Wenn man hineinfährt, wird einem freundlich der Weg gewiesen, beim Hinausfahren salutiert der Wachposten vor dem Journalisten; seltsames Gefühl. Eine Ausstellung innerhalb eines Kasernengeländes ist immer noch ungewöhnlich, zumal sie über bloße Traditionspflege hinausgeht. In Sigmaringen, in der Stauffenberg-Kaserne, will man des Widerstands gegen die Nazis gedenken, andererseits aber durchaus die schillernde und widersprüchliche Figur des Claus von Stauffenberg sichtbar machen.
Das ganze Unternehmen signalisiert einen Wandel im Selbstbild der Bundeswehr, der in den Sechiger Jahren ganz vorsichtig begann: Der damalige Generalinspekteur Heusinger benannte systematisch Kasernen nach Angehörigen des militärischen Widerstands - sehr zum Unwillen der vielen altgedienten Wehrmachts-Offiziere, die bei der Bundeswehr angeheuert hatten und Stauffenberg und Co. als Verräter empfanden.
Heute sieht man das ein bisschen anders, und man sucht den Kontakt zur Zivilgesellschaft. Die Ausstellung, die der Oberstleutnant a.D. Thomas Krause eingerichtet hat, präsentiert zwar auch militärische Fetische wie den Ehrensäbel, den Stauffenberg als Jahrgangsbester seines Offizierslehrgangs bekam, aber man gibt sich politisch problembewusst. Hier wird der Weg eines Adeligen nachvollzogen, Nachfahre des preußischen Heeresreformers Gneisenau, der sich als Elite empfand. Eine fremde Welt, sagt Thomas Krause:
"Ich denke, das muss man aus der Zeit heraus sehen, wenn Stauffenberg auch kein Demokrat und Republikaner war: Er war überzeugt davon, die Berufenen, die Besten müssten die Dinge politisch und kulturell für die anderen regeln. Im positiven Sinne war er Aristokrat."
Und eben eine politisch komplizierte, charmante, lebensfreudige Persönlichkeit, Macher und Monarchist, im Benehmen locker und salopp, unkonventionell, das Gegenteil des kadavergehorsamen Militärs. Die Ausstellung vollzieht Stauffenbergs Weg nach: Kindheit am Hof des Württembergischen Königs in Stuttgart, oft kränklich, tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben, humanistisches Gymnasium, als Jüngling Mitglied im George-Kreis, dessen Gedichte auf Kopfhörer mit bebender Stimme rezitiert werden, ein Brief Stauffenbergs an den Dichter beginnt mit "geliebter Meister", dann die rasante militärische Karriere.
Die Dokumente kommen oft aus Militärarchiven, die Realien meist aus Familienbesitz, Ahnengalerie in Öl, Orden, Waffen, Fotos und Truppentagebücher; auch zeitgeschichtliche Exponate wie Teile der "Luftsicht-Tarnung des Führerhauptquartiers Wolfsschanze" hat man aufgetrieben. Der Krieg wird plastisch durch ein "Operations-Hauptbesteck" der Firma Aesculap, wie es im Feldlazarett verwendet wurde, offenbar ziemlich oft - das Exponat trägt die Nummer 22008.
Auch Stauffenberg wurde nach seiner schweren Verwundung in Tunesien ein Unterarm amputiert; mit den verbliebenen drei Fingern der linken Hand lernte er das Schreiben neu. Zum Widerstand gegen Hitler hatte er sich schon während seiner Zeit im Generalstab in Ostpreußen entschlossen, als er zwischen 1940 und 1942 oft an die Ostfront fuhr und von den Massenmorden im Hinterland erfuhr. Schon die Reichskristallnacht, Pogromnacht hatte er als "Schmach für Deutschland" empfunden. An diesem eher überpolitischen Ehrgefühl entzündete sich der Widerstand; und an der Kameradschaft. Manche machten mit, weil man im selben Regiment gewesen war. Die traditionelle Hubertusjagd von Stauffenbergs Bamberger Reiterregiment fand noch bis 1943 statt.
Das wirkt für den Außenstehenden bizarr, aber es ist ein Verdienst dieser Ausstellung, nicht nur Militaria aufzuhäufen, sondern die Ambivalenzen Stauffenbergs sichtbar zu machen. Der bekannte sich zwar zum Rechtsstaat, aber er verachtete die "Gleichheitslüge" und beugte sich "naturgegebenen Rängen", wie er schrieb. Das ist hochproblematisch. Kurator Krause sieht Stauffenbergs Bedeutung für die Bundeswehr freilich anderswo:
"Ich denke, dass die Frage, die Stauffenberg bewegt hat, nämlich bis zu welchem Punkt sind Befehle von Soldaten auszuführen und ab wo dürfen sie nicht mehr ausgeführt werden, von ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat, denn gerade die Bundeswehr der Gegenwart, die ja eine Armee im Einsatz ist, schickt ihre Soldaten in Situationen, in denen genau diese Frage im Vorfeld sehr sorgfältig bedacht sein muss."
