Wir sind in einem kleinen Park nahe der Carroll Street in Brooklyn verabredet. Becky Cooper verspätet sich ein wenig und schiebt es lachend auf ihr eigenes Buch. Die darin gesammelten Stadtpläne seien zur Orientierung nun mal nicht wirklich geeignet.
"Die ganzen emotionalen Landkarten in meinem Buch helfen Dir herzlich wenig, um in New York von A nach B zu kommen. Und ich verlauf mich sowieso schon ständig."
Die Idee zum Buch kam der 25-Jährigen bei einem Ferienjob, bei dem ihre Aufgabe darin bestand, einen thematischen Stadtplan von Manhattan anzufertigen mit dem Schwerpunkt Kunst.
"Ich war völlig frustriert, einerseits wollte ich so viele Infos wie möglich in meine Karte packen und gleichzeitig hab ich gemerkt, wie subjektiv meine Auswahl ist. Und da kam der Gedanke: Wär es nicht genial, wenn nicht ICH diese Entscheidung treffen würde, sondern alle New Yorker zu Kartenmachern würden? "
In mühevoller Kleinarbeit fertigte Becky 3000 Blanko-Stadtpläne von Manhattan mit einer Druckerpresse an, auf denen als Orientierungspunkte nur der Broadway und der Central Park vorgegeben waren. Das New Yorker Gitternetz hatte Becky beim Drucken ins Papier gepresst, sodass es kaum sichtbar, dafür aber zu ertasten war.
"Wenn ich einfach nullachtfünfzehn Kopien verteilt hätte, dann wär das wenig inspirierend gewesen. Ich wollte, dass die Leute sehen: 'Hey, da hat sich jemand Mühe gegeben. Ich werde mir auch Mühe geben.' Und wann bekommt man heute schon noch handbedruckte Dinge, außer vielleicht bei Hochzeitseinladungen."
Beckys Plan ging auf. Auf einem 22-Kilometer–Gewaltmarsch den gesamten Broadway runter bis zum Battery Park verteilte sie ihre handgedruckten Karten-Rohlinge an Banker und Obdachlose, Touristen, Polizisten und Straßenreiniger.
Die Resonanz war gewaltig.
"Ich war ganz gerührt, nicht nur von den Karten selbst, sondern auch von der Tatsache, dass sich diese Leute so viel Zeit genommen haben für ein Projekt einer völlig fremden Person. Ausgerechnet New Yorker haben doch sonst den Ruf, sich nur um sich selbst zu drehen. "
Es wäre naheliegend gewesen, aus Beckys Projekt ein Smartphone-App zu machen oder das Buch als E-Book zu veröffentlichen, digital statt analog. Aber genau das wollte Becky eben nicht und hat scheinbar genau damit den Nerv der New Yorker getroffen.
"Ich wollte etwas zum Anfassen schaffen. Auf der letzten Seite ist außerdem ein Blanko-Exemplar, ein bisschen wie ein Tagebuch, das Du mit Deinem eigenen Manhattan füllen kannst. Mit einem E-Book wär das alles nicht möglich."
Ein Großteil der Karten kam anonym zurück, sodass auch Becky nur Vermutungen anstellen kann über ihre Macher. Wer ist der Mensch, der diesen Stadtplan angefertigt hat?
"Auf einer Karte hat jemand folgende Orte eingetragen: 'Kompliment bekommen, dass ich gut küsse!' – 'Schwulenbar' und beim nächsten Kreuzchen steht 'Flotter Dreier'. Ich vermute, dass dieser Stadtplan von einem Typen stammt, aber sicher ist wohl nur, dass die Person Männer mag."
Das Faszinierende an jeder einzelnen Karte ist die Kombination aus altbekanntem klassischen Stadtplanformat und den ganz individuellen Erfahrungen der Kartenmacher. Auch New York-Legende Yoko Ono hat eine Karte beigesteuert. Auf der stehen nur die beiden Worte "Memory Lane" geschrieben, gefolgt von einem violetten Herzen.
