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Erklärwerk: Staatsanleihen

Im Zuge der Euro-Schuldenkrise ist immer wieder von Staatsanleihen die Rede. Dem Staat helfen sie, seine Ausgaben zu finanzieren. Der Käufer kann mit ihrer Hilfe sein Geld vermehren. Im Idealfall ein Geschäft zu beiderseitigem Nutzen. Wie aber funktioniert das?

Von Stephan Beuting | 08.11.2011
    Privaten oder institutionellen Anlegern bieten Staatsanleihen die Möglichkeit, ihr Geld anzulegen und im Idealfall zu vermehren. Staaten wiederum können mit Staatsanleihen ihre Ausgaben finanzieren.

    Das Geschäft funktioniert so. Ein Anleger kauft über seine Bank zum Beispiel Bundesschatzbriefe, das sind deutsche Staatsanleihen, etwa für 100 Euro.

    Zu Beginn der sechs bis siebenjährigen Laufzeit ist der Zins sehr niedrig, wird dann aber Schritt für Schritt angehoben, ein Anreiz für den Anleger, dem Staat das Geld bis zum Schluss der Laufzeit zu leihen.

    Andere Formen von Staatsanleihen haben variable Zinssätze, die Laufzeiten reichen von einem Tag bis zu 30 Jahren.

    Einige Staatsanleihen bringen um ein Vielfaches höhere Zinsen als deutsche. Drückt sich in dem Zinsunterschied das tatsächliche Pleiterisiko des jeweiligen Landes aus?

    Brigitte Scholtes, Wirtschaftskorrespondentin:

    "Das sollte es eigentlich, denn diese Zinsunterschiede spiegeln wider, wie ein Staat aufgestellt ist, also ob sein Haushalt gut konsolidiert ist, wie hoch seine Schuldenquote ist, wie stark seine Wirtschaftskraft. All das beurteilen Rating-Agenturen. Die geben also Noten dafür, und die höchste Note heißt: Hier ist das Ausfallrisiko eigentlich sehr gering. Es gibt andererseits auch noch so irrationale Mechanismen, so einen Herdentrieb, sichere Häfen werden gesucht. Das merkt man im Moment an Bundesanleihen, und wenn die Nachfrage so hoch ist, sinkt dann die Rendite dieser Anleihen. Und das spiegelt auch nicht das aktuelle Risiko dieser Anleihen wider."

    6,68 Prozent

    Die Rendite italienischer Staatsanleihen stieg Anfang der Woche auf diesen Wert. Grund dafür ist die politische Krise der Regierung Berlusconi. 6,68 Prozent. Seit Einführung des Euro erreichen italienische Staatsanleihen damit ihr Rekordhoch.