Kurator Jakub Deka: " Die Geschichte, die wir in dieser Ausstellung erzählen, fängt am 1. September 1939 an mit dem Überfall des Dritten Reiches auf Polen, und dann im September wurde Polen ebenfalls von der östlichen Seite, von der Sowjetunion angegriffen, und nach ungefähr einem Monat wurde das ganze Land besetzt und neu aufgeteilt. (006) Kurz nach dem Angriff begann die Anwerbung der Arbeitskräfte für die deutsche Wirtschaft, also zunächst versuchte man die Freiwilligen zu finden, die bereit wären, in Deutschland zu arbeiten. Das gelang den Besatzungsmächten nicht allzu gut, und musste man ziemlich schnell zu härteren Maßnahmen greifen, dass man die Leute irgendwie auf verschiedene Art und Weise festnimmt und nach Deutschland deportiert."
Während des Zweiten Weltkrieges wurden nach Schätzungen der Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung" insgesamt 2,5 bis 3 Millionen polnischer Männer, Frauen und Kinder nach Deutschland deportiert und hier zur Arbeit gezwungen. Einer von ihnen war Stanislaw Kosik, damals 12 Jahre alt.
" Ich bin geboren in Balygrud bei Lemberg und mein Vater war Grenzbeamter. Und wenn die Deutschen kamen, da haben sie meinen Vater ins Gestapo genommen, und wir - meine Mutter, mein Bruder ist hier auch - und die haben uns gesagt, für euch Polen bleibt nur Spaten. Nur mit Spaten arbeiten. Ich durfte keinen Beruf lernen, und in die Oberschule durfte ich auch nicht gehen. Dort habe ich gearbeitet bis März 1945."
Stanislaw Kosik hat überlebt. Der heute achtzigjährige pensionierte Hauptbuchhalter gehört zu den Zeitzeugen, die zur Eröffnung der Ausstellung nach Berlin gereist sind. Jakub Deka erinnerte daran, warum polnische Zivilisten nach Deutschland verschleppt wurden:
" In Deutschland fehlte es an Arbeitskraft, weil viele Männer bei der Wehrmacht waren, und man musste einfach "Fremdvölkische", wie man sie damals nannte, zur Arbeit einziehen, und man hat einfach aus den eroberten Gebieten - nicht nur in Polen, sondern im überwiegenden Teil Europas - die Arbeitskräfte gesucht, die man nach Deutschland verschleppte. Wenn es um die polnischen Zwangsarbeiter geht, dann wurden die meisten - ungefähr 60 Prozent - in der Landwirtschaft eingesetzt, 10 Prozent waren in Konzentrationslagern und anderen Haftstätten und ungefähr 20 Prozent in der deutschen Industrie."
Der Ausstellungsort in Berlin ist ein Zwangsarbeiterlager, das im Zusammenhang mit den Plänen für Albert Speers gigantisches Projekt "Reichshauptstadt Germania" errichtet wurde. 1943 zogen hier die ersten Arbeitssklaven ein. Nach dem Krieg wurden die Baracken anderweitig genutzt, wie Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums "NS Zwangsarbeit", weiß.
" Das ehemalige Zwangsarbeiterlager hier in Schöneweide wurde ja nach Kriegsende weiter genutzt von ganz verschiedenen Einrichtungen. Auf diesem Teil des Geländes befand sich ein Impfstoffinstitut, auf dem anderen Teil des Geländes wurde schon sehr früh eine Sauna, eine Kindertagesstätte, eine Kegelgaststätte, ein Autohaus und so weiter errichtet, Anfang der neunziger Jahre ist das Impfstoffinstitut hier aus diesem Teil des Geländes ausgezogen, und im Zuge von Sanierungen und Überlegungen für diesen Bezirk Niederschöneweide ist die Geschichte dieses historischen Ortes in gewissem Sinne wiederentdeckt worden."
Das Dokumentationszentrum hat die Aufgabe, am authentischen Ort an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu erinnern. Die nun eröffnete Ausstellung zeigt Fotos, Plakate, Flugblätter, aber auch Briefe, die an die Heimat gerichtet waren. Jakub Deka:
" Die Korrespondenz aus dem Konzentrationslager, die wurde zensiert und ist in deutscher Sprache. Also, die Häftlinge, wenn sie an ihre Familien geschrieben haben, haben das auf Deutsch gemacht. Nicht selber, sondern da gab es Personen, die das gemacht haben. Und in den meisten Briefen kann man lesen, dass die Bedingungen in diesem Lager gut waren, was nicht stimmte."
Die meisten Bilder in der Ausstellung stammen aus Ausweisen oder sind Andenken für die in Polen gebliebenen Familien. Die Fotos, auf denen arbeitende Menschen zu sehen sind, wurden vor allem von den Deutschen gemacht. Sie fotografierten auch Kinder, von denen die Rassenkundler meinten, man könne sie "germanisieren". Einige dieser Kinder wurden als billige Arbeitskräfte an deutsche Familien weitergereicht. Andere kamen in Lebensborn-Heime und einer strengen Umerziehung unterworfen. Ein Kapitel der Ausstellung zeigt die Nachkriegszeit. Jakub Deka:
" Für die Leute aus dem Osten stellte sich die Frage, ob sie nach Hause zurückkommen sollten oder ob sie auswandern. Damals haben die natürlich großes Heimweh, viele haben erfahren, dass die Lebensbedingungen, die Situation in Polen so aussieht, dass die sowjetischen Truppen dort waren und viele haben sich entschlossen, doch im Westen zu bleiben. Meistens nicht in Deutschland, sondern sind nach Großbritannien oder nach Amerika ausgewandert."