Das ganze Unternehmen signalisiert einen Wandel im Selbstbild der Bundeswehr, der in den Sechiger Jahren ganz vorsichtig begann: Der damalige Generalinspekteur Heusinger benannte systematisch Kasernen nach Angehörigen des militärischen Widerstands - sehr zum Unwillen der vielen altgedienten Wehrmachts-Offiziere, die bei der Bundeswehr angeheuert hatten und Stauffenberg und Co. als Verräter empfanden.
Heute sieht man das ein bisschen anders, und man sucht den Kontakt zur Zivilgesellschaft. Die Ausstellung, die der Oberstleutnant a.D. Thomas Krause eingerichtet hat, präsentiert zwar auch militärische Fetische wie den Ehrensäbel, den Stauffenberg als Jahrgangsbester seines Offizierslehrgangs bekam, aber man gibt sich politisch problembewusst. Hier wird der Weg eines Adeligen nachvollzogen, Nachfahre des preußischen Heeresreformers Gneisenau, der sich als Elite empfand. Eine fremde Welt, sagt Thomas Krause:
"Ich denke, das muss man aus der Zeit heraus sehen, wenn Stauffenberg auch kein Demokrat und Republikaner war: Er war überzeugt davon, die Berufenen, die Besten müssten die Dinge politisch und kulturell für die anderen regeln. Im positiven Sinne war er Aristokrat."
Und eben eine politisch komplizierte, charmante, lebensfreudige Persönlichkeit, Macher und Monarchist, im Benehmen locker und salopp, unkonventionell, das Gegenteil des kadavergehorsamen Militärs. Die Ausstellung vollzieht Stauffenbergs Weg nach: Kindheit am Hof des Württembergischen Königs in Stuttgart, oft kränklich, tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben, humanistisches Gymnasium, als Jüngling Mitglied im George-Kreis, dessen Gedichte auf Kopfhörer mit bebender Stimme rezitiert werden, ein Brief Stauffenbergs an den Dichter beginnt mit "geliebter Meister", dann die rasante militärische Karriere.
Die Dokumente kommen oft aus Militärarchiven, die Realien meist aus Familienbesitz, Ahnengalerie in Öl, Orden, Waffen, Fotos und Truppentagebücher; auch zeitgeschichtliche Exponate wie Teile der "Luftsicht-Tarnung des Führerhauptquartiers Wolfsschanze" hat man aufgetrieben. Der Krieg wird plastisch durch ein "Operations-Hauptbesteck" der Firma Aesculap, wie es im Feldlazarett verwendet wurde, offenbar ziemlich oft - das Exponat trägt die Nummer 22008.
Auch Stauffenberg wurde nach seiner schweren Verwundung in Tunesien ein Unterarm amputiert; mit den verbliebenen drei Fingern der linken Hand lernte er das Schreiben neu. Zum Widerstand gegen Hitler hatte er sich schon während seiner Zeit im Generalstab in Ostpreußen entschlossen, als er zwischen 1940 und 1942 oft an die Ostfront fuhr und von den Massenmorden im Hinterland erfuhr. Schon die Reichskristallnacht, Pogromnacht hatte er als "Schmach für Deutschland" empfunden. An diesem eher überpolitischen Ehrgefühl entzündete sich der Widerstand; und an der Kameradschaft. Manche machten mit, weil man im selben Regiment gewesen war. Die traditionelle Hubertusjagd von Stauffenbergs Bamberger Reiterregiment fand noch bis 1943 statt.
Das wirkt für den Außenstehenden bizarr, aber es ist ein Verdienst dieser Ausstellung, nicht nur Militaria aufzuhäufen, sondern die Ambivalenzen Stauffenbergs sichtbar zu machen. Der bekannte sich zwar zum Rechtsstaat, aber er verachtete die "Gleichheitslüge" und beugte sich "naturgegebenen Rängen", wie er schrieb. Das ist hochproblematisch. Kurator Krause sieht Stauffenbergs Bedeutung für die Bundeswehr freilich anderswo:
"Ich denke, dass die Frage, die Stauffenberg bewegt hat, nämlich bis zu welchem Punkt sind Befehle von Soldaten auszuführen und ab wo dürfen sie nicht mehr ausgeführt werden, von ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat, denn gerade die Bundeswehr der Gegenwart, die ja eine Armee im Einsatz ist, schickt ihre Soldaten in Situationen, in denen genau diese Frage im Vorfeld sehr sorgfältig bedacht sein muss."