Wenn ihnen bei diesen Tönen der legendären Florence Foster Jenkins nichts Besonderes aufgefallen ist, dann können Sie sich möglicherweise gleich als Versuchsperson bei Allen Braun, Neurologe beim "Staatlichen Institut für Taubheit und andere Kommunikationsstörungen" im US-amerikanischen Bethesda anmelden:
"Wir beschäftigen uns mit der sogenannten "Melodientaubheit". Das ist eine Störung der höheren zentralen auditorischen Verarbeitung, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, melodische Muster, Melodien - eben Musik adäquat wahrzunehmen. Ihr Gehör ist normal, sie können die Noten hören und bekommen jede einzelne mit, aber sie können nichts über Tonhöhenunterschiede sagen - wie sich die Tonhöhen im Melodieverlauf verändern. Und infolgedessen können sie Musik nicht so genießen, wie es normale Menschen typischerweise können."
Diese Störung kommt gar nicht einmal so selten vor, schätzungsweise zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Daher fanden die Neurologen mit einem vorgeschalteten Hörtest auch recht schnell sieben Melodietaube und baten sie zusammen mit zehn Vergleichspersonen ins Labor. Zunächst wurden alle ein wenig verkabelt: Die Forscher wollten nämlich die Hirnströme der Probanden per EEG überwachen. Und dann gab es bekannte Melodien zu hören: Einmal richtig, und einmal mit falschem Schlusston.
Bei den normal hörenden Testpersonen machte es an dieser Stelle "Hoppla": Im EEG zeigten sich zwei altbekannte Erregungsmuster, die das Gehirn typischerweise beim Eintreten von etwas Unerwartetem generiert: Die "Mismatch Negativity", kurz "MMN" kommt dabei aus dem Hörzentrum, dem auditorischen Kortex; das sogenannte "P300"-Signal aus dem Frontal- und Parietallappen des Hirns. Die Neurologen vermuteten eigentlich, dass bei den Melodietauben keines der beiden Signale messbar sein würde:
"Wir haben zu unserer Überraschung festgestellt, dass sie in gewisser Hinsicht ganz normal reagieren. Ihr Gehirn generierte bei falschen Tönen zwar nicht das frühe MMN-Signal. Aber das P300-Signal war dann ganz exakt genauso vorhanden wie bei den Vergleichspersonen, obwohl die Melodietauben den falschen Ton absolut nicht bemerkten. Das heißt also, ihr Gehirn verarbeitet die Abweichung, aber die Personen bekommen das nicht mit. Das ist etwas, was man in anderem Zusammenhang "Wissen ohne Bewusstsein" nennt."
Die Forscher vermuten, dass bei den Melodietauben der normale Verarbeitungsweg im Hörzentrum gestört ist. Die akustischen Reize sind aber offenbar sozusagen auch noch als Geisterfahrer unterwegs; auf parallelen Bahnen, die eigentlich späteren Rückkopplungsprozessen zwischen Hörzentrum und höheren Hirnarealen dienen. Nur fehlt dann eben der entscheidende Verarbeitungsschritt, der zur Bewusstheit des Gehörten führt. Im Gegensatz zu ähnlichen visuellen Störungen wie dem sogenannten "blinden Sehen" oder der Gesichtsblindheit können die Forscher bei Melodietauben aber bislang keinen strukturellen Defekt im Hirn entdecken:
"Und was es noch spannender macht: es ist eine stark vererbliche Anlage. Vielleicht können wir in ein paar Jahren die verantwortlichen Gene identifizieren. Und das würde bedeuten, die zellulären und molekularen Mechanismen etwas besser zu verstehen, die der bewussten und unbewussten Informationsverarbeitung zugrunde liegen."
"Wir beschäftigen uns mit der sogenannten "Melodientaubheit". Das ist eine Störung der höheren zentralen auditorischen Verarbeitung, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, melodische Muster, Melodien - eben Musik adäquat wahrzunehmen. Ihr Gehör ist normal, sie können die Noten hören und bekommen jede einzelne mit, aber sie können nichts über Tonhöhenunterschiede sagen - wie sich die Tonhöhen im Melodieverlauf verändern. Und infolgedessen können sie Musik nicht so genießen, wie es normale Menschen typischerweise können."
Diese Störung kommt gar nicht einmal so selten vor, schätzungsweise zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Daher fanden die Neurologen mit einem vorgeschalteten Hörtest auch recht schnell sieben Melodietaube und baten sie zusammen mit zehn Vergleichspersonen ins Labor. Zunächst wurden alle ein wenig verkabelt: Die Forscher wollten nämlich die Hirnströme der Probanden per EEG überwachen. Und dann gab es bekannte Melodien zu hören: Einmal richtig, und einmal mit falschem Schlusston.
Bei den normal hörenden Testpersonen machte es an dieser Stelle "Hoppla": Im EEG zeigten sich zwei altbekannte Erregungsmuster, die das Gehirn typischerweise beim Eintreten von etwas Unerwartetem generiert: Die "Mismatch Negativity", kurz "MMN" kommt dabei aus dem Hörzentrum, dem auditorischen Kortex; das sogenannte "P300"-Signal aus dem Frontal- und Parietallappen des Hirns. Die Neurologen vermuteten eigentlich, dass bei den Melodietauben keines der beiden Signale messbar sein würde:
"Wir haben zu unserer Überraschung festgestellt, dass sie in gewisser Hinsicht ganz normal reagieren. Ihr Gehirn generierte bei falschen Tönen zwar nicht das frühe MMN-Signal. Aber das P300-Signal war dann ganz exakt genauso vorhanden wie bei den Vergleichspersonen, obwohl die Melodietauben den falschen Ton absolut nicht bemerkten. Das heißt also, ihr Gehirn verarbeitet die Abweichung, aber die Personen bekommen das nicht mit. Das ist etwas, was man in anderem Zusammenhang "Wissen ohne Bewusstsein" nennt."
Die Forscher vermuten, dass bei den Melodietauben der normale Verarbeitungsweg im Hörzentrum gestört ist. Die akustischen Reize sind aber offenbar sozusagen auch noch als Geisterfahrer unterwegs; auf parallelen Bahnen, die eigentlich späteren Rückkopplungsprozessen zwischen Hörzentrum und höheren Hirnarealen dienen. Nur fehlt dann eben der entscheidende Verarbeitungsschritt, der zur Bewusstheit des Gehörten führt. Im Gegensatz zu ähnlichen visuellen Störungen wie dem sogenannten "blinden Sehen" oder der Gesichtsblindheit können die Forscher bei Melodietauben aber bislang keinen strukturellen Defekt im Hirn entdecken:
"Und was es noch spannender macht: es ist eine stark vererbliche Anlage. Vielleicht können wir in ein paar Jahren die verantwortlichen Gene identifizieren. Und das würde bedeuten, die zellulären und molekularen Mechanismen etwas besser zu verstehen, die der bewussten und unbewussten Informationsverarbeitung zugrunde liegen."