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Erklärwerk: Der Leitzins

Der Leitzins ist eines der wichtigsten Instrumente in der Geldmarktpolitik. Heute wird von der EZB eine neue Zinsentscheidung erwartet. Wir erklären, was der Leitzins genau ist und für wen er Bedeutung hat.

08.12.2011
    Geschäftsbanken brauchen Geld, mit dem sie Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben können. Dieses Geld leihen sie sich ihrerseits zu einem großen Teil von den Zentralbanken. Der Leitzins legt fest, welchen Preis die Geschäftsbanken dafür an die Zentralbank zahlen müssen. Bei der Europäischen Zentralbank heißt dieser Zins "Hauptrefinanzierungssatz". Dahinter steckt folgendes Verfahren: Einmal pro Woche bietet die EZB den Geschäftsbanken eine begrenzte Menge Geld an – für die Laufzeit einer Woche. Das Angebot kommt in Form einer Auktion. Der Hauptrefinanzierungszins ist dabei sozusagen das Mindestgebot.

    Was passiert, wenn der Leitzins sinkt beziehungsweise steigt? Philipp Schnee aus der Deutschlandfunk Wirtschaftsredaktion:

    "Sinkt der Leitzins, dann kommen die Banken billiger an Geld und in der Folge sinken dann auch die Kosten für Kredite. Das kurbelt zum einen die Investitionen an und fördert so die Wirtschaft. Aber man muss auch bedenken: Die Inflation wird dann wahrscheinlich steigen. Umgekehrt kann man sagen: Steigt der Leitzins, dann wirkt das normalerweise bremsend auf die Wirtschaftsentwicklung. Ganz interessant ist dabei, dass es so gut wie nie Überraschungen gibt bei den Zinsentscheidungen. Ganz einfach, weil Überraschungen als schlechte Notenbankpolitik angesehen werden. Glaubwürdigkeit und Berechenbarkeit gelten als ungemein wichtig für Zentralbanken. Die Notenbanken müssen einfach glaubhaft versichern, dass sie eine niedrige Inflationsrate zum Beispiel auf jeden Fall verteidigen werden."

    1,25 Prozent

    Im Moment liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank bei 1,25 Prozent. Noch billiger ist das Geld in den USA. Dort zahlen die Geschäftsbanken gerade mal 0,25 Prozent. Die australische Zentralbank nimmt dagegen stolze 4,25 Prozent und die Chinesische Volksbank sogar 5,81 Prozent.