Vielleicht, so hofft Becky Cooper, schafft es ihre "Map-your-Memories"-Idee bald auch nach Paris und Berlin.
"Mapping Manhattan" - Projekt der Autorin Becky Cooper
"Die ganzen emotionalen Landkarten in meinem Buch helfen Dir herzlich wenig, um in New York von A nach B zu kommen. Und ich verlauf mich sowieso schon ständig."
Die Idee zum Buch kam der 25-Jährigen bei einem Ferienjob, bei dem ihre Aufgabe darin bestand, einen thematischen Stadtplan von Manhattan anzufertigen mit dem Schwerpunkt Kunst.
"Ich war völlig frustriert, einerseits wollte ich so viele Infos wie möglich in meine Karte packen und gleichzeitig hab ich gemerkt, wie subjektiv meine Auswahl ist. Und da kam der Gedanke: Wär es nicht genial, wenn nicht ICH diese Entscheidung treffen würde, sondern alle New Yorker zu Kartenmachern würden? "
In mühevoller Kleinarbeit fertigte Becky 3000 Blanko-Stadtpläne von Manhattan mit einer Druckerpresse an, auf denen als Orientierungspunkte nur der Broadway und der Central Park vorgegeben waren. Das New Yorker Gitternetz hatte Becky beim Drucken ins Papier gepresst, sodass es kaum sichtbar, dafür aber zu ertasten war.
"Wenn ich einfach nullachtfünfzehn Kopien verteilt hätte, dann wär das wenig inspirierend gewesen. Ich wollte, dass die Leute sehen: 'Hey, da hat sich jemand Mühe gegeben. Ich werde mir auch Mühe geben.' Und wann bekommt man heute schon noch handbedruckte Dinge, außer vielleicht bei Hochzeitseinladungen."
Beckys Plan ging auf. Auf einem 22-Kilometer–Gewaltmarsch den gesamten Broadway runter bis zum Battery Park verteilte sie ihre handgedruckten Karten-Rohlinge an Banker und Obdachlose, Touristen, Polizisten und Straßenreiniger.
Die Resonanz war gewaltig.
"Ich war ganz gerührt, nicht nur von den Karten selbst, sondern auch von der Tatsache, dass sich diese Leute so viel Zeit genommen haben für ein Projekt einer völlig fremden Person. Ausgerechnet New Yorker haben doch sonst den Ruf, sich nur um sich selbst zu drehen. "
Es wäre naheliegend gewesen, aus Beckys Projekt ein Smartphone-App zu machen oder das Buch als E-Book zu veröffentlichen, digital statt analog. Aber genau das wollte Becky eben nicht und hat scheinbar genau damit den Nerv der New Yorker getroffen.
"Ich wollte etwas zum Anfassen schaffen. Auf der letzten Seite ist außerdem ein Blanko-Exemplar, ein bisschen wie ein Tagebuch, das Du mit Deinem eigenen Manhattan füllen kannst. Mit einem E-Book wär das alles nicht möglich."
Ein Großteil der Karten kam anonym zurück, sodass auch Becky nur Vermutungen anstellen kann über ihre Macher. Wer ist der Mensch, der diesen Stadtplan angefertigt hat?
"Auf einer Karte hat jemand folgende Orte eingetragen: 'Kompliment bekommen, dass ich gut küsse!' – 'Schwulenbar' und beim nächsten Kreuzchen steht 'Flotter Dreier'. Ich vermute, dass dieser Stadtplan von einem Typen stammt, aber sicher ist wohl nur, dass die Person Männer mag."
Das Faszinierende an jeder einzelnen Karte ist die Kombination aus altbekanntem klassischen Stadtplanformat und den ganz individuellen Erfahrungen der Kartenmacher. Auch New York-Legende Yoko Ono hat eine Karte beigesteuert. Auf der stehen nur die beiden Worte "Memory Lane" geschrieben, gefolgt von einem violetten Herzen.
Vielleicht, so hofft Becky Cooper, schafft es ihre "Map-your-Memories"-Idee bald auch nach Paris und Berlin.
"Mapping Manhattan" - Projekt der Autorin Becky Cooper