präsentieren. Sie schauen mal schnell etwas bei Wikipedia, oder YouTube nach. Informations- und Beziehungsmanagement, so nennen das Wissenschafter. Ingrid Paus-Hasebrink von der Universität Salzburg hat untersucht, wie diese Medien der Identitätsfindung dienen:
"Jugendliche haben es mit besonderen Herausforderungen zu tun, wie sehr sie
ihre Identität aufbauen können, dazu brauchen sie Struktur und Stabilität."
Alle nutzen das soziale Netz für ihre Belange. Die einen wollen einfach nur dabei sein, andere brauchen das soziale Netz, um eine Idealvorstellung von sich zu präsentieren oder um sich einfach nur zu verabreden. Auch Uwe Hasebrink vom Hans Bredow-Institut in Hamburg hat an der Studie mitgearbeitet und sein Fazit:
"Das 'social web' ist ein integraler Bestandteil der Medienlandschaft, selbstverständlich wie das Telefon ein Bestandteil geworden, mit wenig Aufhebens wird das ganz selbstverständlich kombiniert."
Uwe Hasebrink wollte wissen, wie Jugendliche das Internet mit traditionellen Medien wie Zeitung oder Radio kombinieren. Der hartnäckige Glaube, die neuen Medien verdrängten die alten, könnte jedenfalls nicht aufrecht erhalten werden. Wer ohnehin öfter zu Zeitung und Buch greift, der wird sich im Internet sehr wahrscheinlich auf Nachrichtenseiten und bei Wikipedia informieren.
Dass Informationen allgegenwärtig sind, hat auch damit zu tun, dass immer mehr Cafés einen "Wireless-Lan-Zugang" anbieten. Das heißt, wer seinen Laptop im Café dabei hat, kann damit ins Internet. Das beeinflusst das Stadtbild. Maren Hartmann von der Universität der Künste Berlin hat zum Beispiel untersucht, wie sich die Cafékultur ändert, wenn es dort einen drahtlosen Internetzugang gibt.
"Man hat ja die Vorstellung, ein Café ist ein öffentlicher Ort, in dem Austausch stattfindet, aber das ist auch eine Idealvorstellung, denn nicht jeder der im Café ist, unterhält sich auch mit anderen. Aber klar ist: Laptop ist Arbeit, dass das eindringt. Man ist am Bildschirm, kann sich abschotten. Aber es ist kein Muss, viele gehen gerade in ein Café, um ein soziales Umfeld zu sein."
"Der Begriff Medienkultur hebt darauf ab, dass die Kultur von Medien durchdrungen ist. Denken Sie an den Alltag: Man steht auf, da ist schon der Radiowecker, organisiert den Tagesablauf, der Arbeitstag, man hat einen Computerarbeitsplatz, Freizeit Kino, Computer."
Der renommierte britische Kulturwissenschaftler David Morley hat sich schon in den 80er-Jahren damit beschäftigt, welchen Einfluss soziale Faktoren auf den Medienkonsum haben. Der Einfluss der Medien auf die Gesellschaft werde überbewertet, kritisiert Morley. Überall werde behauptet, die Medien veränderten unser gesamtes Leben. Das aber sei viel zu pauschal.
"Diese Vorstellungen von einer wunderbaren Zukunft, die verbreitet werden, die gab es schon vor vielen Jahren. Das war immer schon so: Immer wenn eine neue Technologie aufkommt, dann tut jeder so, als würde die Welt sich komplett verändern und eine neues Zeitalter beginnen werde."
Natürlich, sagt David Morley, werden die neuen Medien uns verändern, aber wir müssen herausfinden, wer welche Medien unter welchen Voraussetzungen nutzt. Das geht seiner Meinung nach nur durch gute empirische Studien.
"Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem welchen sozialen, kulturellen, ethnischen, religiösen Hintergrund jemand hat. Ich finde, wir haben noch eine viel zu abstrakte und vereinheitlichte Vorstellung von dieser neuen Medienwelt. Doch wir leben in keiner Einheitswelt!. Manche Menschen sind jung, manche gebildet, jeder nutzt die Medien auf seine Art. Die haben viele Vorteile durch sie, an anderen geht die Entwicklung völlig vorbei."
Die Kommunikationswissenschaft befasst sich traditionell mit den Massenmedien und den Facetten des Journalismus. Aber das Spektrum hat sich inzwischen erweitert. Es geht jetzt auch um die Kommunikation von Mensch zu Mensch. Jeder ist theoretisch überall und jederzeit erreichbar. Das Handy ist ein Teil des Menschen.
