"Also wir sind erstmal durchaus positiv erfreut, was zum Bereich Hochschule und Forschung im Koalitionsvertrag steht."
Jürgen Röhrreich, der Chef der Thüringer Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, hat lange nicht so lobende Worte über eine Thüringer Landesregierung gefunden, wie in diesen Tagen. Der Koalitionsvertrag, den die gewerkschaftsaffine SPD der bisher allein regierenden CDU abgerungen hat, klingt nämlich beinahe wie ein GEW-Forderungskatalog in Sachen Hochschulpolitik. Gerade Ende der Woche hat die Landesregierung die heftig umstrittene Verwaltungsgebühr abgeschafft, da ging es um 50 Euro pro Semester, die die Studierenden zu erbringen hatten. Dafür gab es zur GEW-Tagung Applaus. Dennoch fühlt sich die GEW nichts arbeitslos. Denn zum Beispiel der Bologna-Prozess liegt ihr schwer im Magen. Der stehe nicht grundsätzlich in Frage, sagt der Gewerkschaftschef. Aber um ihn qualifiziert umsetzen zu können, gebe es schlicht und ergreifend nicht genügend Mitarbeiter, die die Studierenden begleiten.
"Wir denken: 10 Prozent mehr Personal wären mit Sicherheit im Minimum erforderlich …"
… schätzt Jürgen Röhreich. Wohl wissend, dass Thüringen hoch verschuldet ist, und jede neue Ausgabe sehr, sehr gut begründet sein muss. Die GEW fordert trotz der traurigen finanziellen Realität, die Landesregierung möge in diesem Jahr schon beginnen, die Hochschulen zu evaluieren, um den genauen Bedarf zu ermitteln.
"Wenn man jetzt im laufenden Prozess feststellt, dass es mit dem vorhandenen Mitteln nicht zu stemmen ist, dann muss man sich auch dazu bekennen. Deshalb ist es nicht die Frage, ob es eine realistische Forderung ist, es ist eine Notwendigkeit."
Die GEW will einen stärkeren akademischen Mittelbau. Mehr feste Stellen unterhalb der Professoren-Ebene.
"Wir haben an den Hochschulen sehr viel mit durchaus prekären Verhältnissen zu tun. Wir haben sehr viel, was abgedeckt wird, durch so genannte Lehraufträge. Wo wir sagen: da werden Daueraufgaben gemacht. Und Daueraufgaben - da braucht man auch Dauer-Beschäftigte."
Mit offenen Ohren hört dies der Kultusstaatssekretär Thomas Deufel. Er genießt die Komplimente der GEW'ler für all das, was die Sozialdemokraten am Kabinettstisch herausgehandelt haben. Aber er kennt natürlich auch die Nöte, die weit darüber hinausgehen. Er wirbt allerdings für Verständnis, dass die SPD nicht 1:1 umsetzen kann, was sie gerne möchte. Sie habe schon für die Hochschulen deutlich zu Lasten anderer Ministerien viel erreicht. Aber zehn Prozent mehr Personal - Deufel sieht schwarz.
"Man muss, wenn man realistisch ist, schon sehen, in welchen Zeiten wir eigentlich leben, und dann würdigen, wenn da drin steht, dass die Ausstattung der Hochschulen sich mindestens verstetigt, dass das de facto eine wirkliche Leistung ist. Und welche Leistung das ist, das habe ich in der Haushaltsklausur in der letzten Woche wirklich erleben dürfen, wo es gelungen ist, das umzusetzen."
Gesprächsbereit zeigt sich das Thüringer Kultusministerium beim Kritikpunkt Mitbestimmung. Das letzte Thüringer Hochschulgesetz hatte hier Stellschrauben gedreht, die nun wieder gelockert werden könnten. Zum Beispiel fordern die Thüringer Studenten, dass nicht - wie schon passiert - in Hochschulgremien die Gruppe der Professoren so stark werden darf, dass sie alle anderen überstimmen kann. Hier sei die gesetzliche Vorgabe überdies nicht eindeutig, bemängelt Benjamin Hinrichs, Sprecher der Konferenz Thüringer Studierendenschaften.
"In der einen Hochschule ist das alte Rektoratssystem noch beibehalten worden, größtenteils so, wie man es nach Gesetz noch irgendwie kann, dort läuft es auch ganz gut. In anderen Universitäten, wie zum Beispiel auch Jena, wurden die Mitbestimmungsrechte schon sehr stark beschnitten, was das Gesetz eben ermöglicht. Und dort läuft das Ganze eben auch schon schlechter."
Die Studierenden wollen, wie auch die GEW, zurück zur rektoratsgeführten Hochschule mit starken Senaten und Parlamenten. Staatssekretär Deufel sichert zu, dass alle Beteiligten an Hochschulen in Entscheidungsprozesse besser eingebunden werden sollen. Allerdings müsse die Politik der Hochschulen auch mit denen zusammen passen, die das Geld geben. Über all das möchte er im Gespräch bleiben. Die GEW glaubt es ihm gern.