Während des Zweiten Weltkrieges wurden nach Schätzungen der Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung" insgesamt 2,5 bis 3 Millionen polnischer Männer, Frauen und Kinder nach Deutschland deportiert und hier zur Arbeit gezwungen. Einer von ihnen war Stanislaw Kosik, damals 12 Jahre alt.
" Ich bin geboren in Balygrud bei Lemberg und mein Vater war Grenzbeamter. Und wenn die Deutschen kamen, da haben sie meinen Vater ins Gestapo genommen, und wir - meine Mutter, mein Bruder ist hier auch - und die haben uns gesagt, für euch Polen bleibt nur Spaten. Nur mit Spaten arbeiten. Ich durfte keinen Beruf lernen, und in die Oberschule durfte ich auch nicht gehen. Dort habe ich gearbeitet bis März 1945."
Stanislaw Kosik hat überlebt. Der heute achtzigjährige pensionierte Hauptbuchhalter gehört zu den Zeitzeugen, die zur Eröffnung der Ausstellung nach Berlin gereist sind. Jakub Deka erinnerte daran, warum polnische Zivilisten nach Deutschland verschleppt wurden:
" In Deutschland fehlte es an Arbeitskraft, weil viele Männer bei der Wehrmacht waren, und man musste einfach "Fremdvölkische", wie man sie damals nannte, zur Arbeit einziehen, und man hat einfach aus den eroberten Gebieten - nicht nur in Polen, sondern im überwiegenden Teil Europas - die Arbeitskräfte gesucht, die man nach Deutschland verschleppte. Wenn es um die polnischen Zwangsarbeiter geht, dann wurden die meisten - ungefähr 60 Prozent - in der Landwirtschaft eingesetzt, 10 Prozent waren in Konzentrationslagern und anderen Haftstätten und ungefähr 20 Prozent in der deutschen Industrie."
Der Ausstellungsort in Berlin ist ein Zwangsarbeiterlager, das im Zusammenhang mit den Plänen für Albert Speers gigantisches Projekt "Reichshauptstadt Germania" errichtet wurde. 1943 zogen hier die ersten Arbeitssklaven ein. Nach dem Krieg wurden die Baracken anderweitig genutzt, wie Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums "NS Zwangsarbeit", weiß.
" Das ehemalige Zwangsarbeiterlager hier in Schöneweide wurde ja nach Kriegsende weiter genutzt von ganz verschiedenen Einrichtungen. Auf diesem Teil des Geländes befand sich ein Impfstoffinstitut, auf dem anderen Teil des Geländes wurde schon sehr früh eine Sauna, eine Kindertagesstätte, eine Kegelgaststätte, ein Autohaus und so weiter errichtet, Anfang der neunziger Jahre ist das Impfstoffinstitut hier aus diesem Teil des Geländes ausgezogen, und im Zuge von Sanierungen und Überlegungen für diesen Bezirk Niederschöneweide ist die Geschichte dieses historischen Ortes in gewissem Sinne wiederentdeckt worden."
Das Dokumentationszentrum hat die Aufgabe, am authentischen Ort an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu erinnern. Die nun eröffnete Ausstellung zeigt Fotos, Plakate, Flugblätter, aber auch Briefe, die an die Heimat gerichtet waren. Jakub Deka:
" Die Korrespondenz aus dem Konzentrationslager, die wurde zensiert und ist in deutscher Sprache. Also, die Häftlinge, wenn sie an ihre Familien geschrieben haben, haben das auf Deutsch gemacht. Nicht selber, sondern da gab es Personen, die das gemacht haben. Und in den meisten Briefen kann man lesen, dass die Bedingungen in diesem Lager gut waren, was nicht stimmte."
Die meisten Bilder in der Ausstellung stammen aus Ausweisen oder sind Andenken für die in Polen gebliebenen Familien. Die Fotos, auf denen arbeitende Menschen zu sehen sind, wurden vor allem von den Deutschen gemacht. Sie fotografierten auch Kinder, von denen die Rassenkundler meinten, man könne sie "germanisieren". Einige dieser Kinder wurden als billige Arbeitskräfte an deutsche Familien weitergereicht. Andere kamen in Lebensborn-Heime und einer strengen Umerziehung unterworfen. Ein Kapitel der Ausstellung zeigt die Nachkriegszeit. Jakub Deka:
" Für die Leute aus dem Osten stellte sich die Frage, ob sie nach Hause zurückkommen sollten oder ob sie auswandern. Damals haben die natürlich großes Heimweh, viele haben erfahren, dass die Lebensbedingungen, die Situation in Polen so aussieht, dass die sowjetischen Truppen dort waren und viele haben sich entschlossen, doch im Westen zu bleiben. Meistens nicht in Deutschland, sondern sind nach Großbritannien oder nach Amerika ausgewandert."