Und es wird damit längst nicht mehr nur telefoniert: Es wird fotografiert, im Internet gesurft, es werden damit Textnachrichten abgesetzt. Die ersten Meldungen über den Einsturz des Kölner Stadtarchivs beispielsweise waren Twitter-Nachrichten.
Wikipedia, Blogs, Twitter: Das sind die neuen Formen. Jeder kann sich in die Medien hineinprojizieren. Verändert sich damit die Kultur? Für Friedrich Krotz von der Universität Erfurt hängt alles mit allem zusammen.
"Was ist Kultur? Der Sinn von Handeln. Diese Konstruktionen verändern sich dadurch, dass sie sich auf die neuen Medien beziehen, dadurch entstehen neue Gemeinschaftsverhältnisse, dadurch entstehen andere Verknüpfungen, Ketten, man denkt anders, man nimmt anders wahr."
Die heute 20-Jährigen sind anders sozialisiert als die heute 60-Jährigen, sagt Friedlich Krotz. Die Veränderung bedeute für die Kommunikationswissenschaft, dass sie ihren Zweck überdenken und neu bestimmen müsse:
"Wem soll sie dienen? Wir müssen nicht nur die Forschung machen, die die Rundfunkveranstalter, Zeitungen, Werbeindustrie interessiert. Sondern die Zivilgesellschaft muss kommunizieren, Entscheidungen treffen, wie machen wir das? Wie können wir die Leute befähigen, die Medien zu nutzen, dass sie zu einem sinnvollen Leben beitragen."
Vor allem junge Menschen nutzen Informationsmedien anders und sie vernetzen sich. Wenn sie sich verabreden, dann geschieht das über das sogenannte "social web". Sie nutzen Plattformen wir Facebook, Schüler-VZ, um sich zu präsentieren. Sie schauen mal schnell etwas bei Wikipedia, oder YouTube nach. Informations- und Beziehungsmanagement, so nennen das Wissenschafter. Ingrid Paus-Hasebrink von der Universität Salzburg hat untersucht, wie diese Medien der Identitätsfindung dienen:
"Jugendliche haben es mit besonderen Herausforderungen zu tun, wie sehr sie
ihre Identität aufbauen können, dazu brauchen sie Struktur und Stabilität."
Alle nutzen das soziale Netz für ihre Belange. Die einen wollen einfach nur dabei sein, andere brauchen das soziale Netz, um eine Idealvorstellung von sich zu präsentieren oder um sich einfach nur zu verabreden. Auch Uwe Hasebrink vom Hans Bredow-Institut in Hamburg hat an der Studie mitgearbeitet und sein Fazit:
"Das 'social web' ist ein integraler Bestandteil der Medienlandschaft, selbstverständlich wie das Telefon ein Bestandteil geworden, mit wenig Aufhebens wird das ganz selbstverständlich kombiniert."
Uwe Hasebrink wollte wissen, wie Jugendliche das Internet mit traditionellen Medien wie Zeitung oder Radio kombinieren. Der hartnäckige Glaube, die neuen Medien verdrängten die alten, könnte jedenfalls nicht aufrecht erhalten werden. Wer ohnehin öfter zu Zeitung und Buch greift, der wird sich im Internet sehr wahrscheinlich auf Nachrichtenseiten und bei Wikipedia informieren.
Dass Informationen allgegenwärtig sind, hat auch damit zu tun, dass immer mehr Cafés einen "Wireless-Lan-Zugang" anbieten. Das heißt, wer seinen Laptop im Café dabei hat, kann damit ins Internet. Das beeinflusst das Stadtbild. Maren Hartmann von der Universität der Künste Berlin hat zum Beispiel untersucht, wie sich die Cafékultur ändert, wenn es dort einen drahtlosen Internetzugang gibt.
"Man hat ja die Vorstellung, ein Café ist ein öffentlicher Ort, in dem Austausch stattfindet, aber das ist auch eine Idealvorstellung, denn nicht jeder der im Café ist, unterhält sich auch mit anderen. Aber klar ist: Laptop ist Arbeit, dass das eindringt. Man ist am Bildschirm, kann sich abschotten. Aber es ist kein Muss, viele gehen gerade in ein Café, um ein soziales Umfeld zu sein."