Jürgen Röhrreich, der Chef der Thüringer Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, hat lange nicht so lobende Worte über eine Thüringer Landesregierung gefunden, wie in diesen Tagen. Der Koalitionsvertrag, den die gewerkschaftsaffine SPD der bisher allein regierenden CDU abgerungen hat, klingt nämlich beinahe wie ein GEW-Forderungskatalog in Sachen Hochschulpolitik. Gerade Ende der Woche hat die Landesregierung die heftig umstrittene Verwaltungsgebühr abgeschafft, da ging es um 50 Euro pro Semester, die die Studierenden zu erbringen hatten. Dafür gab es zur GEW-Tagung Applaus. Dennoch fühlt sich die GEW nichts arbeitslos. Denn zum Beispiel der Bologna-Prozess liegt ihr schwer im Magen. Der stehe nicht grundsätzlich in Frage, sagt der Gewerkschaftschef. Aber um ihn qualifiziert umsetzen zu können, gebe es schlicht und ergreifend nicht genügend Mitarbeiter, die die Studierenden begleiten.
"Wir denken: 10 Prozent mehr Personal wären mit Sicherheit im Minimum erforderlich …"
… schätzt Jürgen Röhreich. Wohl wissend, dass Thüringen hoch verschuldet ist, und jede neue Ausgabe sehr, sehr gut begründet sein muss. Die GEW fordert trotz der traurigen finanziellen Realität, die Landesregierung möge in diesem Jahr schon beginnen, die Hochschulen zu evaluieren, um den genauen Bedarf zu ermitteln.
"Wenn man jetzt im laufenden Prozess feststellt, dass es mit dem vorhandenen Mitteln nicht zu stemmen ist, dann muss man sich auch dazu bekennen. Deshalb ist es nicht die Frage, ob es eine realistische Forderung ist, es ist eine Notwendigkeit."
Die GEW will einen stärkeren akademischen Mittelbau. Mehr feste Stellen unterhalb der Professoren-Ebene.
"Wir haben an den Hochschulen sehr viel mit durchaus prekären Verhältnissen zu tun. Wir haben sehr viel, was abgedeckt wird, durch so genannte Lehraufträge. Wo wir sagen: da werden Daueraufgaben gemacht. Und Daueraufgaben - da braucht man auch Dauer-Beschäftigte."
Mit offenen Ohren hört dies der Kultusstaatssekretär Thomas Deufel. Er genießt die Komplimente der GEW'ler für all das, was die Sozialdemokraten am Kabinettstisch herausgehandelt haben. Aber er kennt natürlich auch die Nöte, die weit darüber hinausgehen. Er wirbt allerdings für Verständnis, dass die SPD nicht 1:1 umsetzen kann, was sie gerne möchte. Sie habe schon für die Hochschulen deutlich zu Lasten anderer Ministerien viel erreicht. Aber zehn Prozent mehr Personal - Deufel sieht schwarz.
"Man muss, wenn man realistisch ist, schon sehen, in welchen Zeiten wir eigentlich leben, und dann würdigen, wenn da drin steht, dass die Ausstattung der Hochschulen sich mindestens verstetigt, dass das de facto eine wirkliche Leistung ist. Und welche Leistung das ist, das habe ich in der Haushaltsklausur in der letzten Woche wirklich erleben dürfen, wo es gelungen ist, das umzusetzen."
Gesprächsbereit zeigt sich das Thüringer Kultusministerium beim Kritikpunkt Mitbestimmung. Das letzte Thüringer Hochschulgesetz hatte hier Stellschrauben gedreht, die nun wieder gelockert werden könnten. Zum Beispiel fordern die Thüringer Studenten, dass nicht - wie schon passiert - in Hochschulgremien die Gruppe der Professoren so stark werden darf, dass sie alle anderen überstimmen kann. Hier sei die gesetzliche Vorgabe überdies nicht eindeutig, bemängelt Benjamin Hinrichs, Sprecher der Konferenz Thüringer Studierendenschaften.
"In der einen Hochschule ist das alte Rektoratssystem noch beibehalten worden, größtenteils so, wie man es nach Gesetz noch irgendwie kann, dort läuft es auch ganz gut. In anderen Universitäten, wie zum Beispiel auch Jena, wurden die Mitbestimmungsrechte schon sehr stark beschnitten, was das Gesetz eben ermöglicht. Und dort läuft das Ganze eben auch schon schlechter."
Die Studierenden wollen, wie auch die GEW, zurück zur rektoratsgeführten Hochschule mit starken Senaten und Parlamenten. Staatssekretär Deufel sichert zu, dass alle Beteiligten an Hochschulen in Entscheidungsprozesse besser eingebunden werden sollen. Allerdings müsse die Politik der Hochschulen auch mit denen zusammen passen, die das Geld geben. Über all das möchte er im Gespräch bleiben. Die GEW glaubt es ihm gern.